Kapitel 58

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Ians POV

Ich schrecke mal wieder mitten aus einem Albtraum hoch. Automatisch greife neben mich, doch da ist niemand. Das ist auch nicht Aidens Schlafzimmer. Neben dem Bett ist eine kleine Nachttischlampe eingeschaltet. Dann fällt mir alles wieder ein. Hektisch stehe ich auf und tappe mit nackten Füßen aus dem Zimmer. Vor mir ist ein langer dunkler Flur.   > Wo finde ich denn jetzt nur Aiden? <   Unsicher schleiche ich den Flur runter. An jeder Tür bleibe ich kurz stehen und lege mein Ohr an diese, in der Hoffnung, irgendeinen Hinweis zu hören. Die letzte Tür steht einen Spalt weit offen. Vorsichtig linse ich um die Ecke und dann seh ich ihn da in einem Bett liegen. Seine Mutter sitzt auf einem Stuhl daneben. Ihr Oberkörper ist nach vorne aufs Bett gelehnt und sie scheint auch zu schlafen. Ich trippel unruhig auf der Stelle hin und her. Am liebsten möchte ich zu Aidens unter die Decke kriechen, habe aber Angst, wie Ireen reagieren wird,wenn sie mich hier findet. Ich schlinge meine Arme fest um meinen Oberkörper und trete weiter unsicher auf der Stelle. Die Vorstellung, wieder alleine schlafen zu müssen bereitet mir Panik, also nehme ich allen Mut zusammen und schleiche an ihr vorbei. Auf der anderen Bettseite rutsche ich leise unter die Decke und kuschel mich ganz eng an Aiden ran. Er fühlt sich noch immer extrem warm an, doch ich bin einfach nur froh, nicht mehr alleine zu sein. Zufrieden schlafe ich wieder ein.

Ireen POV

Irgendwann in den frühen Morgenstunden werde ich wach. Da ich Aiden mit dem hohen Fieber nicht alleine lassen wollte, habe ich mir einen Stuhl an sein Bett gestellt und die Nacht über immer wieder die kalten Wickel gewechselt. Dann muss mich irgendwann wohl doch der Schlaf übermannt haben. Ich beuge mich leicht nach vorne,um Aiden die Stirn zu fühlen,als ich merke, dass er nicht mehr alleine im Bett ist. Ian liegt eng an ihn gekuschelt und auch Aiden hat einen Arm um ihn gelegt. Wie ich den kleinen weißen Schopf so neben meinem Sohn sehe, muß ich schmunzeln. Ganz leise stehe ich auf und schleiche mich aus dem Zimmer.   > Ich brauche jetzt erst mal einen starken Kaffee. <  Da die anderen bestimmt auch bald aufstehen werden, schmeiße ich eine ganze Kanne an. Müde hocke ich am Tresen und schaue zu, wie der Kaffee durch den Filter läuft.   > Das ist das ultimative Unterhaltungsprogramm am Morgen. <  denke ich mir, doch es hilft mir, mich etwas von meinen Gedanken abzulenken. Plötzlich horche ich auf, als sich schnelle Schritte von oben her nähern. Bevor ich auch nur aufstehen kann, stürmt mein Mann herein. " Der Kleine ist nicht mehr in seinem Zimmer! " informiert er mich hektisch. " Ist er bei dir? " Er schaut sich in der Küche um. " Keine Sorge, " beruhige ich ihn.   " Es ist alles in Ordnung. Ian ist bei AIden und schläft dort ganz friedlich. "   Ich ziehe ihn in meine Arme. Erleichtert erwidert er meine Umarmung, dann schiebt er mich ein Stück von sich und schaut mich mit großen Augen an. Ich lächel ihn wissend an.   "Ja, mir ist schon klar, dass da wohl mehr als nur einfache Freundschaft ist aber wenn es beiden damit gut geht und sie glücklich sind, haben sie meinen Segen. Vielleicht kriegen wir keine Enkelkinder aber dafür gewinnen wir einen zweiten Sohn dazu. "   Damit ziehe ich ihn wieder zu mich ran und gebe ihm einen leichten Kuss. " Du bist einfach die Beste. Wie gut, dass ich dich geheiratet habe. "

Ein wenig später kommen auch Charlie und John zu uns runter. Jeder schnappt sich eine Tasse und wir gehen gemeinsam ins Wohnzimmer. Natürlich drehen sich unsere Gespräche nur um die beiden Jungs da oben. Scott erzählt den beiden die ganze Geschichte nochmal richtig ausführlich und auch, was so für die Zukunft geplant ist. " Ach Gott, der arme Kleine! " ruft Charlie immer wieder während Scott erzählt. Er war schon immer der emotional impulsivere von beiden. John sitzt einfach nur da und hört sich alles an. Zwischendurch nickt er verständnisvoll. Als Scott fertig ist, sitzen wir einfach nur da und hängen unseren eigenen Gedanken nach. Dann kann ich mich nicht mehr still verhalten und verschwinde in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten.

Aidens POV

Ich werde davon wach, dass etwas Schweres auf mir liegt. Ich blicke zur Seite und sehe, dass Ian neben mir im Bett liegt. Ich lächel vor mich hin, doch dann stutze ich.    > Moment, wieso liege ich hier im Bett? <   Ich schaue mich um und erkenne mein altes Zimmer bei meinen Eltern. Keine Ahnung, wie ich hier hingekommen bin. Das letzte woran ich mich erinnere ist, dass ich mit John und meinem Vater im Wintergarten saß. Dann wollte ich doch eigentlich zu den anderen in die Küche und beim Abendbrot helfen. Ich weiß noch, wie mir schwindelig wurde. Ab da endet meine Erinnerung. Ich greife mir an die Stirn und fühle dort feine Schweißperlen, mein Hals ist rauh und schmerzt beim Schlucken. Mir kommt eine böse Ahnung und ich stöhne leise auf.   " Oh Mann, meine Mum wird mich killen, "  murmel ich leise vor mich hin. Mein ganzer Körper schmerzt, ich fühle mich wie dreimal durchgekaut und wieder ausgespuckt.   " Aiden? " Ich bemerke, wie der Kleine verschlafen zu mir hochschaut. Unsere Blicke treffen sich. Seine Augen weiten sich. Er rappelt sich auf und fällt mir schluchzend um den Hals.  " Oh Aiden, es tut mir so leid. Das ist alles meine Schuld. Wenn ich nicht wäre, würde es dir nicht so schlecht gehen. "  Heiße Tränen tropfen auf meine Schultern. " Hey mein Kleiner, es ist alles okay. Red dir so was nicht ein. "   Ich streiche ihm beruhigend über den Kopf. Ian krallt sich regelrecht in meinem Shirt fest. So liegen wir noch eine ganze Weile. Irgendwann steigt mir Kaffeeduft in die Nase. " Was meinst du Ian? Sollen wir runter was frühstücken gehen? " Ian setzt sich auf. Ich lächel ihn an, was er zaghaft erwidert. Dann wischt er sich mit seinem Ärmel die Tränen weg und nickt leicht.

Ich ziehe die Bettdecke von uns runter und schiebe meine Beine über die Bettkante als mich ein zischender Laut von der Tür her ablenkt.   > Oh, oh, meine Mum. <    Wie der Racheengel in Person steht sie dort, die Hände seitlich in die Hüfte gestemmt und schaut mich grimmig an.       " Setzt du auch nur einen Fuß aus diesem Bett, glaub mir, ich lege dich höchstperönlich übers Knie und versohl dir den Hintern, bis du nicht mehr sitzen kannst! Gestern noch halb tot da gelegen und nun schon wieder fröhlich durch die Gegend springen! "   Sie setzt noch einen wütenden Schnauber hinterher. Eingeschüchtert ziehe ich den Kopf ein und verkrümel mich wieder unter die Decke. Ian ist bei Mums Anblick schnell aus dem Bett gesprungen . Nun steht er mit bleichem Gesicht neben mir und schaut ängstlich zu meiner Mutter rüber. Ich sehe, wie schon wieder Tränen seine Wangen runterrollen. Sofort ändert sich ihr Gesichtsausdruck. Sie läuft auf Ian zu und drückt ihn feste an sich.   " Ach Ian, mein Junge, schön zu sehen, dass es dir wieder besser geht. Willst du mit runter kommen und etwas mit uns essen? "    " Und was ist mit mir? "   maule ich leise unter der Decke hervor. Wieder trifft mich ihr wütender Blick. " Du bleibst hier oben und ich bringe dir gleich was rauf. Rühr dich bloß nicht von der Stelle! " Als wenn ich mich das jetzt noch trauen würde. Ian wirft mir noch ein kleines Lächeln zu, dann gehen beide raus. Ich höre ihre Schritte auf der Treppe und seufze vor mich hin. Ich kann also nur abwarten. Aber irgendwie finde ich das gar nicht so schlimm, denn alleine der Versuch aufzustehen hat mir viel Kraft abverlangt. Mir schmerzt die Brust beim atmen.   > Da hat es mich wohl diesmal so richtig erwischt. >

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