5. Alex

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Es ist still. Leise. Ruhig.

Tyler und ich haben geredet, endlich. Ich habe ihm zugehört, endlich. Er hat sich entschuldigt und erklärt, endlich.

Ich verstehe ihn sogar, nachdem wir noch weiter darüber diskutiert haben und mein Dad meinte, er hätte wohl an Tylers Stelle nicht anders gehandelt. Fast hätte ich gelacht, als Dad Tyler in der Diskussion unterstützt und versucht hat, zwischen uns zu vermitteln, so als sei er plötzlich vom Anwalt zum Paartherapeuten mutiert.

Tyler ist alles andere als perfekt. Das wusste ich von Anfang an. Und mir ist bewusst, dass sogar die schlausten Menschen Fehler machen. Vor allem, wenn es um Gefühle geht. Aber, dass ich auf rationaler Ebene nachvollziehen kann, was er getan hat, bedeutet nicht, dass es einfach aufhört wehzutun oder, dass der Schmerz, den ich all die Monate empfunden habe, einfach verschwindet. Ich denke, Tyler versteht das. Er erwartet nicht, dass sofort alles vergeben und vergessen ist, er drängt mich nicht, sondern ist einfach da. Das reicht.

Da mein Dad sich dem angenommen hat, zu helfen, meine Differenzen mit Tyler zu klären, ist sehr deutlich geworden, dass er kein Problem mit meinen Gefühlen für ihn hat. Er will einfach nur, dass ich glücklich bin und er hat verstanden, dass ich das mit Tyler sein kann. Dad meinte, wir können wann anders mal ein Vater-Sohn-Gespräch über das alles führen und er hat nichts dagegen, wenn ich mich jetzt erstmal ein bisschen mit Tyler in Ruhe aussprechen will. Also bin ich mit Ty auf mein Zimmer gegangen. Da sitzen wir jetzt auf meinem Bett, nebeneinander und keiner sagt ein Wort, obwohl wir vor ein paar Minuten noch hitzig am Diskutieren waren.

„Was ist mit John?", frage ich irgendwann in die Stille. Das ist es, was mich grade am meisten beschäftigt. Die Gewissheit, dass er all die Monate bei ihm war.

„Ich habe sofort Schluss gemacht, als ich wieder eingezogen bin."

Überrascht hebe ich den Kopf, um Ty anzusehen. Er meint das echt ernst.

„Und wie hat er reagiert?"

Gott, er hat Schluss gemacht! Wieso macht mich das so verdammt glücklich? Es ist fast so als habe er mir durch diese Worte einen ganzen Elefanten von der Brust genommen. Tyler ist single. Tyler ist single und er will eine richtige Beziehung mit mir. Mein Hirn kann das nicht mal wirklich verarbeiten, befürchte ich. Es kommt mir so surreal vor, dass, was ich mir solange gewünscht habe, endlich Realität geworden ist.

Ty seufzt auf meine Frage hin. „Nicht gut. Er war sehr wütend und wollte mich aus der Wohnung schmeißen, aber wir haben sie zu gleichen Anteilen zusammen gekauft, also gehört sie auch uns zusammen und nachdem ich ihm das klargemacht habe, hat er dann erstmal wochenlang nicht mehr mit mir geredet. Das einzige, was ich von ihm mitbekommen habe, war sein Sex, der nicht grade... nennen wir es mal liebevoll geklungen hat. Dann hat er irgendwann versucht, mich wieder rumzukriegen, aber er hat jetzt langsam mal verstanden, dass es mit uns vorbei ist. Vor allem, weil ich jetzt hier bin"

„Er weiß von uns?" Ich habe fast Angst, dass mir meine Augen aus dem Schädel ploppen, so weit wie ich sie grade aufreiße.

Ty nickt. „Ich wollte halt ehrlich zu ihm sein. Wir haben einen ganzen Tag lang diskutiert, über alles, was schiefgelaufen ist und ich habe ihm erklärt, dass zwischen ihm und mir zu viel passiert ist und ich mit dir von vorne anfangen will. Er wusste nicht mal wirklich, wer du bist. Du bist für andere wohl sehr unauffällig unter deinen Freunden"

Da haben meine Bemühungen, mich anzupassen, sich wohl ausgezahlt.

„Natürlich hält er davon nicht wirklich viel und er hat mir auch sehr deutlich gemacht, dass er der Meinung ist, ich komme früher oder später wieder bei ihm an, aber, dass ich jetzt hier bin, sollte auch für ihn deutlich genug sein. Ich will nur dich"

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