Teach me Love

129. Alex

Meinem Dad beim Kochen zu helfen ist echt immer wieder geil. Er will immer einen auf Chefkoch machen, aber man merkt ihm an, dass er selbst absolut keine Ahnung davon hat, was er da macht und wenn man es wagt, ihn darauf hinzuweisen und ihm etwas vorzuschlagen, reagiert er total eingeschnappt und will sich selbst und auch der ganzen Welt beweisen, dass er extrem gut kochen kann.

Meistens merkt er es dann spätestens, wenn wir es essen müssen, dass keine Kochelfe vorbeifliegen und das Gericht noch in letzter Minute retten wird und dann zwingt er es sich trotzdem runter, versucht dabei keine Miene zu verziehen, sowie andere beim Shots trinken.

Und ganz ehrlich? Wodka pur geht mir noch deutlich leichter runter als was auch immer mein Dad kocht.

Ich bin auch nicht wirklich besser, aber wenigstens versuche ich mich an Rezepte zu halten und nicht auf gut Glück irgendwas Exotisches draus zu machen.

Mein Dad und ich streiten richtig beim Kochen, weil ich ihm immer Gewürze, die nicht auf dem Rezept stehen und meiner Meinung nach auch nicht dazu passen, einfach wegnehme und sie dann schnell verstecke, wenn er grade nicht hinschaut. Anfangs merkt er das nicht mal, aber irgendwann als die Gewürzschublade fast ganz leer ist und er sich suchend danach umschaut, checkt auch er, dass was nicht stimmt.

„Sag mal, hast du mir meine Gewürze geklaut?", fragt er mich, obwohl er die Antwort eigentlich schon kennt.

„Haltlose Anschuldigungen!", behaupte ich trotzdem unschuldig und gespielt empört

Er kneift die Augen leicht zusammen, murmelt was davon, wie frech ich doch sei und sucht weiter nach Gewürzen.

Ich glaube, er geht dabei so vor wie Tony beim Drinks mischen. Einfach alles, was farblich ganz nice aussehen könnte, zusammenmixen und schauen was dabei rauskommt, egal, ob es einen umbringen könnte.

„Papa, willst du nicht ein bisschen weniger experimentierfreudig sein heute? Ausnahmsweise?"

Gestern Abend hat er mir erzählt, dass er eine Freundin hat. Er hat es kaum über die Lippen gebracht und so gewirkt, als sei es eine richtig schlimme Beichte. Er hatte echt keinen Plan davon, dass ich das schon lange weiß und nur darauf gewartet habe, dass er es endlich zugibt.

Da ich mental schon darauf vorbereitet war, konnte ich ruhig reagieren und ihm versichern, dass ich damit okay bin, solange er so glücklich ist.

Natürlich würde ich meine Eltern gern zusammen sehen. Es ist zwar schon zu viel verlangt, dass sie sich mal 5 Minuten ruhig unterhalten, ohne einander umzubringen, aber manchmal wünsche ich mir nichts mehr, als mal so ein schönes, friedliches Abendessen mit meinen Eltern als Familie haben zu können. Mir ist klar, dass das nicht passieren wird, aber träumen darf man ja wohl.

Mein Dad hat mich dann vorsichtig gefragt, ob ich sie gerne treffen würde, zum Beispiel mal bei einem Essen hier. Natürlich habe ich zugesagt. Ich muss doch wissen, mit wem mein Dad sich da abgibt.

Er hat mir auch gesagt, dass sie drei Kinder hat, mit denen ich mich bestimmt gut verstehen würde. Der Älteste wohnt nicht mehr zuhause und den kennt mein Dad auch nicht wirklich, aber die andere beiden sind 15 und 9, ein Junge und ein Mädchen.

Ich meinte, dass sie die am besten gleich mitbringen soll.

Mein Dad war davon nicht ganz so überzeugt, er dachte, es wäre besser, das Ganze langsam anzugehen, aber ich habe sein Problem nicht verstanden. Er macht doch offensichtlich schon auf Familie mit ihnen, sowie er gestrahlt hat, als er über die Kinder geredet hat, dann darf ich die doch wohl auch alle auf einmal kennenlernen. Mir macht das nichts, ich bin froh, wenn ich es hinter mir habe.