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Carla. 

ich danke dir, valentina. ich freue mich, dich wieder zu sehen.

Die Antwort von Dardan ist jetzt schon eine Woche und ein Tag her. Wir haben heute den 18. Oktober. In zwei Tagen ist das letzte Konzert und am 21. würden wir uns sehen. Ich schätze mal, dass er sich denken konnte, dass es am 21. ist.

Ich werde von Tag zu Tag immer nervöser was das angeht. Ich rauche immer mehr und mehr zwischen meinen Vorlesungen und meiner Arbeit. Es ist einfach nicht auszuhalten. Der Gedanke daran, was Dardan mir zu sagen hat, macht mich kirre.

Da ich heute ziemlich spät meine Arbeitsstelle verlassen haben, hatte ich keine Zeit, um mir meine Zigaretten zu kaufen. Also muss ich es nachholen, was ich auch nun in der Stadt mache.

Nachdem ich meinen Wagen bei mir auf meinen Parkplatz geparkt habe, laufe ich Richtung Kiosk und schreibe den Mädels, dass ich gerne am Freitag und Samstag etwas unternehmen will, um auf andere Gedanken zu kommen. Sie sagen auch gleich zu. Vielleicht würde ich noch Rosa fragen, aber diese hat schon zu viel Stress wegen ihrer Verlobung im kommenden Monat.

Ich packe mein Handy in meine hintere Hosentasche und betrete den Kiosk. Es ist mein Stammkiosk, wo mich der Besitzer auch schon kennt. Selbst seine Mitarbeiter erkennen mich immer wieder.

„Oh selam aleyküm, Carla", grüßt mich Hassan, der Besitzer und lächelt mich an. „Wie geht es dir?"

Ich laufe auf den Tresen zu und erwidere sein Lächeln. „Ciao Hassan", lache ich dann und nicke leicht. „Gut, aber mit meinen Zigaretten besser und dir?"

Hassan begrüßt mich immer auf seiner Sprache und ich ihn auf meiner. Das ist mit der Zeit so ein Ding zwischen uns geworden. Wie zum Beispiel der Handschlag. Jeder hat seinen eigenen und wir unsere Begrüßung.

„Gauloises, blau für acht Euro nehme ich an?", fragt er mich - worauf ich nicke - und dreht sich schon in die Richtung der Tabakwaren, als die Klingel an der Tür den Besitzer aufmerksam macht, dass ein weiterer Kunde herein gekommen ist. „Ah, hallo junger Mann."

„Hey Hassan", lacht mir der unbekannte, bzw. noch nicht sichtbare Junge hinter mir.

Hassan reicht mir die Schachtel hin, während ich ihm das Geld in die Hand drückt. „Danke schön, schönen Abend noch. Wir sehen uns", rufe ich ihm zu und laufe an dem Kunden vorbei und verlasse den Kiosk.

Ich bin schon einige Meter gelaufen, als ich jemanden meinen Namen rufen höre. Zuerst denke ich, es sei Dardan, doch dieser kennt meinen Namen Carla nicht und ist auf Tour. Also muss es jemand sein, den ich ebenfalls kenne und er mich. Naja, es klingt nur logisch. Aber ich kann seine Stimme einfach nicht zu ordnen, weshalb ich mich umdrehe und in grüne Augen sehe. Plötzlich bereue ich meine Entscheidung, mich umgedreht zu haben und will weiterlaufen, doch er ruft wieder nach mir.

„Carla, verdammt!", ruft der junge Mann und rennt mir anscheint schon hinter her. Moment, ich renne auch? „Bleib mal stehen."

„Was willst du?", fahre ich ihn an und wirble mich zu ihm um. „Was willst du von mir? Kannst du mich nicht in Ruhe lassen, wie du mich auch schon die letzten vier Jahre in Ruhe gelassen hast? Ist das zu viel verlangt?"

Der Italenier bleibt vor mir stehen und schaut auf mich runter. „Ich wollte dich nur was fragen, was sich jeder hier schon fragt."

Was meint er mit jeder? „Was meinst du?"

„Meine Cousine hat dich und Dardan vor ein paar Wochen oder mehr im Späti gesehen", beginnt er und mir brennt es auf der Zunge, woher er Dardan kennt. Wieso kennen überhaupt so viele Dardan? „Ich wollte wissen, ob du glücklich mit ihm bist und damit klar kommst, dass noch tausende von anderen Frauen ihn lieben."

Ob ich glücklich mit Dardan bin? Was soll das für eine Frage sein? Dardan und ich sind nicht mal zusammen. Dardan und ich sind nicht mal ansatzweise in dieser Richtung. Und was soll der Satz danach wieder bedeuten, ob ich damit klar komme, dass noch andere Frauen was von ihm wollen? Um ehrlich zu sein, hätte Dardan mich nicht nach dem ersten Treffen an der Bushaltestelle bzw. in der Shishabar aufgeklärt, dass er nicht so ist, wie er sich gibt, dann hätte ich ihm nicht mal die Chance gelassen, mich kennenzulernen. Sein Haarschnitt war schon peinlich genug. Also wieso sollen andere Frauen auch noch was von ihm wollen? Ich raffe es nicht.

„Was meinst du?", frage ich sicherheitshalber nach und gehe einen Schritt von meinem Ex Freund zurück. Ja richtig, ich stehe vor Riccardo Garcia und bekomme allmählich Angst vor dem, was er mir sagen will.

„Äh", sagt Riccardo und klingt genau so irritiert, wie ich in diesem Moment aussehe. „Wir reden doch von dem selben Typen oder? Groß, breit gebaut, hell braune Haare, Brille..?" Ich nicke kurz als er Dardan beschreibt, verstehe aber trotzdem nicht worauf er hinaus will. „Und er rappt, beruflich. Groß rausgekommen. Ernsthaft, Carla. Lebst du hinter dem Mond?"

Jetzt macht er sich auch noch über mich lustig, ist das sein Ernst? „Er rappt nicht, sondern sein Freund. Was willst du jetzt bezwecken, Riccardo?" Er antwortet mir nicht, aber sieht mich weiterhin stumm an. „Tut mir Leid, Ric, aber ich glaube ihm mehr als dir."

Riccardo lacht dann trocken auf und schüttelt seinen Kopf. „Wer's glaubt. Falls du doch noch Zweifel hast, was richtig und was falsch ist, schau dir doch einfach sein Instagram an. Oder seine Videos. Man sieht sich, Bella."

Mit diesem Worten läuft er an mir vorbei und verschwindet wieder endgültig aus meinem Leben.

Zumindest hoffe ich das.

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt