112. Alex

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Als ich wach werde, bin ich erstmal komplett orientierungslos. Ich weiß nicht, wo ich bin oder wie ich hierhergekommen bin. Ich weiß nicht welcher Tag oder wie viel Uhr es ist. Ich weiß grade gar nichts.

Das letzte, woran ich mich erinnere, ist das Spiel. Wir haben gewonnen 4:0. Ich habe zwei Tore geschossen. Aber ab dem Siegerjubel ist alles nur noch verschwommen bis komplett schwarz.

Ich liege alleine in einem großen Bett. Dieses Zimmer ist auf keinen Fall meins und ich habe auch keine Ahnung, wem es sonst gehören könnte. Die Wände sind weiß und an Dekoration ist auch nicht wirklich viel da. Das Tageslicht durchs Fenster erleuchtet das Zimmer so weit, dass ich alles ganz gut erkennen kann. Hier und da liegen ein paar Klamotten herum, neben dem Bett stehen ein paar Wasserflaschen und die Seite, auf der ich nicht liege, sieht auch nicht sehr ordentlich aus.

Ein Blick auf den Wecker verrät mich zumindest die Uhrzeit. 13 Uhr. Okay, jetzt muss ich nur noch rausfinden, welcher Tag es ist und wo ich bin.

Ich schlage die Bettdecke zurück, die auf mir liegt, und stelle so fest, dass ich nur Boxer trage. Nicht groß verwunderlich, immerhin schlafe ich oft so. Was mich eher besorgt ist, dass ich nicht weiß, wo meine Klamotten sind.

Ich wühle ein bisschen in den Kleidungshaufen herum, kann meine Anziehsachen aber nicht finden, genauso wenig wie mein Handy oder irgendwas Anderes, das mir gehört oder mir helfen könnte.

Also gehe ich aus dem Zimmer und beschließe die Person zu suchen, bei ich grade sein muss.

Schon, als ich die Tür öffne und verschiedene Stimmen höre, kommen ein paar Erinnerungen zurück.

Nach dem Spiel wollte meine Mannschaft feiern gehen. Auf ihr Wunderkind anstoßen. Ich erinnere mich daran, nach meinem zweiten Tor von so gut wie jedem der Spieler umarmt worden zu sein.

Ich bin zur Außenlinie gerannt, um Sunny zu sagen, dass ich getroffen habe, und er hat gelacht und stolz gesagt: „Ich hab's gesehen. Nur weiter so".

Auch Chris hat mir auf die Schulter geklopft und gemeint, dass ich heute richtig abliefere.

Auch noch nachdem wir unseren Sieg im Stadion mit den Fans gefeiert haben, auch noch in der Umkleide und auch noch nach dem Duschen war die Stimmung mega. Keiner hat irgendwem irgendwas vorgeworfen oder einen anderen schlechtgemacht. Es wurden Komplimente ausgeteilt und Späße gemacht. Alle waren richtig glücklich. Keiner scheint Theo wirklich zu vermissen oder auch nur einen Gedanken an sein Fehlen verschwenden. Keiner redet über ihn und keiner traut sich, seinen Namen zu nennen, so als könnte das einen Fluch heraufbeschwören. Alle tun einfach so, als sei er niemals hier gewesen und so sind irgendwie auch alle Probleme, die er verursacht hat, wie nie existent.

Erst jetzt, als er weg ist, merkt man so richtig, dass er es war, der die Mannschaft bisher so gespalten hat. Ohne ihn fühlt sich das hier viel weniger an wie ein Krieg, zumindest keiner gegeneinander, sondern einer, bei dem wie alle auf derselben Seite stehen. Man könnte es mit einem Tumor vergleichen, dessen Entfernung dafür gesorgt hat, dass der Organismus nun endlich wieder richtig funktionieren kann.

Ich erinnere mich daran, wie Linus seinen Arm um mich gelegt hat und meinte, sie zeigen mir heute die geilsten Bars und Clubs für Sieger zum Feiern.

Irgendwie glaube ich dadurch, dass sie angefangen haben, ihre Reihen für mich zu offenen. So als Angebot, dass ich dazu gehören darf, falls ich will. Klar wollte ich das. Aber Elias hatte was dagegen. Er hat Linus' Arm von mir genommen und gesagt, dass ich noch etwas mit ihm zu besprechen hätte. Wir würden später nachkommen und sie schon irgendwo finden. Also gingen die anderen und ich blieb mit Elias zurück.

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