137. Alex

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Die fünf Tage bis zu meinem Treffen mit Tyler vergehend erschreckend schnell. Gerade noch haben wir miteinander telefoniert und nur kurz danach steige ich bei Tony ins Auto und wir fahren los.

Natürlich ist in der Zwischenzeit auch noch einiges passiert, aber wirklich daran denken will ich nicht.

Mein Dad hat sich zum Beispiel gemeldet und gefragt, ob ich Silvester mit ihm und seiner neuen Familie verbringen will. Selbstverständlich hat er nicht diese Worte benutzt, aber für mich hat es sich nun mal so angehört.

Ich habe abgelehnt und ihm mitgeteilt, dass ich mich mit Tyler treffe. Obwohl ich momentan nicht wirklich Lust darauf habe, meinen Dad groß an meinem Leben teilhaben zu lassen, habe ich ihm klargemacht, dass ich meine Zukunft mit Ty nicht so leicht wegwerfen werde, um Fußball spielen zu können.

Ja, das war schon immer mein großer Traum. Aber mit Tyler ist die Realität so viel besser.

Er wollte zwar was dazu sagen, aber ich habe mich schnell verabschiedet, aufgelegt und bin dann nicht mehr rangegangen, als er nochmal versucht hat, mich anzurufen. Nicht sehr erwachsen von mir, ich weiß. Aber ich werde mir keine Tippe geben lassen von einem Mann, der seinem Sohn nicht mal in die Augen sehen und zugeben kann, dass er Scheiße gebaut hat.

Mum und Dad sind echt total stur. Ich weiß, dass sie genau deshalb nie über ihren Schatten springen und ihre Streitigkeiten beiseitelegen konnten. Sie wollten immer beide Recht haben, haben es nie eingesehen, wenn sie was falsch gemacht haben und von Entschuldigungen muss ich wohl gar nicht erst anfangen.

Zwischendurch dachte ich echt, meine Mum wäre einfach nur ein schlechter Einfluss für meinen Dad gewesen und er könnte sich bessern. Aber da habe ich mich getäuscht.

Bei den Genen wundert es wahrscheinlich niemanden, dass ich genauso unverbesserlich bin. Aber ich sehe es nun mal einfach nicht ein, nachgeben zu müssen. Mein Dad muss erzogen werden. Er muss verstehen, dass er nicht mit allem durchkommt. Und, dass ich kein kleiner Junge mehr bin, der seinen Dad so sehr braucht, dass er ihm alles verzeiht.

Wie gesagt, meine Mum ist auch nicht viel besser als mein Dad. Nachdem sie mitbekommen hat, dass ich mich wieder mit Tyler treffen will, hat sie doch ernsthaft vorgeschlagen, dass wir Silvester zusammenverbringen könnten, nur sie und ich. Uns fünf Mal Dinner for one anschauen, nebenbei Raclette machen und dann einen Wettbewerb daraus machen, wer mehr Raketen in den Himmel schießen kann.

Sie hat gelächelt, als sie das vorgeschlagen hat, ich bilde mir ein, ihre Augen hätten sogar leicht gefunkelt, so als würde sie sich wirklich darauf freuen, Zeit mit mir zu verbringen.

Aber ich konnte nicht. Meine Mum hat mich jetzt schon so oft hängen lassen, sie kann nicht von mir erwarten, dass ich sofort bereitstehe und alles hintenanstelle, wenn sie ein Mal auf mich zukommt.

Klar weiß ich das zu schätzen, aber andererseits vermute ich auch, dass sie niemals auf diese Idee gekommen wäre, wenn sie nicht erfahren hätte, dass ich Silvester mit Tyler verbringen will.

Dieser Teufel in mir sagt, meine Mum will nur verhindern, dass ich Tyler wieder näherkomme und der Engel macht mich dafür fertig, dass ich sowas von der Frau denke, die mich aus sich rausgepresst hat. Aber gerade deshalb kenne ich sie doch so gut. Meine Mum hat so gut wie immer Hintergedanken.

Sie war enttäuscht, als ich abgelehnt habe und ganz ehrlich, es tat auch wirklich weh, das tun zu müssen. Ich würde sehr gerne Zeit mit meiner Mum verbringen und, was sie vorgeschlagen hat, klang auch wirklich spaßig. Aber Tyler abzusagen beziehungsweise das Date zu verschieben, nur, weil meine Mum nach Jahren endlich mal wieder eine Mum für mich sein wollte, ging einfach nicht.

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