36. Tyler

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Eine Beerdigung ist nichts gegen die Stimmung, seit John an Alex und mir vorbeigelaufen ist, um in die Küche zu gehen. Er hat uns nicht mal groß beachtet, so als seien wir seine Blicke oder vielleicht eine Begrüßung und einen Guten-Morgen-Wunsch gar nicht wert.

Alex starrt ihm seitdem Löcher in den Rücken, so als versuche er ihm durch diesen Blick Schmerzen zuzufügen. Es würde mich tatsächlich nicht wundern, wenn John gleich zusammenbricht und vor Schmerz schreit. Bei Alex weiß man nie.

Er sieht es nicht ein, für Versöhnung zu sorgen. Ich verstehe ihn da ja auch, aber ich glaube, wenn wir uns alle ein bisschen zusammenreißen, dann kann das funktionieren... Nur, wenn keiner bereit ist, auch nur den kleinsten Schritt aufeinander zuzugehen, dann wird das nie was...

„Hei, wie wär's, wenn du mir deine Aufmerksamkeit schenkst?", schlage ich Alex vor und drehe dabei sein Gesicht zu mir.

Es muss echt nicht sein, dass er meinen halbnackten Ex jetzt so anstarrt, als würde er ihn am liebsten ausweiden. Nachher findet er noch gefallen an ihm und sie haben Hasssex und verlieben sich ineinander und schmeißen mich raus und-

Er lässt seine Stirn kurz an meine sinken, so als wolle er auf diese Art Energie tanken und stoppt dadurch auch meine Gedanken. Nach kurzer Zeit richtet er sich wieder auf und trinkt einen Schluck von seinem Kaffee, ehe er mich fragend anschaut. „Dann erzähl mal, was haben wir heute so vor?"

Süß, wie er das fragt.

„Ich muss ein bisschen Unterricht vorbereiten und Lehrerzeugs machen, dafür brauche ich, denke ich, so zwei Stunden."

„Stressig", meint Alex nicht sehr angetan. „Aber kann nicht jeder so einen geilen Job haben wie ich" Er grinst mich triumphierend an.

Ich verdrehe die Augen. „Unterschreib du erstmal deinen Vertrag und steh eine Minute auf dem Spielfeld, bevor du dich Fußballer nennst"

Ich freue mich für ihn. Wirklich. Und ich werde ihn unterstützen, wo ich nur kann, aber ich finde es trotzdem schade, dass wir uns dafür räumlich trennen müssen. Auch, wenn es wahrscheinlich besser so ist, was den Krieg mit John angeht und meine Konzentration in der Schule. Was die Vorbereitung angeht, hat sich schon wieder einiges angestaut, sodass die zwei Stunden wahrscheinlich sogar total optimistisch sind.

„Wissen deine Eltern eigentlich schon davon?", hake ich nach.

Alex schüttelt den Kopf und zuckt dann mit den Schultern. „Weiß nicht, ob ich es ihnen erzähle. Meine Mum interessiert sich eh nicht mehr wirklich für mich und mein Dad lügt mir was vor"

„Was? Warum?" Das schockiert mich. Michael kommt mir eigentlich wirklich aufrichtig vor.

„Ich bin mir sehr sicher, dass er eine neue Freundin hat, die seine ganze Wohnung bereits umdekoriert hat. Aber meinen wenigen Versuchen, ihm die Möglichkeit zu geben, es mir zu erzählen ohne eine Krisenbesprechung einberufen zu müssen, ist er nur ausgewichen."

„Vielleicht will er warten, bis er sich ganz sicher ist, dass es halten wird? Oder weiß nicht, wie er es sagen soll? Oder er wollte uns nicht die Show stehlen?" Ich kraule Alex Haare am Hinterkopf, während ich ihm das vorschlage. Er schließt die Augen dabei, offensichtlich genießend, sodass ich leicht lächeln muss. Mein süßes kleines Löwenbaby.

„Ist mir egal. Wenn er mir von seiner Freundin erzählt, erzähle ich ihm vom Fußball, so einfach ist das. Und was meine Mum angeht... Die tut wahrscheinlich am liebsten so, als gäbe es mich gar nicht. Da will ich sie nicht stören"

„Ach komm, das glaubst du doch selbst nicht. Deine Mum liebt dich"

„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Fakt ist aber, dass sie mich ignoriert und ich ihr sicherlich nicht hinterherrennen werde. Ist ihr Pech, wenn sie keinen Bock mehr auf ihren einzigen Sohn hat, nur, weil er Schwänze lutscht"

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