53. Tyler

1.7K 129 51
                                    

Nachdem die Tür endlich hinter Wyatt zufällt, gehe ich zurück an den Esstisch und trinke einen Schluck von meinem kalten Kaffee. Toll.

Genervt stehe ich wieder auf, kippe den Kaffee weg und mache mir einen neuen.
Ich tippe ungeduldig mit den Fingern auf der Ablage der Küche herum und sehe die Kaffeemaschine auffordernd an, damit sie sich mal ein bisschen beeilt. Ich habe nicht wenig Zeit. Zwar habe ich heute noch nichts Bestimmtes vor, aber es geht ums Prinzip. Wyatt hat heute schon genug meiner Zeit verschwendet, noch mehr muss nicht sein.

Nachdem meine Tasse endlich voll ist und ich sie nehme, um sie zurück an den Tisch zu tragen, stelle ich beim Umdrehen fest, dass John und Alex in der Küche stehen und mich beobachten.

„Wollt ihr auch?"

Alex schüttelt den Kopf, John sieht mich bittend an, seufzt „Lass es mich erklären, Tyler.".

Da Alex keinen Kaffee will und ich John nicht unbedingt bedienen möchte, gehe ich an ihnen vorbei zum Tisch, setze mich und trinke dann meinen heißen Kaffee. Viel besser.

Alex setzt sich neben mich. Er schaut mich ganz komisch an, so als versuche er durch eine Nebelschicht zu blicken, doch das übergehe ich einfach. „Gehen wir später joggen?"

Ich weiß, dass mit Alex zu trainieren mich an meine Grenzen bringt, aber das ist nicht unbedingt schlecht. Nur, wenn man gefordert wird, entwickelt man sich weiter und kann besser werden.

„Vielleicht solltest du erstmal mit John reden. Danach gerne"

Ich schnaube belustigt. „Schon witzig, dass ihr zwei plötzlich ein Team bildet" Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie sich vereint gegen mich wenden...

„Ich bin nach wie vor in deinem Team, Ty, und das werde ich auch immer bleiben. Aber ich sehe doch, dass da grade irgendwas in dir vor sich geht. Du kannst das nicht einfach verdrängen..."

„Das wirst du dann schon sehen... Wo ist die Zeitung?" Wenn John die schon wieder weggeworfen hat ohne sie mich lesen zu lassen, haue ich ihm die nächste um die Ohren. Ich sage ihm seit Jahren, dass ich die verdammte gedruckte Ausgabe will. Wozu habe ich die denn abonniert?

Natürlich interessiert sich außer mir keiner für die Zeitung, deshalb geht auch keiner auf meine Frage ein.

Alex schaut mich bloß bittend an und, als John sich auf die andere Seite neben mich setzt, tut er es leidend. Seine Wange ist leicht gerötet von den harten Schlägen, die er von Wyatt kassiert hat, aber obwohl es mir wehgetan hat zuzusehen, wie er geschlagen wird, hält sich mein Mitleid nun doch in Grenzen.

„Ich kann das jetzt nicht einfach so stehen lassen", macht er mir klar. Er klingt total verzweifelt.

Ich verstehe nicht, wieso. Wenn es mir egal ist, sollte es ihm auch egal sein.

„Ich bin deine Rechtfertigungen und Entschuldigungen einfach leid, John. Du hast mit Logan gefickt, na und? Er war doch nur einer von vielen-"

„Nein!"

Ich sehe ihn überrascht an. Überrascht davon, was er sagt, aber auch wie er es sagt.

„Er war nicht nur einer von vielen für mich" Er schüttelt energisch den Kopf. In seinen Augen sammeln sich Tränen. „Wir wollten dir nicht wehtun, deshalb haben wir nie was gesagt... Aber er war nicht nur einer von vielen."

Ich starre John an, bemerke, wie sich meine Hand um die viel zu heiße Kaffeetasse schlingt, doch weigere mich, sie wegzunehmen, obwohl es wehtut. „Was soll das heißen?"

Wieso frage ich überhaupt nach? Tief in meinem Inneren weiß ich es doch schon. Johns Worte waren deutlich genug, sein Blick sagt alles, was ich wissen muss, und irgendwie ergibt dadurch plötzlich alles viel mehr Sinn.

Teach me LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt