Kapitel 19

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Ians POV

Als ich aufwache sehe ich, dass es draußen schon recht dunkel ist. Vorsichtig taste ich mich durch die Wohnung, bis ich das Bad erreicht habe. Auch hier lasse ich das Licht aus. Keine Ahnung wieso, denn eigentlich hasse ich die Dunkelheit. Nachdem ich auf Toilette war tappe ich langsam wieder zum Bett zurück und kuschel mich ganz fest in die Decke ein. Ich drücke meine Nase ganz tief in den Bezug und atme tief ein. Ich kann ihn überall um mich herum riechen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie ein Stück Blatt zu Boden fällt. Ich beuge mich über die Bettkante und hebe es auf. > Er hat mir eine Nachricht hinterlassen. Ach ja genau, er wollte ja zu Mr. Cage. Was, wenn der sagt, ich müsse wieder ins Heim zurück? <

Automatisch fängt mein ganzer Körper wieder an zu zittern. > Das überleb ich nicht ! >

Plötzlich läßt mich ein Geräusch aufschrecken. Ich höre, wie sich ein Schlüssel im Schloss umdreht, dann geht die Haustür auf. Im Wohnzimmer wird das Licht eingeschaltet. Ich halte unbewußt die Luft an und warte, was passiert.

" Ian?" Schnell lasse ich die Luft aus meinen Lungen, krabbel aus dem Bett und laufe ins Wohnzimmer. Da steht er mit dem Rücken zu mir . Auf dem Tisch hat er einige Taschen abgestellt. Er scheint mich gehört zu haben, denn er dreht sich zu mir um und schenkt mir das strahlendste Lächeln, welches ich je gesehen habe. Ich stürme auf ihn zu und klammere mich um seine Mitte, mein Gesicht fest gegen seine Brust gedrückt. Er zögert einen kurzen Moment, doch dann nimmt er mich auch ganz feste in den Arm. Ich spüre,wie ein warmes Kribbeln durch meinen Körper geht. So geborgen habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Seine Hand streicht leicht durch meine Haare. Ich will ihn gar nicht mehr loslassen.

So stehen wir einige Minuten einfach nur so zusammen. Mit jedem Atemzug nehme ich seinen tollen Duft wahr und ich spüre wie jegliche Anspannung von mir abfällt. Ich will, dass er mich nie mehr losläst.

Aidens POV

Wir stehen eine ganze Weile nur eng umschlungen im Wohnzimmer. Ich streichel ihm sanft über den Kopf und bin nur froh, dass er nicht mehr nur am weinen ist.

Irgendwann schiebe ich ihn vorsichtig eine Armlänge von mir weg und schaue ihm direkt in seine blauen Augen. Seine Augen sind noch immer ganz rot vom vielen Weinen und heftiger Zorn steigt in mir auf, doch ich versuche nach außen ruhig zu bleiben und lächel ihn an. Zögerlich lächelt auch er jetzt. Es ist, als wenn zum Abend hin nochmal die Sonne aufgehen würde und mir wird ganz warm ums Herz.

"Ich war noch was einkaufen. Was hältst du davon, "frage ich ihn: " Während ich was leckeres zu Essen koche, machst du dich frisch. Willst du, dass ich dir ein Bad einlasse oder doch lieber duschen? Ist beides vorhanden ." Ich grinse ihm aufmunternd zu. " Ich denke, ich möchte gerne baden. " antwortet er etwas zögerlich. Also schieb ich ihn aufs Sofa und gehe rüber ins Bad um das Wasser einzulassen. Dann hole ich ihm frische Handtücher aus dem Schlafzimmer und Wäsche aus seiner Tasche. Alles zusammen lege ich im Bad auf einen kleinen Hocker. Dann gehe ich wieder ins Wohnzimmer zurück.

" So, du kannst jetzt reingehen. Wenn du möchtest, kannst du die Tür auch von innen absperren, der Schlüssel steckt." Er schaut mich kurz an, dann nickt er leicht, steht auf und verschwindet durch dieTür. Ich höre, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wird. Ich seufze leise vor mich hin. Ich hatte gehofft, dass er die Tür offen lässt aber kann man es ihm verübeln? Schnell klaube ich alle Taschen zusammen und begebe mich in die Küche.

Da ich nicht der beste Koch bin, wird es ein einfaches Gericht mit Schnitzel, Reis und frischen gedünstetem Gemüse. Außerdem ist alles schnell zubereitet und ich bin zur gleichen Zeit fertig wie Ian mit seinem Bad. Ich stelle alles auf den Esstisch und zwinker ihm aufmunternd zu, als er wenig später wieder aus dem Bad herauskommt. Das warme Wasser hat eine leichte Röte auf seinem Gesicht hinterlassen, so dass er nicht mehr ganz so blass wirkt als wie heute morgen. Seine noch feuchten Haare stehen kreuz und quer von seinem Kopf ab. Er sieht einfach allerliebst aus und ich muss den Drang wiederstehen ihn in den Arm zu nehmen und durchzuknuddeln. > Wieso hat dieser Junge nur so eine Wirkung auf mich? < Ich bin überrascht von meinen eigenen Gefühlen, denn schließlich steht hier ein junger Mann vor mir und kein Mädchen auch wenn seine Figur doch sehr zierlich ist.

Wir setzen uns beide an den Tisch und genießen zusammen die warme Mahlzeit. Danach koche ich uns noch einen Tee und wir setzen uns zuammen aufs Sofa. Ian hält seine Tasse mit beiden Händen fest und starrt wie hypnotisiert in das Getränk. Ich schaue ihn von oben herunter an, was nicht schwer ist, denn er ist weit über einen Kopf kleiner als ich. Ich trinke einen kleinen Schluck, dann stelle ich meine Tasse beiseite

" Hast du noch Schmerzen? " Meine Frage lässt ihn kurz zusammenzucken. Er spannt seinen Schultern an und starrt noch intensiver in seine Tasse. Nach eine Weile schaut er zu mir hoch. " Es ist nicht mehr so schlimm, das Bad hat mir wirklich gut getan. " Ein leichtes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht und ich lächel automatisch zurück. Vorsichtig bohre ich weiter nach. " Möchtest du mir jetzt erzählen, was passiert ist? Weil, wenn du nichts sagst, dann können wir dir auch nicht richtig helfen. " Aber soweit ist er dann doch noch nicht. Sofort verdüstert sich seine Mimik und er starrt wieder nach unten. Ich rutsche etwas näher an ihn heran und ziehe ihn an der Schulter leicht zu mir rüber, bis er sich an mich lehnt. Er gibt einen leisen Seufzer von sich und schließt dann die Augen. Vorsichtig nehme ich ihm die Tasse aus der Hand, dann stütze ich mein Kinn leicht auf seinem Kopf ab. So sitzen wir eine ganze Weile, ohne auch noch ein weiteres Wort zu wechseln. Irgendwann merke ich, wie sein Kopf zur Seite rollt und er langsam auf meinen Schoß runterrutscht. Er ist wieder eingeschlafen. Ich hebe ihn hoch und bringe ihn zurück ins Bett. Mir fällt jetzt erst auf, wie leicht er ist. Er ist nicht dürr, sondern nur sehr zierlich gebaut. Da ich nur ein Schlafzimmer habe, beschließe ich, mein Nachtlager aufs Sofa zu verlegen um Ian nicht zu stören. Mir war nicht klar, dass es eine unruhige Nacht werden würde.

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