Einer meiner großen Probleme war es irgendwie schon immer, dass ich, wenn ich die Wahl hatte, immer getan habe, was andere von mir verlangen und nie, was ich selbst will.
Ich habe meinen Wert lange darüber ausgemacht, wie gut ich andere zufriedenstellen kann. Meine Mum, meinen Dad, meine Schwestern, meine Freunde, John... Ich glaube mit dem Erwachsenwerden ist das etwas besser geworden. Wenn ich mich dazu zwinge, Dinge aus der rationalen Sichtweise zu betrachten, weiß ich, dass ich logisch richtige Entscheidungen treffen kann.
Nur oft fühlen die sich nicht besser an. Alex zu verlassen ist so ein Beispiel dafür. Ich weiß, dass es richtig war. Nur das wie war falsch. Doch anders hätte ich es nicht gekonnt, dafür war ich viel zu panisch davor, dass mein Herz doch noch überhand gewinnt und meinen Verstand abschaltet. Denn, wenn das passiert, endet es ungefähr so wie jetzt. Ich tue etwas, das ich nicht tun will und wobei ich mich auch nicht gut fühle nur, weil es jemand anderen glücklich macht. In diesem Fall Magnus.
Er steht unter unseren Kollegen, sagt aber nichts, während die sich unterhalten und schaut sich die ganze Zeit suchend um. Irgendwie ist mir klar, dass er nach mir Ausschau hält. Er fühlt sich gar nicht mehr wohl unter den anderen, seit er mal mitbekommen hat, wie sie sich über ihn lustig gemacht haben. Die meisten von ihnen haben es nicht wirklich böse gemeint, aber das ändert nun mal nichts daran, dass sowas echt wehtun kann. Auch, wenn ich absolut nichts damit zu habe, sehe ich mich dafür verantwortlich dafür zu sorgen, dass es besser wird. Immerhin kann ich ja etwas tun, dann sollte ich es auch. Wegzusehen kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.
John hat mich gefahren, damit ich mein Auto hier nicht abstellen muss, um mit den anderen in dem Kleinbus zu fahren. Er sitzt neben mir und mustert meine Kollegen mit kritischem Blick. Dass ihm grade keine netten Gedanken durch den Kopf gehen, ist irgendwie klar. Aber, dass er gleich so abfällig denkt, hätte ich nicht erwartet. „Boa, die sehen alle aus wie richtige Lehrer" Er klingt richtig abwertend dabei.
„Sie sind Lehrer. Wieso klingt das wie eine Beleidigung aus deinem Mund?" Natürlich fühle ich mich angegriffen. Was denn sonst?
Er zieht die Augenbrauen hoch und schaut mich so abschätzig an. „Du passt da gar nicht rein. Komm, bleib lieber zuhause und koch mir was Schönes"
„Netter Versuch", lache ich. „Ich habe dir genug Tiefkühlpizza gekauft, du wirst es doch wohl hinbekommen, die in den Ofen zu schieben, für 20 Minuten drin zu lassen und wieder rauszuholen ohne die Küche abzufackeln und dich dabei ernsthaft zu verletzen."
„Muss ich den Ofen davor anschalten?", fragt er gespielt dämlich. Naja, ob es wirklich gespielt ist, da bin ich mir nicht so sicher...
Ich verdrehe die Augen. „Tschüss, John. Danke fürs Fahren"
„Gerne doch. Viel Spaß dir, hab dich lieb, vermiss mich" Er lächelt und wirft mir ein Küsschen zu.
Ich ignoriere es, greife nach meinem Rucksack und steige aus.
Noch ist er ganz gut drauf. Ich hoffe, das bleibt so.
Nachdem Alex mir Julians Nummer gegeben hat, konnte ich mit ihm telefonieren, natürlich erstmal unter dem Vorwand, dass es mich interessiert, was genau er nach seinem Abschluss gemacht hat und so. Er hat aber ziemlich schnell verstanden, dass das nicht wirklich der Grund für meinen Anruf war und mich gebeten, ehrlich zu sein. Also meinte ich, dass mir aufgefallen ist, dass er sich gut mit John versteht und es nett von ihm wäre, wenn er die nächsten drei Tage mal ein bisschen nach ihm schaut. Ohne groß nachzufragen hat Julian zugestimmt.
Ich hoffe, das war kein Fehler. Ich fühle mich nicht gut bei dem Gedanken, dass sie sich näherkommen, sowie John sich das offensichtlich wünscht. Er weiß es zwar selbst noch nicht, aber ich kenne dieses Funkeln in seinen Augen.
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Teach me Love
General Fiction..."Du hast mir das Herz gebrochen"... Alles, was zwischen Tyler und Lion stand, ist nun Vergangenheit und sie wollen ihre Chance auf eine gemeinsame Zukunft nutzen. Doch, nachdem für Lion mit seinem Schulabschluss ein bedeutendes, neues Kapitel in...