Kapitel 6

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Jillians Sicht:

Es war Samstag, es graute mir vor diesem Tag. Ich hatte Angst, dass Justin da sein würde. Wie würden er reagieren? Würde er Matt davon erzählen oder mir drohen? Meine Gedanken kreisten nur noch um Justin. Ich war angespannt bei der Arbeit, ließ Gläser fallen und mein Blick war fixiert auf die  Eingangstür. "Konzentrier dich Jill! Was ist denn los mit dir?" fragte Matt von hinten und schaute mich grimmig an. "Um..Sorry." sagte ich vorsichtig und ging ihm aus dem Weg. "Scotch auf Eis." ertönte es hinter mir und mein Herz begann zu rasen. Ich wusste genau wer hinter mir stand, doch ich wollte es nicht wahr haben. 

Langsam drehte ich mich zu ihm um, mein Blick war gesenkt und ich schaute ihm nur zögerlich in die Augen. Sein Blick war, wie immer, finster und leer. Zitternd griff ich nach dem Scotch und schlank ihn in ein Glas, tat zwei Eiswürfel rein und stellte es auf den Tresen. Seine Freunde saßen an einem Tisch, warum musste er ausgerechnet am Tresen sitzen? Ich blickte auf seinen Körper um die Schnittwunde zu finden. Als könnte er meine Gedanken lesen zog er seine Jacke aus und mein Blick fiel auf die Bandage am Arm. Ich trat einen Schritt näher und begutachtete die Verletzung, dann Blickte ich ihm in seine Augen:"Es tut mir wirklich so leid." brachte ich heraus und meine Augen wurden etwas gläsern. Ich wollte nie irgendjemanden verletzen, das war nicht meine Absicht gewesen doch die Angst war zu groß. 

Seine Kiefermuskeln spannten sich an und er sagte nichts, ich blickte ihn noch einmal an und schluckte lautstark. Dann widmete ich mich den anderen Gästen. Ich spürte seinen Blick auf mir, bei jeder Bewegung die ich machte. Er setzte sich nicht zu seinen Freunden sondern starrte mich konstant an. "Hey Hure kann man dich auch mieten?" fragte ein betrunkener, alter Mann und takelte zu mir. Ich schubste ihn von mir weg, er stank nach Alkohol und kaltem Rauch. "Sie ist keine Hure!" zischte ihn Justin an und gab ihm einen Schlag ins Gesicht. Der alte Mann fiel blutend zu Boden und ich starrte Justin irritiert und geschockt an. Hatte er mich gerade wirklich verteidigt? "Was ist ihr los?!" schrie Matt, ehe ich etwas zu Justin sagen konnte. 

"Cora! Was soll der Mist?" brüllte Matt mich an und packte mich am Arm, ich schaute ihn nur hilflos an und bekam keinen Ton raus. "Mein Fehler Matt, kommt nicht mehr vor Bro." verteidigte mich Justin erneut und klopfte meinen Chef auf die Schulter. Matt lockerte seinen Griff und ließ schließlich meinen Arm los um mich Justin zu reden. Ich hatte nun rote Stellen an meinem Arm und nickte Justin dankend zu. Dann half ich dem alten Mann hoch und holte ein Kühlakku für seine Nase. Amy rief den Krankenwagen und nach wenigen Minuten holten die Sanitäter ihn ab. Es war nicht das erste Mal, dass es hier eine Prügelei gab oder der Krankenwagen hier war, also verlief alles sehr Routiniert. Justin und Matt schienen sich wieder gut zu verstehen, schließlich war Justin unser bester Kunde. 

Nach einer Weile zog Justin sich zurück zu seinen Freunden und Matt trat hinter die Bar zu mir. Meine Knie zitterten bei dem Anblick meines muskulösen Chefs, "Mach Jus noch einen Drink." war jedoch alles was Matt sagte. Verwirrt von seiner Gelassenheit nickte ich und machte mich sofort an die Arbeit. Justin muss ihn beruhigt haben, ich wusste nicht was das für eine Masche von ihm war. Warum war er auf einmal so nett zu mir und verteidigte mich sogar? Ich brachte ihm den Scotch und schrieb 'Danke'auf de Bierdeckel. Als ich es auf den Tisch stellte sagte Justin nichts und schenkte mir nichtmal einen Blick. Erst nachdem er die Nachricht auf dem Bierdeckel las drehte er sich kurz zu mir und nickte anerkennend. 

Der rest des Abends verlief ganz normal, Justin und ich sahen uns nicht mehr an und redeten auch nicht miteinander. Ich machte meinen Job und dachte dennoch ab und zu an das Geschehene. Um fünf Uhr morgens verließen auch die letzten Gäste den Club, wir zogen uns um und ich schloss das Lokal als Letzte ab. Irgendwas in mir hoffte, dass er wieder dort stand und auf mich wartete. Doch als ich abschloss war ich ganz alleine, niemand war zu sehen. Ich war etwas enttäuscht, doch dann Schlug ich mir den Gedanken sofort aus dem Kopf. Ich machte mich wie jeden Abend auf den Weg nach Hause. Die Nacht war kühl und ich vergrub meinen Kopf in meinem Pullover.

Ich kam an meiner Wohnung an und wollte gerade die Haustüre schließen als mich jemand von hinten antippte. Ich zuckte vor Schreck zusammen und schnappte nach Luft. Als ich mich umdrehte stand Justin vor mir, auch er trug seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. "Woher weißt du wo ich wohne?" fragte ich geschockt und blickte ihn wie erstarrt an. "Darf ich die etwas zeigen?" fragte er mit einer weichen Stimme, die ich noch nie an ihm gehört hatte. "Ja." sagte ich und bemerkte erst im Nachhinein, dass ich gerade eingewilligt hatte. Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her, völlig perplex von seiner Berührung taumelte ich hinter ihm her. An der Straße stand ein schwarzer SUV, er hielt mir die Tür auf uns stieg dann selber auf der Fahrerseite ein. "Du solltest hier nicht mit so einem Auto fahren." bemerkte ich als er den Motor startete. "Wir bleiben auch nicht in diesem Getto." antwortete er in Gedanken und fuhr los. 

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