70. Tyler

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Es ist unglaublich schwer für mich, Alex zurück zu lassen. Ich hatte keine Ahnung, dass dieser Abschied so wehtun wird, aber am Ende stehe ich da an der Tür, klammere mich an ihn und versuche alles, um nicht zu heulen.

Ich will bei ihm bleiben. Den ganzen Tag auf ihn warten, ihn empfangen, wenn er nachhause kommt, ihn fragen, wie es lief, ihn umsorgen und alles tun, damit er jeden Tag aufs Neue für seinen Lieblingstag erklären kann. Ich werde das tun. Nur eben noch nicht jetzt.

Erst, als ich im Auto sitze und schon ein paar Stunden gefahren bin, wird mir bewusst, wie lang dieser Weg eigentlich ist. Wie viele Kilometer uns trennen.

Mit Alex als Beifahrer kam mir die Fahrt gar nicht so lange vor. Jetzt so alleine mit meinen Gedanken, scheint sie fast kein Ende mehr zu nehmen, wenn man bedenkt, was mich zuhause erwartet, ist das gar nicht mal so schlecht...

Ich hoffe, es wird für Alex alles glatt laufen. Dass er gut aufgenommen wird und die Möglichkeit bekommt, sich zu beweisen. Ich vertraue darauf, dass er auf sich achtgibt, sowie er es versprochen hat und sich um seine Gesundheit kümmert.

Natürlich habe ich kein gutes Gefühl dabei, ihn verletzt spielen zu lassen. Aber ich habe keine andere Wahl. Er wird spielen, ob nun mit meiner Unterstützung oder ohne. Dann versuche ich lieber mein bestes, ihm irgendwie beizustehen, als ihn das alleine durchmachen zu lassen. Er weiß ja, dass es mir lieber wäre, er würde sich Zeit nehmen zu genesen. Aber das ist seine Entscheidung und nicht meine. Ich respektiere das.

Am frühen Nachmittag komme ich ausgelaugt und hungrig zuhause an. Dass John gekocht hat, kann ich ausschließen. Ich hoffe nur, er hat nicht schon wieder überall sein Zeug rumliegen lassen. Ich habe ihn gewarnt, als ich gegangen bin. Wenn die Wohnung nicht mindestens so ordentlich aussieht, wie ich sie verlassen habe, ist er dran.

Es sieht schon mal ganz gut aus, als ich im Flur meine Schuhe ausziehe und kleine Blicke ins Wohnzimmer und die Küche verraten mir, dass es auch hier aufgeräumt ist. Zwar überrascht mich das, aber es erleichtert mich auch. Schon mal ein Grund weniger, mit ihm zu streiten.

Ich beschließe, ihm Bescheid zu geben, dass ich da bin.

Ich schätze, ich habe mich eingekriegt die letzten Tage und eingesehen, dass es nichts bringt, ihn zu ignorieren. Es macht, was er getan hat, nicht ungeschehen... und Alex hatte recht. John braucht mich. Solange ich nicht wieder anfange, John über mich selbst zu stellen und wir in alte Muster zurückfallen, will ich nach wie vor für ihn da sein.

Ich hatte genügend Zeit darüber nachzudenken, was er mir erzählt hat... über Logan. Ich habe eingesehen, dass John kein Bösewicht ist, so gerne ich das auch hätte, um es mir so einfach wie möglich zu machen. Aber all meine Gefühle in Hass auf John umzuwandeln, wird mir auf die Dauer nichts bringen und wirklich genug Energie für sowas habe ich ohnehin nicht. Außerdem hat er das nicht verdient. Er hat Fehler gemacht. Viele Fehler, schwerwiegende Fehler... Aber er weiß das und er hasst sich selbst schon genug dafür. Es wird uns beiden nicht guttun, wenn ich das noch weiter verschlimmere und das war auch nie meine Absicht.

Ich liebe John nach wie vor. Den John, der mich verteidigt, ohne es mich wissen zu lassen, damit ich mich nicht schwach fühle. Den John, der sich stundenlang hinstellt, um zu üben, wie man Pfannkuchen macht, um mir eine Freude zu machen. Den John, der mir gezeigt hat, dass, was ich fühle, nicht falsch ist, sondern wirklich unglaublich schön sein kann. Den John, wegen dem ich in jeder Person das Gute suche, weil manche einfach verlernt haben, das zu zeigen.

Ich weiß, dass all das in der Vergangenheit liegt. Und dass alles, was ich in ihm sehe, schon lange nicht mehr für eine gesunde Beziehung ausgereicht hat. Aber es ist mehr als genug für eine Freundschaft. Vielleicht. Irgendwann.

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