34. Tyler

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„Er hat was?" Alex schaut mich ungläubig an.

Ich schlucke, versuche seinem Blick dabei standzuhalten, doch das ist echt verdammt schwer grade. „Mich geküsst"

Er atmet tief durch. Seine Hand formt sich zu einer Faust. Er presst die Lippen zusammen. „Wie?"

„Was wie?" Verwirrt sehe zu ihm.

Wir sitzen zusammen auf der Bettkante, nah nebeneinander. Eben hat er mich noch getröstet und umarmt und mich geküsst und gemeint, nichts, das ich ihm sagen könnte, würde ihn dazu veranlassen, mich irgendwie weniger zu lieben. Das hat mich beruhigt. Aber trotzdem weiß ich, dass Liebe nicht alles ist für eine funktionierende und vor allem gesunde Beziehung. Auch Ehrlichkeit und Vertrauen sind wichtige Teile davon. Deshalb hoffe ich, ihm sofort die Wahrheit zu sagen, war kein Fehler.

„Ja wie hat er dich geküsst? Ein Schmatzer? Leidenschaftlich? Wild? Sanft? Schön?"

„Keine Ahnung!" Warum will er das überhaupt wissen? Das ist doch sowas von egal. Wichtig ist nur, dass es nicht mehr vorkommen wird. John hat mich in einem schwachen Moment erwischt, das ist alles. Aber jetzt weiß ich zumindest, dass ich auf der Hut sein muss.

„Okay" Alex nickt, doch klingt alles andere als zufriedengestellt, vor allem, als er nochmal tief durchatmet. „Ist er in seinem Zimmer?"

Er wartet auf keine Antwort, sondern steht schon auf und geht auf die Tür zu. Ich springe hinterher. „Was hast du vor?"

Alex beachtet mich nicht.

„Alex!"

Wieder keine Reaktion.

Er geht einfach zu Johns Zimmer, reißt die Tür auf und geht rein, doch dort ist er nicht. Alex geht also wieder raus und steuert das Bad an, um dasselbe dort zu tun. Da steht er dann, im Handtuch, mit feuchten Oberkörper und Haaren und Rasierschaum ins Gesicht.

Er mustert uns kurz und grinst dann leicht, während er sich wieder dem Spiegel zuwendet uns sich seelenruhig weiter rasiert. „Du hast es ihm also echt gesagt. Hätte ich dir nicht zugetraut"

„Was?", schnaube ich. „Dass ich im Gegensatz zu dir ehrlich sein kann?"

„Dass du riskierst, ihn zu verlieren", gibt John desinteressiert zurück und verzieht das Gesicht, um an die schwere Stelle zwischen Nase und Oberlippe zu kommen.

„Wenn du hier fertig bist, komm ins Esszimmer. Wir haben was zu besprechen"

John mustert Alex kurz, nachdem dieser das gesagt hat, nickt dann und macht weiter. Alex verlässt den Raum wieder und steuert zielstrebig das Esszimmer an.

„Was hast du vor?", frage ich ihn, während ich ihm hinterhereile.

Wieder ignoriert er mich.

„Alex, bitte rede mit mir!" Gott, ich bin so verzweifelt, ich klinge schon richtig jämmerlich und ich benehme mich auch so, wie ich an seiner Schulter rumzerre, damit er mich ansieht.

„Ich habe keine Lust darauf, dass John jedes Mal über dich herfällt, wenn ich nicht da bin. Du hast dich für mich entschieden und trotzdem zieht er sowas ab und küsst dich einfach. Er respektiert dich oder was du willst oder was dich glücklich macht kein Stück... Es kotzt mich an, dass er behauptet, dich zu lieben, aber trotzdem, bei allem, was er tut, immer nur an sich denkt... Er hat dich zum Weinen gebracht. Wenn ich also dieses Gespräch mit ihm führe, sollten keine Klingen oder sonstige scharfen Gegenstände in der Nähe sein."

„Reiß dich bitte zusammen, Alex, bitte"

Wenn die zwei jetzt aufeinander einschlagen, geht wahrscheinlich die ganze Einrichtung zu Bruch und sie hören erst auf, wenn einer von beiden bewusstlos oder tot ist.

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