26. Alex

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Ich kann nicht fassen, dass John grade wirklich so tut als sei ich das schlimmste Übel auf dieser Welt. Am liebsten würde ich seinen Kopf ins Klo drücken und ihn mal kräftig durchspülen. Das hätte man wahrscheinlich schon vor Jahren bei ihm machen sollen.

Gestern, nachdem ich mit Ty zusammen duschen war, haben wir den Kuchen gegessen, den ich davor mit John gemacht habe, während der mit seinem Besuch, einem gar nicht mal schlecht aussehenden Typen, auf seinem Zimmer verschwunden ist.

Wir saßen auf dem Sofa, schauten Fern, aßen dabei den Kuchen. Es war alles gut. Bis Ty die ganze Zeit angefangen hat zu husten und sich zu kratzen und schließlich fast keine Luft mehr bekommen hat.

Er fragte mich leicht panisch, ob ich Nüsse in den Kuchen gemacht hatte, und reagierte dann umso panischer, als ich zustimmte.

Er hat eine Nussallergie. Aber davon hatte ich keine Ahnung.

John hat, als er seinen Besuch zur Tür gebracht hat, bemerkt, dass was nicht stimmt und Ty dann eine Spritze reingejagt, woraufhin es ihm langsam besserging. Trotzdem war er total erschöpft, hatte große Kopfschmerzen und wollte nur noch schlafen. Ich meinte also, er soll ins Bett gehen und ich würde noch aufräumen und dann dazu stoßen.

John kam zu mir, als ich in der Küche stand und versuchte zu verarbeiten, was passiert war. Zuerst schaute er mich einfach eine ganze Weile lang an und dann, als ich ihn fragte, ob ich ihm irgendwie helfen konnte, sagte er: „Nein, nein, ich denke nur nach. Ist schon scheiße, wenn man weiß, wie man seinen Freund fickt, aber nicht, wie man ihn umbringen kann, oder?" Er tat zwar auf nachdenklich und unschuldig, aber er klang abfällig dabei, was meine Schuldgefühle mit Sicherheit nicht geringer werden lassen hat.

Was mich daran am meisten aufregt, ist nicht mal die Tatsache, dass er damit Recht hatte, sondern eher die, dass er den verdammten Kuchen doch mit mir gemacht und kein Wort gesagt hat. Entweder er hat es nicht mitbekommen oder er ist davon ausgegangen, ich weiß es und würde Ty den Kuchen dann nicht essen lassen oder er hat es absichtlich gemacht. Was auch immer es war, ich fühle mich scheiße, selbst nachdem Tyler mir tausend Mal versichert hat, dass es okay ist und ich mir keine Vorwürfe machen soll.

Und jetzt, einen Tag später, ist Ty wieder beim Arbeiten, so als sei gestern nichts gewesen, obwohl er heute Morgen immer noch sehr mitgenommen gewirkt hat. Jeder andere hätte sich krankschreiben lassen, aber Ty muss ja mehr daran denken, dass er seinen Schülern keine Vertretungsstunden antun will, in denen sie dann nur unnötig in der Schule herumsitzen und nicht mal wirklich was lernen, als an seine Gesundheit. Und während er dort ist und sein Ding durchzieht, bin ich hier, mit John.

Ich weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Er ignoriert mich oder schaut mich abfällig an, aber er redet nicht mit mir und auch sonst wirkt er so, als würde er meine Anwesenheit eher verfluchen als sie wirklich zu genießen. Gestern hatte ich noch den Eindruck, das mit uns funktioniert ganz gut. Heute kommt mir das wie eine naive Wunschvorstellung vor.

Er hat wahrscheinlich nur darauf gewartet, dass ich einen Fehler mache, um Ty dann klarzumachen, dass ich total ungeeignet bin als fester Freund. Und irgendwie hat er ja Recht. Ich sollte sowas wissen. John wäre das nicht passiert.

Gedankenverloren sitze ich am Tisch. Mein Handy liegt vor mir und hin und wieder leuchtet es auf, als ich Nachrichten bekomme, weil meine Freunde nichts Besseres zu tun haben, als im Gruppenchat miteinander zu schreiben, obwohl sie wahrscheinlich alle nebeneinandersitzen. Trotzdem beachte ich es nicht.

Auch mein Kaffee, den ich mir heute Morgen selbst gemacht habe, steht einfach nur da und wird kalt, während ich meinen Ring anschaue und daran herumspiele. Er passt perfekt an meinen Finger, ist nicht zu klein, nicht zu groß, aber ich kann ihn trotzdem noch nervös hin und her drehen. Er ist grade wahrscheinlich alles, was mich davon abhält total zu verzweifeln.

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