„Ich war also dein Lieblingsschüler?" Tony wirft sich neben mir auf das Sofa, grinst dabei ziemlich selbstgefällig und nimmt einen Schluck von seinem Getränk, während er mich dabei weiterhin anschaut.
Vorhin, bei Wahrheit oder Pflicht, hat er noch ziemlich überrascht gewirkt, als ich das auf die entsprechende Frage hin geantwortet habe, aber es hat ihn total gefreut und seitdem reibt er es allen anderen so deutlich unter die Nase, dass sie gemeinschaftlich beschlossen haben, ihn für den Rest des Abends zu ignorieren.
„Du warst das kleinere Übel", behaupte ich. Er hat schon genug Selbstbewusstsein, wir wollen doch nicht, dass er abhebt, durch die Decke fliegt und nie mehr zurückkommt.
„Jaja", grinst Tony nur in seinen Becher und trinkt nochmal was. „Sag mal, soll ich dir irgendwas mischen? Du siehst so nüchtern aus" Er wirkt so als gefiele ihm das nicht.
„Ich bin nüchtern", muss ich gestehen. „Und ich habe vor, nüchtern zu bleiben"
„Tyler!" Er klingt ganz empört. „Du willst doch nicht den Daddy spielen?!"
„Nein!" Bloß nicht. Das ist absolut nichts für mich.
Er lacht über meine panische Antwort und erzählt mir dann von seiner Methode, den Alkohol nach Farben zu mischen und, dass er damit bisher immer richtiglag. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er begreift, dass er mich dadurch mehr abschreckt als davon zu überzeugen, es auch mal zu probieren.
Wir unterhalten uns über deutlich weniger komplexe Themen als Matt und ich vorhin, aber bei Tonys Pegel kein Wunder. Er bemerkt nicht mal richtig, dass ihm beim Trinken der Alkohol schon vom Kinn aufs Shirt tropft.
„Soooo, ich würde sagen, du hast genug, mh?" Alex drückt Tony zurück ins Sofa, als er aufsteht, mit dem Ziel, sich Nachschub zu holen.
„Ich musste noch gar nicht kotzen!", argumentiert Tony schmollend.
„Das ist auch nicht das Ziel, Antonio. An deiner Stelle würde ich Matt mal lieber ein bisschen mehr Aufmerksamkeit geben, sonst landet der heute noch mit Lucy im Bett statt mit dir" Alex zeigt dabei quer durch den Raum und auch mein Blick folgt der Richtung, wo Matt Lucy wohl grade die Haare flechtet, wenn ich das richtig erkenne. Für mich sieht das zwar absolut nicht nach flirten aus, aber wer weiß, wie die Jugend von heute das angeht.
Tony atmet schwer durch und meint irgendwas von wegen, ihm sei schlecht, bevor er auch schon aufspringt, Alex wegschiebt und in den Flur rennt.
„Eine Party ist keine richtige Party ohne Tonys Kotze", schmunzelt Alex, als er sich neben mich setzt.
Ich erwidere das weniger amüsiert. „Willst du nicht nach ihm sehen?"
„Was?", lacht er. „Besorgt um deinen Lieblingsschüler? Kannst dich ja selbst um ihn kümmern, wenn er dir so wichtig ist" Es klingt zwar zickig, ist es aber nicht. Eher herausfordernd.
„Nein, danke" Ich rutsche näher zu Alex, lege dabei einen Arm und seine Schultern und drehe mit der anderen Hand sein Gesicht zu mir. „Ich bleibe lieber hier und küsse meinen Lieblingsmenschen"
Alex verdreht die Augen, murmelt „Schleimer", aber lächelt, als ich ihn küsse.
Viel zu schnell schiebt er mich allerdings wieder von sich weg und schaut mich entschuldigend an. „Lucy soll das nicht unbedingt sehen müssen"
Klar überrascht mich das. Er hat auch wenig Rücksicht auf ihre Gefühle genommen, als er ihr die große Liebe vorgespielt hat, während er was mit mir am Laufen hatte, aber für mich beweist das, dass Alex sich in den letzten Monaten weiterentwickelt hat und das macht mich ziemlich stolz.
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Teach me Love
General Fiction..."Du hast mir das Herz gebrochen"... Alles, was zwischen Tyler und Lion stand, ist nun Vergangenheit und sie wollen ihre Chance auf eine gemeinsame Zukunft nutzen. Doch, nachdem für Lion mit seinem Schulabschluss ein bedeutendes, neues Kapitel in...