95. Julian

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„Ich kann's einfach nicht glauben." John wirkt alles andere als begeistert davon, dass er mir grade zur Party einer guten Freundin von mir folgt. Dabei war der derjenige, der letztendlich beschlossen hat, mit mir hinzugehen, obwohl ich gar nicht mehr wollte. Aber vielleicht sollte ich doch lieber noch ein paar Stunden vorspulen...

Als eine Freundin mir erzählt hat, dass sie heute eine Party schmeißt und auf ihren Party-König natürlich nicht verzichten kann, war mir sofort klar, dass ich John mitschleppen und die Gelegenheit nutzen werde, seinen Geburtstag mit ihm zu feiern.

Irgendwie habe ich damit gerechnet, dass er seinen Geburtstag ruhig mit ein paar Freunden feiert, Wyatt zum Beispiel. Ich habe John auch gefragt, warum er das nicht gemacht hat. Er meinte, er ist sauer auf Wyatt und schmollt ihn noch ein paar Monate an, bevor er sich wieder bei ihm melden wird. Außerdem hat er seine Geburtstage noch nie groß gefeiert, höchstens drei Mal und das auch nur, weil er da Überraschungspartys bekommen hat.

Er ist heute nicht gut drauf, das merkt man schon. Allein, weil er den ganzen Tag im Bett lag und sein erster Kontakt mit irgendetwas, das Licht auch nur annähernd ähnlich sein könnte, durch mich am frühen Abend ausgelöst wurde. Bis da lag er einfach dort im Dunkeln und hat Rocky gestreichelt.

Nachdem ich festgestellt habe, dass er heute keinen guten Tag hat, wollte ich ihn auch nicht mehr zwingen, mit mir feiern zu gehen. Ich hasse es, wenn meine Freunde sowas bei mir abziehen. Die haben das quasi regelmäßig gemacht zu Schulzeiten. Ich war immer total fertig vom Lernen und Sport und wollte überhaupt einfach meine Ruhe und die sind einfach bei mir vor der Tür gestanden und haben mich rausgezerrt, so als sei es unmöglich auch ohne mich Spaß zu haben. Idioten.

Am Anfang fand ich das ja noch ganz süß, und auch lustig und ich fand es toll, dass sie mich so dringend dabeihaben wollten, aber irgendwann hat es einfach nur noch genervt, dass mein Wille so wenig respektiert wurde. Dann bin ich einmal total ausgerastet, habe all meine Freunde für Wochen ignoriert, bis sie mir versichert haben, dass das nicht mehr vorkommt. Somit war das geregelt.

Wenn ich allerdings schon mal zu einer Party zugesagt habe und idealerweise auch noch in Stimmung dazu bin, gehe ich natürlich auch hin. Da ich mir sicher bin, dass sie die ganze Nacht durchfeiern werden und morgens erst Ruhe geben, wenn alle so dicht oder erschöpft sind, dass sie quasi stehend einschlafen, kann ich mir aber noch ein bisschen Zeit lassen und mit John chillen.

Wir sitzen einfach auf dem Bett, streicheln Rocky und reden. Es vergehen Stunden so, die mir aber wie nur wenige, kurze Momente vorkommen. Mit John vergeht die Zeit so schnell, das ist total unfair.

Mein Wecker klingelt irgendwann, um mich darauf hinzuweißen, dass ich spätestens jetzt lossollte. Das erkläre ich John.

Er sieht enttäuscht aus. „Was ist eigentlich mit der Verhandlung? Den hundert Küssen, wenn ich mitkomme?"

„Du musst nicht mitkommen. Ich will dich nicht zwingen" Ich lächele ihn an, um ihm zu versichern, dass es okay ist. Ein Versuch war es wert, aber wenn er nicht will, dann will er eben nicht.

„Du zwingst mich nicht, wenn du mich überzeugst", meint John jedoch und schaut dabei zu mir hoch, da ich schon vom Bett aufgestanden bin, bereit zu gehen.

Ich muss leicht schmunzeln. „Das klingt so als würdest du wollen, dass ich dich überzeuge"

„Gar nicht" Er weicht meinem Blick aus, was mein Schmunzeln nur verstärkt.

Ich knie mich aufs Bett, nah zu ihm. Er schaut runter zu Rocky, um den Blickkontakt zu mir zu vermeiden. Allerdings starrt er mich dann doch aus großen Augen an, als ich sein Gesicht am Kinn so positioniere, dass seine Lippen leicht für mich zu erreichen sind.

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