Kapitel 90

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Manchmal hast du das Gefühl, dein ganzes Leben zieht an dir vorbei. Genau so ging es mir in dem Moment. Ich rannte neben dem Krankenbett her und sah Jills blasse Haut. Ihr perfektes Gesicht, dass im schein der Neonlichter so zerbrechlich wirkte. Die Ärzte hatten bereits intubiert und alle schreien einander Kommandos entgegen. Es ging alles viel zu schnell, sie ließen mich im Krankenwagen mitfahren und nun war ich hier. Sie schoben sie direkt in den OP Saal, einige Helfer hielten mich fest, damit ich nicht rein ging. "Sie braucht mich!" schrie ich und meine glasigen Augen sahen ihr durch das Fenster hinterher. Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare:"Glauben sie, sie schafft es?" fragte ich den einen Arzthelfer, der mich immer noch am Arm hielt. Er gab mir einen missmutigen Blick zu, einen leidenden und entschuldigenden Blick. "Ich kann dazu nichts sagen." antwortete er, doch sein Blick verriet alles. 

Ich setzte mich vollkommen ausgelaugt auf einen Sitz, ich wusste schon garnicht mehr seit wie vielen Stunden ich wach war. An schlaf war in so einer Situation allerdings nicht zu denken. Ich rieb mir durchs Gesicht:"Können sie mich bitte sofort informieren, wenn sie genaueres wissen?" fragte ich besorgt und die Männer nickten. "Danke, sie können mich alleine lassen. Ich werde schon nichts dummes anstellen." sagte ich nach ein paar Minuten. Die Männer blickten einander an und nickten dann, sie verschwanden irgendwo in den Unendlichkeiten dieses Krankenhauses. Alles um mich herum schien so hektisch zu sein, doch es prallte an mir ab. Keinerlei Emotionen schienen mich greifen zu können. "Justin!" hörte ich plötzlich eine Frauen Stimme nach mir rufen, ich schrak auf und sah mich hektisch um. Als Yael und Scooter vor mir Standen fühlte ich eine Art Enttäuschung in mir, aus irgendeinem Grund hatte ich gehofft, dass Jill vor mir stehen würde. Es war natürlich unrealistisch, da sie angeschossen im OP lag. Der Gedanke daran. welche Schmerzen sie gehabt haben musste zerrissen mich innerlich und füllten mich mit Wut und Hass. "Wir müssen diesen Dreckskerl finden!" reif ich Scooter zu als er auf mich zu kam, er sah meinen Hasserfüllten Blick. Er hielt mich an den Schultern fest:"Die Polizei sucht die Beiden bereits." sagte er mit einer viel zur ruhigen Stimme. "Die sind nicht schnell genug, ich muss ihn selber suchen!" zischte ich und wollte mich von Scooter los reißen, doch der Schmerz in meiner Wange hielt mich zurück. Yael hatte mir mit voller Wucht eine Backpfeife gegeben:" Justin Drew Bieber! Du gehst nirgendwo hin, deine Freundin liegt im OP und du wirst gefälligst hier sein wenn sie aufwacht. Dein Leben zu riskieren und alleine gegen Matt anzutreten ist komplett gestört! Du hast viel zu lange kein Auge mehr zugemacht und drehst langsam völlig durch." schrie Yael mich an, ihr Blick war starr auf mich fixiert. 

Auch Scooter sah sie irritiert an, aber sie hatte wohl recht. Kleinlaut setzte ich mich auf den Stuhl und die Beiden setzten sich neben mich. "Falls sie überhaupt aufwacht." flüstert eich leise und fing mir einen Bösen Blick von Yael. Und so verbrachten wir stunden auf dem Stuf, ab und zu ging jemand los um Kaffee zu holen. Oder wir leiden im Kreis auf und ab, weil uns die Nervosität zerriss. "Das kann doch nicht so lange dauern!" rief ich ungeduldig, als ich erneut meine Runden drehte. "Ist hier irgendjemand der mir sagen kann was mit Jill ist?!" brüllte ich durch den ganzen Flur, doch ich erntete nichts außer verstörte Blicke. Schnaufend setzte ich mich wieder hin, bis sich die Tür des OP Saals öffnete. Der Arzt kam wie einer heilige Gestalt heraus, weiß und erleuchtet erschein er mir wie ein Heiliger. Wir standen alle gleichzeitig auf und blickten ihn hoffnungsvoll an:"Und?" fragte ich sofort, "wie gehts ihr? Lebt sie?" fragte ich. 

"Sie hat Unmengen an Blut verloren und wir haben sie kurzzeitig verloren." erklärte der Arzt und mein Herz rutschte mir in die Hose. "Wir haben sie reanimiert und sie wird nun künstlich ernährt." fuhr er fort, das heiß sie lebte. "Daher habe ich eine gute und eine schlechte Neuigkeit." sagte der Arzt und blickte uns allen tief in die Augen. "Die gute Neuigkeit ist, ihre Freundin ist stabil.", wir alle seufzten und es war das erstmal seit langem, dass sich eine Arzt Lächeln auf meinen Lippen zeigte. "Und was ist die schlechte?" fragte Scooter. "Die schlechte ist, dass wir dringend einen Blutspender brauchen. Wir können sie jetzt künstlich am Leben halten. Aber ohne weiteres Blut können wir sie nicht aus dem künstlichen Koma holen." erklärte er, und innerhalb von einer Sekunde verschwand mein Lächeln wieder. "Dann nehmen sie einfach mein Blut." sagte ich und steckte ihm meinen Arm entgegen. "Das ist ja das Problem Mr. Bieber. Mrs. Malone hat eine ganz seltene Blutgruppe, das heißt nur ihre Eltern oder Verwandten können ihr Blut spenden." erläuterte der Arzt und ich fühlte mich erneut wie in Trance. Das war alles ein schrecklicher Alptraum, Jills Mutter war tot und ihre Tante hatte sie ermorden wollen, sie war also die letzte die ihr Blut spenden wollte. "Mutter, Vater, Tante, Onkel, Geschwister, alles hilft." erklärte der Arzt, doch sah an unseren Gesichtern dass das ein großes Problem war. "Ich werde in allen Krankenhäusern nachfragen ob sie dieses Blut haben, aber ich kann ihnen schon fast garantieren, dass es niemand haben wird." sagte er und schaute zu Boden. "Hat sie denn wirklich gar keine Verwendeten?" hakte er nach und ich biss meine Zähne zusammen. 

"Sie hat einen Vater, allerdings weiß ich nicht wo er ist und ob er überhaupt lebt." erklärte ich. "Dann sollten sie das besser herausfinden, es ist so gut wie unsere einzige Chance." antwortete er und ich nickte. "Kann ich sie sehen?" fragte ich zaghaft und der Arzt nickte. "Ja, ziehen sie sich einen Kittel und Mundschutz an, aus Hygienegründen, dann können sie hinein." sagte er und hielt uns die Tür auf. Wie befohlen zogen wir uns alles an und dann gingen wir hinein. Dort war sie, wunderschön und doch so blass. Sie war verkabelt an allerlei Maschinen und das dauerhafte Piepsen machte mich nervös. Ich trat zu ihr heran und griff nach ihrer Hand. Ich streichelte die kalte Hand und mir rollten augenblicklich Tränen die Wange herunter. "Ich presste meine Lippen auf ihren Handrücken. "Es tut mir so leid Jill, es tut mir so leid." schluchzte ich und meine heißen Tränen tropften auf ihre zierliche Hand. "Ich verspreche dir, ich gebe nicht auf, ich finde eine Möglichkeit. Ich hol dich zu uns zurück und dann wird alles gut. Dann können wir endlich zusammen sein, uns lieben. Ich werde alles für dich aufgeben, wir können irgendwo zurückgezogen auf einem einsamen Berg wohnen." sagte ich halb lächelnd, halb weinend. "Ich gebe dich nicht auf Jill, niemals." schluchzte ich und drückte mich so nah es mir nur möglich war an sie. 

ANDERE WELTEN  *JB FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt