18. Tyler

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John zu erklären, dass Alex zu uns kommt und länger bleiben wird, war einfacher als erwartet. John hat das einfach so akzeptiert und meinte, solange er in unserer Wohnung keine Partys schmeißt, ist er mit allem einverstanden.

John sieht ein Kind in Alex. Einen unreifen Teenager. Alles, was er von ihm weiß, ist, dass er 18 ist, mich in einem Schwulenclub kennengelernt hat und dann eine Affäre mit seinem Lehrer – mir – hatte. Doch die Fakten, die John über Alex kennt, haben nichts mit ihm als Person zu tun. Alex ist so viel mehr als das.

Es macht mich sehr glücklich, wie er mit der gesamten Situation umgeht. Dass er wirklich hier bei mir sein will. Anfangs war ich davon nicht ganz überzeugt, aber jetzt, wo ich eine Nacht lang darüber nachgedacht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das wahrscheinlich die beste Lösung ist, die sich mir jemals anbieten wird. Allein der Gedanke daran, dass er in ein paar Stunden hier sein wird, beruhigt mich ungemein. Auch, wenn ich deshalb ziemlich nervös bin.

Dass er herkommt, ist ein verdammt großer Schritt. Ich will, dass es ihm hier gefällt und ich hoffe, dass es wirklich funktionieren kann. Es gibt kaum eine schwierigere Bewährungsprobe als diese, aber andererseits sind Alex und ich Hindernisse und Schwierigkeiten gewohnt. Gerade, weil es nie einfach für uns war, doch wir trotzdem immer wieder zusammen gefunden haben, glaube ich, dass unsere Liebe auf kurz oder lang alles besiegen kann.

„Also ich hole dich dann Morgen gegen eins ab, okay?"

John nickt, aber sieht bittend zu mir hoch. „Können wir dann erstmal zu McDonalds?"

Ich muss schmunzeln. Er hat wirklich die Schnauze voll vom Krankenhausessen. „Können wir machen."

„Danke... Und viel Spaß mit Alex" Er lächelt leicht, als ich zum Abschied über seinen Kopf wuschele und ihm einen Kuss darauf gebe.

Ich erwidere sein Lächeln, bevor ich gehe.

Heute Morgen habe ich die Wohnung schon geputzt wie ein Irrer. Obwohl ich immer dafür gesorgt habe, dass es bei uns ordentlich ist, bin ich jetzt der Meinung, es ist unmöglich, dass auch nur noch ein einziges Staubkorn herumfliegt. Ich weiß, dass Alex sich nicht für Ordnung interessiert und ich bin mir sicher, er könnte es schaffen, innerhalb von zwei Stunden einen einzigen Müllhaufen aus dem Apartment zu machen, aber ich will trotzdem, dass er einen schönen ersten Eindruck davon hat und sich hier wohlfühlt.

Ich koche, während ich auf Alex warte, da ich sonst nichts mit mir anzufangen weiß und mich so durch ein spätes Mittagessen vielleicht bei Michael dafür bedanken kann, dass er seinen Sohn so spontan zu mir bringt. Er hat bestimmt auch besseres zu tun als das Taxi zu spielen.

Ich bin mir nicht sicher, ob Alex weiß, dass sein Dad mich angerufen hat. Ich bin mir nicht mal sicher, woher er meine Nummer hat. Jedenfalls haben wir telefoniert, Michael hat mir endlich das Du angeboten und ein paar Sachen klargestellt. Eigentlich war es ein typisches Vater-Schwiegersohn-Gespräch, nur, dass ich das bisher eben noch nicht hatte, weil John keinen Vater hat, der mir eine solche Ansage hätte machen können.

Alex ist Michael wirklich sehr wichtig. Er macht sich sorgen. Und ich glaube, er hat einfach mal von mir hören müssen, dass ich dafür sorgen werde, dass es Alex bei mir gut geht. Gegen Ende des Gespräches wurde es sogar ziemlich locker und Michael hat mir vorgeschlagen, mir irgendwann Alex' Babybilder zu zeigen, auf denen er ein fetter runder Ball ist. Da freue ich mich jetzt schon drauf.

Ungeduldig sitze ich in der Küche am Tresen und schaue dem Käse auf meinen Nudeln im Backofen zu, wie er langsam aber sicher schmilzt und knusprig-gold wird. Mir ist klar, dass man bei überbackenen Nudeln nicht grade von Low-Carb sprechen kann und das in Kombination mit dem Vorhaben, morgen zum McD zu gehen, nicht grade meine beste Idee war, aber andererseits bin ich mir ziemlich sicher, dass ich grade essen könnte, was ich will, und es nur einen Ausgleich zu meinem Hungern der letzten Woche darstellen würde. In Zukunft muss ich aber echt wieder auf meine Ernährung achten. Ich will nicht riskieren, wieder zuzunehmen und ich brauche meine Kondition für heiße Nächte voller leidenschaftlichem Sex mit Alex. Wenn ich nicht mehr mithalten kann, wird es nicht mehr heiß und leidenschaftlich, sondern einfach nur noch peinlich. Und das will ich echt nicht.

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