24. Tyler

2.4K 145 61
                                    

Ich glaube, ich war noch nie so aufgeregt, nachdem ich vom Arbeiten nachhause gekommen bin. Dafür gibt es echt viele Gründe. Zum einen, weil es einfach Alltag für mich war, jeden Tag meinen Weg zurück zu John zu finden, egal, wo ich war, ob nun in der Schule oder in der Uni ober beim Arbeiten. Zum anderen, weil ich wissen will, ob alles gut gelaufen ist zwischen Alex und John. Es kann auch sein, dass sie sich total verkracht und gegenseitig umgebracht haben.

John muss nur einen wunden Punkt bei Alex treffen und er wird zur tickenden Zeitbombe, aber prinzipiell glaube ich, dass Alex sich mittlerweile viel besser unter Kontrolle hat als zum Beispiel vor einem Jahr noch.

Außerdem habe ich ein Geschenk für Alex und ich freue mich darauf, es ihm zu geben, aber ich habe auch ein bisschen Angst, dass er es total blöd findet und vor mir flüchtet. Letztendlich kann ich das aber nur herausfinden, wenn ich es versuche.

Schon als ich die Wohnung betrete, höre ich Geräusche aus der Küche. Irgendwas piept, irgendwas scheppert und irgendwer unterhält sich miteinander. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist.

Nachdem ich die Schuhe ausgezogen habe, gehe ich sofort in die Küche, um nachzusehen, was da abgeht. Alex stellt grade einen Kuchen ab und John schließt den Backofen und schaltet dann den Timer aus, sodass auch das Piepen aufhört.

„Ihr habt gebacken", stelle ich überrascht fest, auch erleichtert. Beide sind noch am Leben und wirken sehr friedlich.

„Oh hei!" Alex dreht sich lächelnd zu mir um, geht einen Schritt zur Seite und deutet stolz auf den Kuchen. „Schau!"

Ich muss schmunzeln. „Ist das dein erster Kuchen?"

Er nickt. „Aber John hat mir geholfen, also würde ich behaupten, wir können ihn gefahrlos essen"

Mein Blick wandert zu John. Er steht einfach da und schaut mich an, doch, als ich seinen Blick erwidere, räuspert er sich, schaut weg, meint „Lass ihn erstmal abkühlen" und geht dann aus dem Raum.

Leidend schaue ich ihm hinterher. Erst, als Alex zu mir kommt und seine Hände an meine Hüften legt, nehme ich ihn wieder wirklich wahr.

„Es geht ihm ganz okay. Ich glaub, er braucht nur ein bisschen Ruhe", meint Alex leise zu mir, streichelt dabei über meine Seiten, so als wolle er mich trösten. Dabei bin ich gar nicht traurig. Okay, vielleicht ein bisschen. Aber hauptsächlich bin ich besorgt und ich fühle mich schuldig. Es ist einfach nicht toll, John anzusehen, dass meine bloße Anwesenheit schon reicht, um ihm wehzutun. So werde ich ihm niemals helfen können.

Mir kam schon der Gedanke, ob ich ihm vielleicht einen neuen Freund suchen soll, aber das ist aus verschiedenen Gründen einfach nur dämlich. 1. Kommt es total scheiße rüber, wenn ich jetzt auch noch versuche, ihn zu verkuppeln. Dann denkt er bestimmt, ich will ihn einfach nur abschieben, damit ich mich nicht mehr mit ihm auseinandersetzen muss. 2. Bringt es nichts, wenn John seine mentale Gesundheit auf der Beziehung zu einer anderen Person aufbaut. Das hat dann weniger mit mentaler Gesundheit zu tun als mit emotionaler Abhängigkeit. Und das ist eher kontraproduktiv. Ich weiß, dass ich sehr lange sein Anker war. Aber ich finde, er sollte lernen, sein eigener Anker zu sein. Natürlich spricht nichts gegen ein bisschen Hilfe. Ich will ja für ihn da sein und ich fände es toll, wenn er mehr Leute hätte, die ihn unterstützen könnten, aber schlussendlich ist er dafür verantwortlich für sich selbst zu sorgen und er sollte den Punkt erreichen, an dem er das wieder schafft.

Vielleicht sollte ich seinen ankommenden Geburtstag als Ausrede dafür nutzen, seine Freunde einzuladen. Die mochten mich zwar nie und ich wollte sie nie wirklich hierhaben, sondern habe sie halt geduldet, weil sie eben Johns Freunde waren, aber vielleicht tut es ihm gut, sie mal wieder zu treffen.

Teach me LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt