Kapitel 95

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2 Monate später: 

Tage vergingen langsam, Justin setzte alles daran, dass ich möglichst schnell wieder auf die Beine kommen würde. Mehrmals in der Woche hatte ich Rehar, da ich durch das lange liegen schwach geworden war und Beinmuskeln neu aufbauen musste. Zusätzlich dazu hatte Justin mir einen Psychologen verordnet, welcher mehrmals die Woche zu mir kam und mit mir sprach. Ich hatte mich erst dagegen geweigert, doch als die Alpträume und Panikattacken häufiger kamen, packte mich doch die Vernunft. Ich wollte nicht immer mit ihm reden, doch in vielen Sitzungen fühlte ich Erleichterung. Und so verging die Zeit langsam, aber ich spürte immerhin eine Besserung. Die Polizei suchte nach Matt und meiner Tante und ich verließ die Wohnung nicht. Es gab schlimmeres als in einer Luxus Villa gefangen zu sein, dennoch hatte ich das Gefühl, dass jeden Tag die Räume kleiner wurden. Ich wollte endlich raus.

Ich war noch etwas schwach auf den Beinen, aber ich konnte immerhin wieder langsam gehen. "Guten Morgen." begrüßte ich Justin, der bereits am Tisch saß und seinen Kaffee trank. "guten Morgen Jill." begrüßte er mich, wie jeden Morgen schaute er mich eindringlich an, um zu schauen wie es mir heute ging. Ich hasste seinen Blick, die Stimmung zwischen uns war etwas gereizt. Ich hatte das Gefühl, er behandelte mich wie eine Psychisch Kranke, eine Verrückte oder einfach wie ein kleines Kind. Es war keinerlei Romantik mehr zwischen uns gewesen, auch wenn ich mir so sehr wünschte ihn einfach zu küssen. Doch die Vorfälle hatten auch ihn sehr geprägt. "Mir gehts gut." sagte ich genervt, als sein Blick mich von oben bis unten scannte. "Sicher? Wie hast du geschlafen? Hattest du wieder Alpträume? Soll ich eine extra Stunde mit dem Psychologen anordnen? Vielleicht brauchst du mehr Stunden die Woche." sagte er hektisch und ich war kurz davor komplett durchzudrehen. "Justin, ich weiß deine Hilfe sehr zu schätzen aber meinst du nicht es geht langsam zu weit? Ich habe das Haus seit Monaten nicht verlassen. Das einzige was ich zur ist mit Ärzten zu reden." erklärte ich und versuchte ruhig zu bleiben. 

Er stand auf und kam zu mir, mit einer ruhigen aber schnellen Bewegung zog er mein T-shirt hoch um nach der Wunde zu schauen. Fassungslos schlug ich seine Hand weg:" Justin, es reicht." zischte ich und funkelte ihn an. "Ich will nur helfen Jill. Jetzt zeig mir de Wunde, ich muss schauen ob sie gut verheilt." erklärte er und kam wieder einen Schritt auf mich zu. Ich wich ihm aus:" Lass mich bitte." sagte ich noch ruhiger, er zog die Augenbraue hoch. "Ich möchte hier nicht mehr sein." erklärte ich und sah ihn ist an, er lachte laut auf. "Ist das so?" fragte er lächerlich und ich nickte zaghaft. "Du bleibst hier!" sagte er und seine Stimme wurde auf einmal dunkel. "Du kannst mich nicht zwingen!" antwortete ich und hinkte zur Tür. Justin packte mich zu feste am Arm:" Lass mich los!" rief ich sofort, doch er zog mich zu sich. "Ich will nur das Beste für dich Jill, deswegen wirst du hier bleiben." sagte er und blickte mir in die Augen. Ich konnte nicht glauben, dass Justin vor mir stand. "Ich erkenne dich nicht wieder." sagte ich aus dem Affekt heraus und bereute augenblicklich meine Aussage. "Ich tue hier alles für dich Jill! Zeig mal mehr Dankbarkeit." antwortete er und sein Blick wurde dunkler. "Und wieso tust du das? Weil du ein schlechtes Gewissen hast, dass du mich damals in den Wald getrieben hast." zischte ich zurück, und damit begann die Streiterei. 

"Ach also machst du mich dafür verantwortlich? Ich kann nichts dafür dass deine Familie ein Haufen Irrer ist! Deine Mutter besaß ein Drogenkartell, deine Tante würde über Leichen gehen und dein Vater ist ein verdammter Junkie!" schrie Justin hemmungslos, ich blickte ihn fassungslos an. "Wie bitte?" fragte ich zögerlich, hatte er gerade etwas von meinem Vater gesagt? "Woher willst du wissen wie mein Vater ist?" fragte ich und Justins Miene wurde verletzlicher. Er hatte sich verplappert. "Moment mal, jetzt wird mir einiges klar!" begann ich und blickte ihn an. "Du hast mir nie erzählt, wer mir das Blut gespendet hat." fuhr ich fort und Justin wurde immer kleiner. "Du hast meinen Vater gesehen und mir nichts davon erzählt? Geschweige denn ihn mir vorgestellt?" rief ich und damit hatte Justin eine Grenze überschritten. 

Ich sch ihn wütend an, ich wusste nicht was ich sagen oder tuen sollte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging ich hoch, Stufen waren mühselig und taten an der Wunde weh. "Jill warte, es tut mir leid. Lass mich dir helfen, du hast schmerzen." sagte er, und folgte mir nach oben. Doch bevor ich ihm meine Schwäche und Verletzlichkeit eingestand, ertrug ich lieber den Schmerz und quälte mich nach oben. "Dein Vater war damals unsere letzte Möglichkeit, da du eine super seltene Blutgruppe hast. Mein Privatdetektiv hat ihn gefunden, er hat ein schweres Alkoholproblem. Ich habe ihn mit Geld bestochen, denn er wollte dich nicht sehen." sagte Justin, ich konnte an seinem Blick sehen, dass es die Wahrheit war. Etwas in mir zerbrach, mein Vater, die einzige Familie dich ich vielleicht noch hatte, tauschte mich gegen Geld und Alkohol ein. Der Schmerz den ich verspürte war schlimmer, als erschossen zu werden. Ich klappte förmlich zusammen und setzte mich fassungslos auf die Stufe. Justins Blick war voller Mitleid, er kniete sich vor mich. "Es tut mir leid Jill. Ich wollte es dir nicht sagen, weil du etwas besseres verdienst." begann er. Eine Träne kullerte über meine Wange, womit hatte ich das alles verdient? 

Justin schloss seine Arme um mich. Dann hob er mit seinen Fingern bei Kinn hoch, sodass ich ihm in sein Gesicht sehen konnte. "Vertraust du mir?" fragte er und ich sah ihn verwirrt an, dann nickte ich zögerlich. "Dann komm mit mir." lächelte er zaghaft und steckte mir seine Hand aus. Zögernd nahm ich seine Hand und mit einer geschmeidigen Bewegung hob er mich hoch. Bridal-Style trug er mich die Treppe herunter und setzte mich auf die Bar in der Küche. Er reichte mir meine Schuhe und ich zog sie an. "Was machst du?" fragte ich irritiert, doch ehe ich eine Antwort bekam war ich schon wieder auf seinem Arm. Er öffnete die Tür und setzte mich in eines seiner Autos. Ein altes Cabrio. "Ich glaube du könntest mal etwas Sonne vertragen." lächelte er und fuhr los. Nach einer zwanzig Minütigen fahrt im freien kamen wir am Strand an. Es war ein verlassener Strand, niemand war zu sehen außer ein paar Palmen die im Wind wehten. "Wir wollten doch immer mal zusammen an den Strand gehen." lächelte er und ich konnte ihm kaum mehr böse sein. Lächelnd stieg ich aus und Justin führte mich zu dem weichen Sand und dem rauschen der Wellen. 

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