124. Alex

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Ich hätte echt mit vielem gerechnet, aber sicherlich nicht mit dem, was heute passiert ist. Tyler hat mich mit nachhause genommen. Wir sind im Bett gelandet und wollten Sex haben. Ich hatte Erektionsprobleme. Er hat Verständnis gezeigt, zurückgerudert und will jetzt über uns reden.

Wenn ich vorher gewusst hätte, dass es für ihn noch ein Uns gibt, wäre ich, glaube ich, deutlich früher hier aufgetaucht. Aber ich dachte wirklich, ich hätte es endgültig verkackt und Tyler sei zu verletzt und enttäuscht, um mich jemals wiedersehen zu wollen.

Ich wusste, dass er sich noch um mich gesorgt hat, weil er mich gebeten hat, wieder Kontakt zu meinen Freunden aufzunehmen und mir gut zugeredet hat, aber ich wusste nicht, ob er mich noch liebt und ob er mich zurückwill.

Ich wusste ja selbst nicht, dass ich das will. Ich dachte echt, was ich getan habe, war richtig... oder zumindest die Intention dahinter.

Aber jetzt, als Tyler mir so gegenübersitzt, weiß ich, dass nichts, das ihn aus einem Leben ausschließt, richtig sein kann.

„Bist du müde?", will er leicht besorgt wissen, während er mich betrachtet. „Es ist mitten in der Nacht. Vielleicht sollten wir doch erst morgen reden und davor noch ein bisschen schlafen."

Ich schüttele sofort energetisch den Kopf. „Ich kann jetzt nicht schlafen. Lass uns Lösungen finden" Beim zweiten Satz greife ich über den Tisch nach seiner Hand.

Ich klinge total enthusiastisch und das bin ich irgendwie auch. Ich will den unangenehmen, schwierigen Teil hinter mich bringen, mich in seine Arme werfen, ihn küssen und dann für immer festhalten.

Er schaut auf die Stelle, an der ich ihn berühre, beginnt dann leicht zu lächeln, legt seine Hand auf meine und sieht mir wieder in die Augen, während sein Daumen über meinen Handrücken streichelt.

„Lass uns versuchen ruhig zu bleiben, okay? Ich will dich nicht wieder anschreien und ich will auch nicht von dir angeschrien werden. Du lässt mich ausreden, ich lasse dich ausreden und wir versuchen, einander zu verstehen. Deal?"

„Hast du grade wie so ein richtiger Fünftklasslehrer Gesprächsregeln aufgestellt?" Ich sehe ihn belustigt an und muss leicht lachen.

Wie kann man diesen Mann bitte nicht lieben?

Er verdreht über meine Reaktion die Augen. „Eigentlich sollte sowas Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Gespräch auf einer respektvollen Ebene sein, aber bei dir weiß man ja nie, deshalb wollte ich das nur nochmal klargestellt haben"

„Okay, Deal", stimme ich noch immer schmunzelnd zu, ohne mir Gedanken darüber zu machen, wie er das gemeint haben kann.

Er sieht mich die ganze Zeit über an und hört nicht auf, über meine Hand zu streicheln. Das fühlt sich toll an, alles davon. Diese Distanz zwischen uns ist wie weggeblasen und plötzlich ist da nur noch Nähe, Vertrauen und Zuneigung. Ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr.

Es war dumm zu glauben, dass ich ohne Tyler leben kann. Nichts und niemand könnte mir jemals das geben, was er mir gibt. Ich weiß ja nicht mal, was genau es ist. Es ist einfach da und ich weiß, dass ich es brauche. Ich brauche es, um ich selbst zu sein und glücklich zu sein und auch einfach, einen Sinn in diesem chaotischen Leben zu sehen.

„Okay, vielleicht fangen wir damit an, was du vorhin von mir wissen wolltest... Ob ich in der Zwischenzeit was mit anderen hatte"

Tyler scheint strategisch vorgehen zu wollen. Ist wohl ganz gut, immerhin haben wir echt viel zu besprechen und irgendwo müssen wir ja anfangen.

Ich nicke zustimmend. Das interessiert mich brennend, auch, wenn ich weiß, dass er mit hundert Typen gefickt haben könnte und die sicher nicht halb so gut waren wie ich. Ich meine, Tyler und ich, das passt einfach, auf alle erdenklichen Arten. Niemand könnte da mithalten.

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