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Carla.

Dardan und ich haben uns für den Dienstag entschieden, in dem Café, in welchem wir mal zusammen gefrühstückt haben. Ich weiß, dass das Café meiner Oma gefallen wird und Dardan und ich mögen dieses Café ebenfalls.

Um 16 Uhr würden wir uns alle drei treffen und meine Tante, Cousine und meine Mutter würden nach Stuttgart fahren um für Italien einzukaufen, während Nonna und ich den Tag verbringen. Sie denken alle, das nur wir beide was unternehmen würden, doch außer meiner Oma und Dardan weiß bisher keiner Bescheid. Und das ist auch gut so.

Um zwanzig vor vier mache ich mich mit meiner Nonna aus dem Haus und laufen ganz entspannt zum Café. Wir sprechen nicht, wir genießen es einfach, zusammen zu sein. Die Stille, die uns umgibt.

Als wir dann wenige Minuten vor 16 Uhr ankommen, betrete ich mit meiner Nonna das Café und schaue mich nach dem Albaner um. Er ist noch nicht da und das bereitet in mir ein seltsames Gefühl im Magen aus. Dennoch setze ich mich mit meiner Großmutter an einen Platz am Fenster und lächle sie nervös an.

„Kommt er oft zu spät?", fragt sie mich, mit einem leicht strengen Unterton. Sie hasst Unpünktlichkeit.

„Nein, eigentlich nicht", flüstere ich und schaue aus dem Fenster. „Er kam nur einmal zu spät und das nur, weil er auf dem Weg zu mir einen Unfall hatte und dann mit öffentlichen Verkehrsmittel weiter fahren musste."

Mein Handy vibriert in meiner Jackentasche, weshalb ich es heraushole und auf dem Display eine Nachricht von Dardan sehe.

bin sofort da, zemer. bestellt schon mal.

Ich lächle etwas und lege mein Handy wieder zurück in die Tasche. „Er ist gleich da und wir sollen schon mal bestellen. Was möchtest du haben, Nonna?"

Meine Nonna nimmt die Karte, schaut kurz rein und schließt es schon nach zehn Sekunden. „Einen Kakao mit Sahne."

Lächelnd schaue ich meine Oma an und schüttle den Kopf. Man sagt ja, dass die Älteren mit dem Alter wie Kinder werden und das beweist sie mir gerade.

Heute ist die Kellnerin - die das letzte Mal Dardan und mich bedient hat - nicht da, sondern eine jüngere Blondine, etwa in meinem Alter. Als sie merkt, dass ich bestellen will, kommt sie mit schnellen Schritten auf unseren Tisch zu und macht sich schon bereit alles in ihren Block aufzuschreiben.

„Guten Tag", lächelt sie uns freundlich an und schaut meine Nonna und mich mit ihren blauen Augen an. „Was darf's denn sein?", fragt sie uns dann schließlich.

„Einmal einen Kakao mit Sahne und am besten Laktosefrei", sage ich und lächle, als meine Oma das mitbekommt. „Und einen Espresso Macchiato."

Die Blondine schreibt sich alles auf und hebt ihren Kopf dann wieder an. „Sonst noch etwas?", fragt sie. Ich verneine und lächle sie freundlich an, bis Dardan hinter ihr auftaucht und auf den Block in ihren Händen blickt.

„Hey, ehm, kannst du noch einen Kakao mit Sahne hinzufügen? Und diesen Erdbeerkuchen? Aber den hausgemachten. Der ist echt lecker", sagt er und schaut die Kellnerin fragend an. Diese blickt ihn kurz mit großen Augen an, nickt dann aber schließlich. „Dankeschön."

Ich verstecke mein Gesicht hinter meinen Händen und schüttle kaum bemerkbar und peinlich berührt meinen Kopf.

„Hallo", begrüßt dann Dardan meine Großmutter und lässt sich neben mir auf den Stuhl nieder. Kurz schlucke ich auf und schaue zwischen meinen Fingern zu meiner Nonna, welche ihn erstmal mustert. Dann drehe ich meinen Kopf in die Richtung von meinem Sitznachbarn, welcher geduldig auf eine Reaktion von ihr wartet. Doch er spürt anscheint meine Blicke und dreht seinen Kopf zu mir um. „Hey ylli im", lächelt er mich an und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

Mittlerweile wurde es zur Gewohnheit, dass er das macht, doch es ist etwas anderes, wenn er es vor meiner Nonna tut.

„Was heißt das?", fragt meine Nonna sofort und schaut zwischen uns hin und her. Sie spricht auf Deutsch, da sie mit ihrem Ehemann einige Jahre hier gelebt hat und auch die Sprache beherrscht. Dennoch ist Dardan überrascht, dass sie es kann und schaut sie mit offenem Mund an.

„Äh", fängt er an und schüttelt kurz seinen Kopf um sich zu fassen. „Es heißt mein Stern."

Plötzlich fangen die Augen meiner Oma an zu strahlen und schaut dann zu mir. „Mein Stern also", lächelt sie und stützt sich am Tisch ab. „Stellina, hast du ihm von deinem Nonno erzählt?", fragt sie mich auf unserer Muttetsprache, worauf ich nur nicke. „Sehr schön." Dann blickt sie wieder zu Dardan und lächelt diesen sanft an. „Ich bin froh, dass ich dich kennenlernen darf. Ich habe schon viel von dir gehört und habe meiner Enkelin gesagt, das ich kein Nein akzeptiere, für dieses Treffen."

Uns wurden gerade die Getränke sowie der Kuchen serviert, doch die junge Kellnerin gibt Dardan und mir die Kakaos, weshalb ich leicht schmunzeln muss. Nachdem sie gegangen ist, tausche ich mit Nonna unsere Tassen. „Immer wieder passiert das", fängt sie an zu meckern und schüttelt den Kopf. „Nur weil ich alt bin, muss ich doch nicht dieses erwachsene Zeug trinke."

Dardan lacht kurz auf und nimmt einen Schluck aus seinem Kakao. „Man ist niemals zu alt für Dinge, die man auch in der Kindheit getan hat."

Sofort beginnen die beiden über die alte Zeit zu sprechen und haben wirklich Spaß dabei. Meine Oma lacht ab und an und Dardan hört interessiert zu, als meine Nonna die Geschichte von ihr und Opa erzählt. Sie ist zwar lang, aber sie erzählt nur die Momente, in denen sie sich kennengelernt haben.

Irgendwann erzählt Dardan etwas aus seiner Kindergarten Zeit und schaut dann lächelnd zu mir. „Wo warst du eigentlich im Kindergarten?", fragt er mich und bietet mir ein Stück von seinem Erdbeerkuchen an. Ich öffne meinen Mund und lasse ihn mich füttern.

Nachdem ich das Bissen heruntergeschluckt habe, antworte ich ihm dann. „Schatzinsel, in Zuffenhausen."

Meine Oma lacht kurz, wahrscheinlich denkt sie an die Zeiten zurück, als ich nicht aus dem Kindergarten raus wollte.

„Jetzt echt? Ich auch!", gibt Dardan zu und überlegt kurz. „Ich erinnere mich kaum mehr daran, obwohl es die beste Zeit in unserem Leben war."

Ich lächle und schaue zu Nonna. Sie hat mich nämlich auch oft abgeholt, genau so wie Nonno.

„Ich erinnere mich an einen Tag sehr gut", fängt Nonna an und grinst uns. Wehe sie erzählt diese Geschichte.. „Ich hoffe du kommst mit der Eifersucht meiner Enkelin klar, denn schon im Kindergarten mochte sie es nicht, wenn man sich ihre Freunde wegschnappt."

„Ach ist das so?", grinst der Junge neben mir auf und legt eine Hand an mein Knie, so das es meine Großmutter nicht mitbekommt. „Was hat sie denn angestellt?", richtet er die Frage an meine Oma und hört ihr dann schließlich zu.

Best Friends oder was? Schick ihr doch gleich eine Anfrage auf Facebook, aller.

„Ihr Opa hat sie damals abgeholt und musste sich von der Erzieherin anhören, wie Carla einem Mädchen, einen Eimer über den Kopf gezogen hat. Als dann Aurelio gefragt hat, wieso sie es gemacht hat, sagte sie nur, das.. wie hieß das Mädchen noch gleich?", fragt sie mich und blickt mich an.

„Jenny", antworte ich ihr nur grinsend und nehme einen Schluck aus meinem Glas.

„Stimmt. Sie sagte, dass Jenny ihr ihren Freund weggenommen hat und sie ihn nur für sich haben wollte", lacht meine Oma dann, was mich eher peinlich berührt.

Dardan bleibt einen Moment still, was mich beunruhigt. Ein Blick zu ihm verrät mir, das er mich ansieht. „Was ist?"

„Du warst echt eifersüchtig darauf, dass ich mit Jenny gespielt habe?", fragt er mich dann, was mich schockiert.

Plötzlich kommen die ganzen Erinnerungen an den kleinen Jungen aus dem Kindergarten zurück. Sein Gesicht. Seine Haare. Seine Augen. Einfach alles.

„Du.. dio mio, das", beginne ich an doch stottere, aber Dardan grinst mich nur frech an.

„Sie war echt gemein was diesen Tag anging, aber trotzdem ist das echt süß von dir", lacht er, legt eine Hand an meinen Hinterkopf und drückt mir einen Kuss auf meinen Haaransatz.

Ein Blick zu meiner Nonna zeigt mir, dass sie uns lächelnd beobachtet, bis sie sieht, das sie erwischt wurde und mir dann zu zwinkert.

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt