Pov. Jihoon
Zwei Tage vergingen.
Drei Tage vergingen.
Tag und Nacht waren sie auf der Suche - doch fanden sie ihn nicht.
Seoul war so groß, und er konnte überall sein.
Da die meisten Zivilisten dank der Polizeisperren die Stadt verlassen hatten standen die Häuser leer.
In jedem einzelnen konnte er theoretisch sein.Er saß in der kleinen Wohnung, die sie zu ihrem Hauptquartier erklärt hatten. Die Wohnung, die früher Taeil gehört hatte.
So ziemlich jeder, der jetzt noch in der Stadt war war ein Feind, die wenigsten waren normale Bürger.
Jeder konnte ihm etwas antun.
Und er konnte ihn nicht finden.
Es machte ihn wahnsinnig keine Ahnung zu haben ob er überhaupt noch am Leben war.
Was, wenn er verblutet war?
Wenn er gestorben war und er würde ihn nie wieder sehen?
Was wenn irgendjemand ihn umgebracht hatte?
Was...
Was, wenn die weiße Lilie ihn in ihrer Gewalt hatte. Es waren Horrorszenarien und so real, dass ihm schlecht wurde.
Er stand auf und ging zum Fenster um es zu öffnen und ein wenig frische Luft herein zu lassen. Es hatte angefangen zu regnen, und das in beträchtlichen Maßen.
Drei Tage. Wie lange würden sie noch suchen, bevor alle Hoffnung verloren war?
Aufgeben wollte er nicht, nicht wenn es um Taeil's Leben ging.
Aber gab es denn überhaupt noch Hoffnung?
Er hatte Minhyuk und Yukwon nach Hause geschickt, immerhin konnte er es sich nicht leisten, dass sie komplett übermüdet sein würden.
Und so war er reichlich überrascht, als es an der Wohnungstür klopfte.
Wer konnte das jetzt noch sein?
Er zögerte einige Sekunden, bevor er ein ersticktes Schluchzen hörte.
Vorsichtig bewegte er sich auf die Türe zu.
Und war überrascht als er sie öffnete.Pov. Taeil
Die Strecken, die er zurücklegen konnte wurden imemr kürzer, die "Pausen" immer länger.
Man konnte sie wohl eher als temporäre Bewusstlosigkeit bezeichnen, aber das war dahingestellt.
Nach eineinhalb Tagen an denen er durch die Gegend lief, so schnell sie er es vermochte, und versuchte sich an irgendwelche Merkmale oder Gebäude zu erinnern war er in ein ein wenig bekanntestes - und belebteres - Gebiet gekommen.
Noch immer ohne Orientierung wusste er jedoch circa wo er war.
Die Stadt war evakuiert worden, die Meisten die noch hier waren gehörten zu Gangs.
Deshalb war auch das Haus in dem er nach seinem Sekundenflug gelandet war so leer gewesen. Die Menschen hatten ihr Nötigstes gepackt und waren verloren.
Seoul hatte sich in eine Geisterstadt verwandelt.
Bis auf hier.
Hier war der Untergrund - und damit das Viertel, in dem die Gangs waren.
Die Gangs und seine alte Wohnung.
Und so mit etwas Glück Jihoon.
Doch das Viertel war riesig.
Hier eine "Pause" zu machen war viel gefährlicher als in den beinahe ausgestorbenen Teilen der Stadt durch die er gewandert war.
Das nächste Mal als er eine Pause machte war er für mehr als einen ganzen Tag ausser Gefecht gesetzt.
Es war noch nicht ganz dunkel, als er sich wieder in Bewegung setzte.
Er fühlte sich, als ob er relativ hohes Fieber hatte - zumindest fühlte sich sein Kopf so an.
Daran, dass es Fieber durch eine Entzündung war wollte er schlichtweg nicht glauben.
Wenn man nicht daran glaubte dann war es auch nicht war.Leider doch.
Er kannte sich in der Gegend aus, doch konnte er keine fünfhundert Meter zurücklegen ohne das Gefühl zu haben umzukippen.
Und der Regen machte es ja sooo viel besser.
Er sollte einfach nicht jammern, dann würde das schon werden. Es gab Leute, die schlimmeres überlebt hatten, also waren die Entschuldigungen auch hinfällig. Also weiter.Die Zeit verstrich quälend langsam, doch so langsam merkte er, dass er der Wohnung näher kam.
Die Gegend war bekannt.
Vertrauter.
Jetzt nicht gerade gemocht, aber definitiv vertraut.Und dann endlich.
Ein weiterer halber Tag war vergangen, und der Regen nur noch schlimmer, es schüttelte sie aus Kübeln.
Aber hier war er.
Keine einhundert Meter vom Haus entfernt.
Das Türschloss war kaputt wie immer, und die Eingangstür Lied sich einfach aufdrücken.
Sein gesamter Körper schrie nach Ruhe, doch nach der nun drei Tage langen Wanderung folgten Treppen.
Die quälende Ewigkeit zog sich in die Länge.
Jedes Stockwerk war ein weiterer Höllenkreis für sich - was nicht zuletzt an den kalten Temperaturen lag.
Doch er kam an.
Er hatte die Stufen überlebt und stand vor der Wohnungstür, kurz davor einfach umzufallen.
Es fühlte sich an als ob ein schweres Gewicht auf seinem Herz lastete. Er war hier, zum ersten Mal seit so langem. Zum ersten Mal seit über zwei Wochen in einer vertrauten Umgebung in der ihm nicht eine falsche Regung jede Sekunde sein Leben hätte kosten können.
Dieser Strom, unter dem er gestanden hatte, der alles zurückgedrängt hatte wurde ihm erst jetzt bewusst.Er klopfte an die Türe, in der Hoffnung, dass jemand hier sein würde.
Das Jihoon hier sein würde.Angsterfüllte Sekunden lang tat sich nichts.
Keine Geräusche und kein Licht.
Nichts.
Keiner war hier.
Er merkte, wie die Trauer und Angst ihm zu übermannen schien und ihm Tränen in die Augen stiegen.
Er schluchzte auf und lehnte sich gegen die Türe.
Seine Beine gaben nach.
Er konnte nicht mehr weiter.
Die Dunkelheit, tiefer als je zuvor riss ihn in die Tiefe.
Es fühlte sich endgültig an.
Endgültig und friedlich.
So saß er, seitlich an die Türe gelehnt, von der immer dichter werdenden Dunkelheit umgeben.
So tief, dass sie ihm undurchdringlich schien.Als plötzlich die Türe aufging.
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NO JOKE [Taepyo]
Fanfiction[Seoul ; Südkorea] SHOWTIME! Das Leben von Lee Taeil sieht nicht besonders toll aus. Ständig geht es bergab. Nachdem er sein Kunststudium abgeschlossen hat verliert er seinen Job, seine Miete kann er schon seit vier Monaten nicht mehr bezahlen. Kur...