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Carla.

Seit mehreren Tagen habe ich mich nicht mehr bei Dardan gemeldet. Ja, es klingt dumm und kindisch. Aber wir haben es uns versprochen, ehrlich zu sein. Es kann ja sein, dass ich am Schlafen gewesen bin, aber er hätte mir trotzdem schreiben können, sodass ich es am nächsten Morgen gelesen hätte.

Zwar hat sich Dardan bei mir gemeldet, mit einer kurzen ich bin zurück Nachricht, aber das reicht mir nicht aus. Er weiß, dass er scheiße gebaut hat und er weiß auch, dass wir immer ehrlich miteinander bleiben wollen. Aber er hat es nicht getan. Und das enttäuscht mich.

Solche kleinen Dinge, weshalb wir uns jedes Mal streiten, zeigen mir manchmal, wie viel er mir einfach bedeutet. Wir streiten uns mit Worten, mit Taten, aber niemals kam er auch nur auf die Idee, mich körperlich zu verletzen. Dardan weiß, dass ich Angst davor habe. Vor so etwas und naja, meiner Höhenangst.

Ich weiß, dass er es nicht mit Absicht getan hat. Trotzdem bin ich gekränkt davon, dass er es getan hat. Frauen Logik versteht man eben nicht. Keine von uns ist einfach. So ist es nun mal. Aber wir haben uns schon gestritten, weil er einfach so nach Santorini geflogen ist, ohne mir Bescheid zu geben und jetzt wiederholt er es wieder, ohne was zu sagen.

Er weiß ganz genau, was er hätte machen müssen.

Es ist Mittwoch und ich komme gerade aus meiner Vorlesung raus - gemeinsam mit Havva und Mariele - welche über irgendeine Serie reden, die ich nicht gucke.

„Ich schwöre, Klaus ist soooo süß", schwärmt Mariele, worauf Havva nur Würggeräusche von sich gibt.

„Hey, aua!", ruft sie dann, weshalb ich zu ihr blicke und sehe, wie sie sich an ihrem Hinterkopf reibt. „Das tat weh, Mariele!"

„Verdient", zeigt Mariele ihr die Zunge und grinst schon fast teuflisch. „Niklaus Mikaelson ist mit Abstand der attraktivste Bruder in der Serie."

„Nein Kai Parker. Bisse dumm aller?", gibt die Türkin zurück.

„Hä nein?", ruft Mariele und bleibt plötzlich stehen. „Was macht der denn hier?"

„Hm?", sage ich nur und blicke in die Richtung, in welche sie sieht. Meine Stirn ziehe ich in Falten und sehe meinen Freund, der an meinen Wagen angelehnt ist. Er tippt gerade auf seinem Handy herum und hat eine Cap auf, sodass nicht viele ihn erkennen.

Ich frage mich das selbe wie meine Freundin, welche immer noch zu ihm schaut. Auch Havva hat seine Anwesenheit mitbekommen. „Habt ihr Stress?", höre ich ihre Stimme und nicke leicht.

„Ja, schiebe gerade ADHS, weil er es verdient hat", brumme ich und drehe mich zu meinen Freundinnen um. „Ist es okay, wenn du mit Havva fährst?"

„Ehm nein?", antwortet Mariele und läuft an mir vorbei. „Der Typ soll nicht denken, dass nur weil er hier ist, plötzlich alles gut ist."

Die Afrikanerin läuft einfach weiter auf meinen Wagen zu. Havva und ich sehen ihr nach. „Sie hat recht", stimmt Havva ihr zu. „Wenn er Schuld hat, zumindest."

Das hat er. Und ich sollte wirklich mal meine beleidigte bzw. enttäuschte Seite zeigen.

Schnell verabschiede ich mich von ihr und laufe mit zügigen Schritten auf mein Auto zu. Bedacht dabei, ihn zu ignorieren. Doch er bekommt mit, wie sowohl meine beste Freundin als auch ich ankommen und die Türen öffnen.

„Vale." Gerade öffne ich meine Tür zur Fahrerseite, als er nach mir ruft und zu mir blickt. Mariele steht neben ihm und rollt mit den Augen. „Können wir-"

„Sorry, shqiptar", mischt sie sich ein und stößt ihn einfach weg. „Wir haben keine Zeit für dich. Ich muss auf Klo."

Dardan sieht sie mit einer hochgehobener Augenbraue an und schüttelt mit dem Kopf. „Bist du jetzt Vale oder was soll das? Kann sie nicht für sich selbst reden oder muss sie nun ihre Freunde vor schicken?" Dann blickt er zu mir und sieht mich fragend an. „Hast du deine Zunge verschluckt?"

„Hast du deine Eier gefunden?", zische ich und öffne die Tür und werfe meine Sachen wütend hinein. Er ist so anstrengend.

„Ich hab sie nie verloren?"

„Anscheinend ja doch", murrt Mariele und setzt sich dann in den Wagen, aber lässt die Tür offen. „Du bist selbst Schuld, wenn du zu inkompetent bist, um eine Nachricht zu tippen."

Dardan seufzt genervt auf. „Halt den Rand, Mariele. Wegen dir ist es überhaupt so weit gekommen."

Ich lasse meine Hand auf das Dach meines Wagens knallen und sehe mit funkelnden Augen zu Dardan. Er hat nicht das Recht so mit ihr zu reden. „Was fällt dir eigentlich ein, Dardan, huh? Zuallererst erzählst du mir nicht, wo du bist. Erst nachdem ich es von Mariele erfahren habe. Dann kommst du doch auf die Idee, es mir zu sagen und jetzt erhoffst du dir, dass ich mir dir spreche? Oder das Mariele sich nicht einmischen darf, obwohl sie diejenige ist, die es mir gesagt hat?", gifte ich ihn an und schüttle mit dem Kopf. „Sie hat alles Recht der Welt, sich in diese verfickte Scheisse einzumischen. Und nicht nur das, Dardan." Ich höre kurz auf und blicke in sein erstauntes Gesicht. Erstaunt, weil ich so mit ihm spreche. Doch ich sehe auch, wie sehr es ihn verletzt. „Jedes Mal höre ich es von jemand anderen. Immer. Oder ich bekomme es viel zu spät mit. Werde mal im klaren, was du dir selbst für ein Eigentor geschossen hast."

Wir sehen uns schweigend an. Keiner von uns sagt etwas, bis es mir zu viel wird und ich in meinen Wagen steigen will. Doch genau in diesem Moment, meldet er sich wieder.

„Vale, bitte."

„Verpiss dich, aller", keife ich ihn an, ehe ich einsteige und wenige Minuten später wegfahre.

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt