•●•78•●• [Guns for love.]

52 10 8
                                    

Pov. Jungkook.

Er sah die aufkeimende Verzweiflung in Jihoon's Augen, als Taeil nicht mehr reagierte, wenn er ihn ansprach. Sein Atem ging langsamer als zuvor, und wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er ihn für tot gehalten.
Er wusste nicht, wo sie hin gingen, aber mittlerweile wanderten sie lange durch Seoul, und er begann müde zu werden.
Wie Jihoon das aushielt war ihm ein Rätsel.
Vermutlich weil er musste. Wenn er es nicht schaffte, dann würde es keiner von ihnen schaffen.
Und das mussten sie.
Deshalb musste er es schaffen.

Pov. Taeil.

Die Stille schien ihn zu zerdrücken, sie war schwer, bleiern und laut.
Es machte ihm Angst, am liebsten würde er weglaufen, aber wohin?
Die Schwere zog ihn weiter hinab in eine Dunkelheit, die er noch nie gesehen.
Eine Dunkelheit, die ihm Angst machte.
Ob es der Tod war oder etwas anderes wusste er nicht, und das wollte er auch nicht. Wenn er wusste, dass das hier der Tod, dann würde er zu kämpfen aufhören.
Doch wie sollte er gegen etwas ankämpfen, das überall um ihn herum war, das seinen Kopf und seine Brust füllte und ihn mitleidlos ertrinken ließ?
Hier war keine Luft zum atmen, kein Sonnenlicht, nur die Schwere.
Er war alleine.
Hatte Jihoon ihn zurückgelassen?
Niemand war hier, außer ihm, der lauten Stille und den schrecklichen Gedanken in seinem bleiernen Kopf.

Pov. Jihoon.

Wenn ihm jemand sagen würde, dass er schlafen gehen könnte, wäre er auf der Stelle eingeschlafen.
Er war mehr als nur müde.
Aber wenn er jetzt einbrechen würde, würde er Taeil und Jungkook mit ihm in den Abgrund ziehen.
Die Wohnung lag nicht mehr allzu weit entfernt, und auf den letzten Metern wurde ihm erst bewusst, wie lange er schon nicht mehr hier gewesen war.
Über eine Woche lang.
Und eigentlich wollte er auch nicht hierher kommen.
Die Wohnung war nie sein gewesen, sie hätte genauso gut jedem gehören können. Nichts darin erinnerte an ihn.
Seit Hyuna ihm dort aufgelauert hatte, überwog in ihm die Abneigung noch mehr, aber er wusste auch, dass es einer der sichersten Orte war - falls es sowas, bei dem was ihnen bevorstand überhaupt gab.
Bisher hatte er Yukwon und Minhyuk noch nichts gesagt, er wusste selbst nicht warum.

Die Türe trug die Einbruchsspuren, die ihm damals im völlig Dunklen nicht aufgefallen waren. Die Tür ließ sich dadurch fiel zu einfach öffnen, und das gefiel ihm überhaupt nicht.
"Lass bei jedem Fenster die Jalousien herunter und schieb irgendetwas davor, wie einen Kasten. Da dürften sie nicht so leicht durchkommen."
Er sah den geschockten Blick des jüngeren, als er das sagte, aber es war keineswegs eine Übertreibung.
Sobald sie sie gefunden hatten würden sie hier herein zu kommen wie die Ratten.
"In der Küche ist Klebeband, überberkleb das Fenster und danach den Kasten, damit es eine feste Barriere wird."
Jungkook nickte und verschwand um sich das Klebeband zu holen.
Er selbst trug Taeil ins Schlafzimmer, dort war es vermutlich noch am bequemsten. Vor allem, wenn man angeschossen war und nirgends ein Arzt war.
Sein Bett war noch immer angemacht und auf dem Fensterbrett hatte sich eine dicke Staubschicht gebildet. Er holte Klebeband aus seinem Kasten.
Für viele war es komisch, dass er es praktisch überall gelagert hatte, aber sein Onkel hatte ihm dazu geraten, damit man in so einer Situation schneller alles sicher machen konnte.
Und sein Onkel hätte es nicht so lange in diesem Beruf überlebt, wenn er nicht so seine Ticks gehabt hätte.
Und die hatte er schnell übernommen.
Das Fenster abzudichten war nicht schwer, der Kasten hingegen schon.
Ihn vor das Fenster zu bekommen dauerte und dazwischen hörte er von unten einen der Nachbarn nach oben schrein.
Die würden bald noch ihr blaues Wunder erleben.
Der Kasten sah, nachdem er fertig war, aus wie ein Insekt in seinem Kokon, aber es hatte ja auch nicht schön auszusehen.
Helfen sollte es.
"Was machst du da?", fragte ihn plötzlich eine bekannte Stimme, bei deren Klang sein Herz einen kleinen Sprung machte und er spürte, wie ihm warm wurde.
Taeil war munter, saß aufrecht auf der Bett und sah das den Kastenkokon etwas verwirrt an.
Sofort kam er zu ihm und setzte sich neben ihn, um ihn fest in den Arm nehmen zu können.
"Du bist munter. Ich dachte schon..."
Weiter redete er nicht, weil es ihm weh tat, die Möglichkeit auszusprechen.
"Ich gehe nicht so einfach, ich bleib bei dir."
Die Worte jagten erneut Wärme durch seine Adern, wie himmlisches Feuer.
"Aber jetzt sag mir mal, was dir der arme Kasten getan hat um so zugerichtet zu werden?"

NO JOKE [Taepyo]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt