116. Alex

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Seit Tyler mich angerufen hat, um sich für sein Geschenk zu bedanken, kann ich nur noch daran denken, selbst jetzt noch, über zwei Monate später.

Dieses Gespräch, so kurz und unverfänglich es auch war, hat mir die Kraft gegeben, die weiteren Wochen bis zu unserem Treffen hinter mich zu bringen und jetzt, als es so weit sein wird, scheine ich beinahe vor Freude zu ersticken.

Das ganze Team merkt, wie gut ich heute drauf bin und wundert sich schon darüber, dass ich so richtig in Party-Stimmung bin, obwohl wir jetzt sieben Stunden in einem nervigen, viel zu engen Bus fahren werden und dann noch Fußball spielen und abliefern sollen.

Es geht schon lange nicht mehr um den ersten Tabellenplatz, sondern nur noch um die Ehre. Wir haben in der Hinrunde noch kein Spiel verloren und wollen so natürlich gern in die Winterpause gehen, auch, wenn uns die Tabellenführung sicher ist.

Sunnys Verletzungspause hat sich deutlich länger hingezogen als erwartet, aber jetzt ist er seit ein paar Spielen wieder dabei, in der Startelf und bis zum Ende, so als sei er nie weg gewesen. Chris musste deshalb natürlich wieder umstellen und ich hatte schon Schiss, dass ich deshalb wieder rausfliege, aber stattdessen hat er lieber Fabi rausgenommen und mich drin gelassen.

Ich fühle mich mittlerweile ganz wohl auf meiner 10 und tausche hin und wieder auch mit Elias, wenn er in Torschusslaune ist. Er kann natürlich nicht zulassen, dass ich am Ende der Saison mehr Tore geschossen habe als er. Dass er eigentlich fast als Verteidiger zählt und ich im Grunde als Mittelfeldspieler hindert uns nicht daran, einzeln mehr Tore zu machen als unsere Stürmer alle zusammen.

Mittlerweile haben wir sogar schon einen Namen. Die gefährlichen Zwei. Ich als das Wunderkind, weil ich einfach aus dem Nichts kam und von Sekunde eins an abgeliefert habe, und er als der Unbesiegbare, da er bisher noch keinen Zweikampf verloren hat. So werden wir wirklich genannt. Bestimmte Radiosender, die unsere Spielergebnisse durchgegeben haben, haben uns auch schon so bezeichnet und egal, was man über Regionalligafußball liest, wir kommen mindestens in einem Nebensatz darin vor. Ich war sogar schon auf dem Cover eines Sportmagazins.

Mein Marktwert steigt von Spiel zu Spiel und Chris rechnet jetzt schon fest damit, dass er sich in der Transferphase vor Angeboten für mich kaum retten werden kann. Ich glaube sogar, es wäre ihm ganz lieb, mich loszuwerden, so wie er mich grade böse anschaut, als er sieht, dass Elias es sich im Bus neben mir gemütlich macht, indem er seine Beine über meine legt.

Elias ist der einzige, der weiß, was auf mich zukommen wird. Dass es heute nicht nur um das Spiel für mich geht, sondern auch darum, meine Freunde wiederzusehen und den Mann, den ich liebe.

Ich hätte fast gekreischt, als Tyler mich angerufen hat. Ich musste die Luft anhalten, um diesen erfreuten, viel zu hohen Ton zu unterdrücken und bin mir ziemlich sicher, dass er aus meiner Stimme herausgehört haben muss, wie sehr ich mich über den Anruf gefreut habe.

Ich habe damit gerechnet, dass er sich melden wird, um sich für das Geschenk zu bedanken, aber ich dachte echt, es würde bei einer kurzen Nachricht bleiben. Aber nein, stattdessen hat er mir die Möglichkeit gegeben, seine Stimme wieder zu hören und allein das hat mich glücklicher gemacht als das geilste Tor der Welt es jemals könnte.

Tyler hat sich für das Geschenk bedankt und gemeint, er freut sich sehr darüber. Auf mein gewagtes PS: Ich denke an dich ist er nicht eingegangen. Ist wahrscheinlich auch ganz gut so.

Ich meinte zur Antwort, dass ich mich freue, wenn er sich freut. Ich wollte ihm vorschlagen, dass wir das Spiel auch mal zusammenspielen könnten, doch traute mich nicht und bevor ich den Mut finden konnte, redete er auch schon weiter und fragte mich, wann genau ich meine Sachen eigentlich abholen will.

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