Kapitel 6

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Aidens POV

Ich merke wie der Kleine zusehends müder wird. Er kann kaum noch die Augen offen halten, also beende ich hier das Gespräch der beiden. Noch bevor wir aus dem Zimmer sind schläft Ian schon wieder tief und fest aber diesmal ist es ein normaler Schlaf.

Vor der Tür bleibe ich noch kurz mit dem Anwalt stehen. " Wird er lange in dem Heim bleiben müssen?" Meine Augen blicken besorgt zur Tür. Der Kleine wirkt auf mich so zart und verletzlich. " Wir werden zusehen, dass wir hoffentlich bald eine Pflegefamilie finden. Leider gibt es keine weiteren Angehörigen, auf die wir zurückgreifen können. Aber das Heim, in dem er zur Zeit untergebracht ist betreut Jugendliche in seinem Alter, so dass er wohl gut aufgehoben ist." Der Anwalt schaut mich offen an. Er ist so Mitte vierzig mit einem kleinen Bauchansatz. Aber sein Gesicht strahlt eine Art väterliche Güte aus. Auch ihn scheint das Schicksal von Ian sehr nahe zu gehen und ich bin etwas beruhigter, was die Zukunft des Kleinen angeht. Wir verabschieden uns voneinander und ich gehe nochmal ins Zimmer zurück um nach Ian zu sehen.

Der Junge wirkt so klein und blass in dem Bett. Ich gehe zu ihm und streiche ihm sanft über den Kopf. Er murmelt leicht im Schlaf vor sich hin und ich muss schmunzeln, weil er dabei so süß aussieht. Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen und küssen. > Äh? Hallo?, was denke ich denn da gerade? Das ist dein Patient !!< Dennoch lass ich es mir nicht nehmen und fahre sanft mit meinen Fingern über seine Wange und seine vollen Lippen. Ein Kribbeln geht durch meine Hand und breitet sich immer weiter in mir aus. Schnell ziehe ich meine Hand zurück, als ich merke, wie sich in mir was verändert. Am liebsten würde ich ihn küssen und noch mehr...

> Stop! Er ist erst fünfzehn und du bist 25!!<

Schnell verlasse ich den Raum und gehe zu den Umkleiden. Ich brauche jetzt erst mal eine kalte Dusche um wieder klar zu denken. Danach gehe ich zu meinem Kollegen vom Dienst und erstatte Bericht über den Zustand des Jungen. Da meine Schicht inzwischen auch zu Ende ist, fahre ich nach Hause. Die Schwestern werden sich schon gut um ihn kümmern.

Zu Hause hole ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank, setze mich auf meine Couch und versuche mich durchs Fernsehen abzulenken. Irgendwie klappt es auch mit der Ablenkung und ich schlafe kurz danach auf meinem Sofa ein. Aber durch meine Träume geistert immer noch ein Junge mit weißen Haaren und blauen Augen.

Du! Mein Retter! Mein Schicksal!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt