Kapitel 84

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Aidens POV

Im Flur bleiben wir vor einer Tür stehen. Der Blonde lauscht kurz daran, dann öffnet er sie ruckartig und schubst mich hinein. Ehe ich mich versehe, zieht er sie schon wieder zu und veriegelt sie von außen. Wütend trommel ich dagegen.  " Lassen Sie mich hier raus, der Junge muss schnell ins Krankenhaus. "    " Maul halten, sonst knallt es . Ich kümmere mich jetzt um meinen Sohn. "  Er tritt von außen gegen die Tür und ich lasse schnell davon ab.  > Wer weiß, ob er er nicht ernst macht und noch durch die Tür schießt. Der Typ scheint zu allem fähig zu sein. < Ein Geräusch lenkt meine Aufmerksamkeit nun hinter mir. Ich drehe mich um und blicke nach unten. Vor mir liegt stöhnend ein Junge am Boden. Für einen Moment bleibe ich wie erstarrt stehen, doch dann knie ich mich neben ihm. Als ich ihn an der Schulter anfasse weicht er schreiend vor mir zurück und starrt mich ängstlich an. Dann scheint ihm klar zu sein, dass ich nicht der bin , den er wohl erwartet hat und er sackt weinend in sich zusammen. Ich rücke näher an den Jungen heran und streiche ihm beruhigend über den Rücken.  " Wo ist Ian? Und was ist mit ihm? "  flüstert er leise.   " Du kennst Ian? "  frage ich erstaunt. Dann schaue ich ihn mir genauer an und mir wird klar, wer da vor mir kauert.  " Du bist Brian stimmt's?  " Er nickt leicht. Fast hätte ich ihn nicht erkannt, so verändert sieht er aus. Ich setze mich auf und will den Jungen mit mir hochziehen, doch der sinkt nur vor Schmerzen stöhnend wieder zu Boden.   " Wo hast du die Schmerzen? "  beuge ich mich wieder zu ihm hin. Er schaut zögend zu mir hoch.          " Keine Sorge, ich bin Arzt. Ich tu dir nichts. "   " Sie sind der Doc, bei dem Ian wohnt. "  erkennt auch er mich jetzt. Ich nicke zustimmend. Vorsichtig hält er sich am Bettpfosten fest und steht langsam auf. Ich setze mich auf die Bettkante. Mein Blick bleibt am Körper des Jungen hängen.   " Darf ich mal nachschauen? "   Zögernd zieht er sein Shirt nach oben. Ein Zischen kommt mir über die Lippen, als ich seinen Bauch und den Brustkorb sehe. Ähnlich wie bei ian sind überall Hämatome in allen Farbstadien zu sehen. Mit leichten Bewegungen fahre ich über seine Rippen. Er zuckt unter meiner Berührung zusammen. Auf beiden Seiten fühle ich gebrochene Rippen.      " War er das? "  frage ich leise. Er zieht sein Shirt wieder runter und nickt leicht. Tränen stehen in seinen Augen. Ein Geräusch lenkt mich kurz ab und ich lausche in Richtung Flur. Man kann Schritte höre, dann wird eine Tür geöffent und wieder geschlossen. Bei ganz genauem hinhören glaube ich, dass draußen ein Auto gestartet wird.  > Hoffentlich fährt er mit Ian zum Krankenhaus. <   Dann richte ich mein Augenmerk wieder auf Brian. Sein Arm sieht ziemlich entzündet aus aber da kann ich ihm im Augenblick nicht helfen. Wut steigt in mir auf darüber, was er diesem Jungen angetan hat. Ich schaue Brian feste in die Augen.  " Sag mir ehrlich, wie weit ist dieser Mann gegangen? Hat er sich an dir vergriffen? "  Jetzt bin ich ganz der Mediziner, der hier untersucht. Statt einer Antwort sehe ich nur, wie Tränen über sein Gesicht laufen.            > Auch wenn er selbst kein Unschuldslamm ist, so tut mir der Junge doch leid. <  Vorsichtig ziehe ich ihn zu mir ran und nehme ihn tröstend in den Arm. Er drückt sich an mich und fängt nun bitterlich an zu weinen.  " Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich könnte alles rückgängig machen. Dass all das hier passiert ist, das habe ich nicht gewollt. "  Ich halte ihn einfach nur und warte, bis er sich wieder beruhigt hat. Irgendwann ist er einfach eingeschlafen und auch ich merke, dass ich mein Limit schon lange überschritten habe. Mir ist heiß und kalt und schwindelig, jeder Atemzug tut extrem weh.  > Wahrscheinlich hat mich mein Adrenalin so lange durchhalten lassen. <  Zähneklappernd schaue ich mich nach einer Möglichkeit um, uns beide zuzudecken. Die Decke und das Bett sind nicht mehr richtig sauber aber zur Zeit die einzige Möglichkeit um nicht weiter auszukühlen, denn eine Heizung scheint hier nicht an zu sein. Erschöpft lege ich mich neben Brian ins Bett und decke uns beide zu. Bevor ich auch nur weiter einen klaren Gedanken fassen kann, driffte ich in eine tiefen Schlaf rüber.

Andrews POV

Während ich durch die Dunkelheit fahre schaue ich immer wieder nach hinten zu meinem Jungen. Ich hoffe, dass er irgendwie mal wach wird. Doch dem ist nicht so. Langsam bekomme ich Angst, dass ich es nicht mehr rechtzeitig schaffe. Ich fahre an den Straßenrand und überpüfe Ians Lebenszeichen. Sein Puls ist extrem schwach aber da. Zum Glück kommt mir kein Fahrzeug entgegen. Schnell fahre ich weiter. Es dauert noch fast eine halbe Stunde, bis ich an der Klinik ankomme. Vorsichtig hebe ich Ian aus dem Wagen und eile mit ihm ins Gebäude. Drinnen rufe ich um Hilfe. Eine junge Frau in Schwesterntracht kommt auf mich zu.  " Helfen Sie mir bitte, er ist eine Treppe runtergestürzt.  "  Sie schaut kurz auf den Kleinen, nickt und weist mich an, ihr zu folgen. Sie führt mich rüber in einen Behandlungsraum und zeigt auf eine Liege. Behutsam lege ich Ian darauf ab. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie die Schwester zumTelefon greift. Mein erster Gedanke ist, sie davon abzuhalten aber dann wird mir klar, dass sie ja nur einen Arzt zu Hilfe ruft und das ist ja mein Anliegen. Nur wenige Augenblicke später betritt ein älterer Mann in weißem Kittel in den Raum.  " Was ist denn genau passiert? "  fragt er, während er sich dabei schon über Ian beugt.  " Er ist gestolpert und dann eine Kellertreppe runtergestürzt, "  erkläre ich ihm.  > Nun ja, die hälfte der Geschichte stimmt ja auch. >  denke ich so bei mir. Er begutachtet die Schienenverbände und den Kopfverband. Dann schauter mich direkt an.  " Wer hat die Erstversorgung gemacht? "   " Das war ich, "  entgegene ich ihm.  " Ich habe erst vor kurzen einen Erste Hilfe Kurs absolviert, darum ist mir das alles noch so geläufig. "  Der Arzt nickt zustimmend. Dann will er wissen, wann das alles passiert ist. Ich denke kurz nach und stelle fest, dass es wohl so an die drei Stunden her ist, dass ich ihn dort runtergeschubst habe.   " So knapp eine Stunde, "  lüge ich den Doc an.  " Leider habe ich kein Telefon und der Wagen wollte nicht sofort anspringen. Und die Nachbarn sind ausgerechnet heute nicht da. Darum konnte ich erst jetzt mit ihm kommen. "   Während ich das sage, setze ich eine Jammermiene auf, die jedes Herz erweichen könnte.  > Das konnte ich schon immer gut, Leute mit meinen Geschichten an der Nase herumführen. <   Ich schaue dabei zu, wie der Arzt Ians Vitalwerte überprüft. Als er meinem Jungen das Shirt auszieht sieht er die Hämatome am Bauch. Er wirft mir einen ernsten Blick zu, dann schaut er zur Schwester rüber.  " Bringen Sie mir sofort das Ultraschallgerät. Das sieht mir ganz nach inneren Blutungen aus.  " Die Schwester eilt mit dem Gewünschten herbei. Mit geübten Griffen fährt der Arzt mit dem Schallkopf über Ians Bauch. Sein besorgter Blick auf dem Monitor bestätigt mir, was schon dieser Warren zu mir gesagt hat.  " Der Junge muss sofort in den OP, sonst verblutet er uns innerlich. "  Sein Blick wandert rüber zu mir.  " Sind Sie sein Vater? Wie alt ist er denn und wissen Sie seine Blutgruppe? "  " Ich bin sein Onkel, " murmel ich leise.  " Er ist sechszehn Jare alt. "  > Mir wird gerade bewusst, dass heute sein Geburtstag ist. Das weiß ich nur so gut, weil er genau am gleichen Tag Geburtstag hat, wie seine Mutter. Damals war das für mich einfach nur der Hohn gewesen, dass er genau an diesemTag geboren wurde. <  " Der Junge ist nur zu Besuch bei mir, seine Eltern sind auf Reisen und nicht erreichbar. "  lüge ich weiter.  " Wie heißt er denn? "  " Hank, sein Name ist Hank. "        " Schwester, wir brauchen ein Blutbild, die Blutgruppe und lassen Sie mehrere Konserven bereitstellen. "  Dann greift er zum Telefon. Ich trete nervös von einem Bein aufs andere und beobachte das ganze Geschehen.  > Ich muss langsam zusehen, dass ich hier verschwinde. Sollte der Junge vorher wach werden, bin ich aufgeschmissen. <   Ich höre wie der Arzt nach einem OP-Raum verlangt.  " Ich muss schnell den Wagen wegfahren, der steht nämlich noch vor der Einfahrt, "  entschuldige ich mich und drehe mich zur Tür um. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie der Arzt mich kurz kritisch beäugt aber dann zustimmend nickt.   " Melden Sie sich doch dann bitte an der Pforte und geben dort alle seine Daten an. Die Schwester wird Ihnen dann auch den weiteren Verlauf erklären und die nötigen Papiere überreichen. Da seine Eltern ja nicht erreichbar sind, müssen Sie das schriftliche Einverständnis für die Behandlung geben. "   " Ja, ich beeile mich, bis gleich. "  Damit drehe ich mich um und verlasse den Raum. Ich zwinge mich, nicht allzu hektisch hier rauszulaufen, um nicht unnötig aufzufallen. Draußen steige ich schnell ins Auto und verlasse das Gelände. Nachdem ich einige Kilometer gefahren bin, halte ich auf dem Seitenstreifen an . Erschöpft lasse ich mich aufs Lenkrad fallen. Meine Gedanken kreisen nur um den Kleinen und ich bete, ja ich bete wirklich, dass es ihm bald wieder besser geht. So verharre ich mehrere Minuten, dann starte ich den Wagen wieder und fahre zurück zu meinem Haus.

Du! Mein Retter! Mein Schicksal!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt