151. Tyler

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Sunny loszuwerden war gar nicht so schwer wie zunächst befürchtet. Ich musste ihn nur daran erinnern, dass er schon viel zu spät zu seiner Besprechung dran ist und dann war er ganz schnell weg. Davor hat er mir aber noch klargemacht, dass unser Gespräch (oder wohl eher unser Starrwettbewerb) nicht zu Ende ist und er hier morgen um die gleiche Zeit wieder stehen wird, wenn Alex sich bis dahin nicht bei ihm gemeldet hat.

Mir ist klar, dass er sich wohl Sorgen um Alex macht, aber genauso gut weiß ich, dass Alex nicht wollen würde, dass jemand davon weiß, dass er im Krankenhaus ist und vor allem wieso. Vielleicht kann ich Sunny ja lange genug hinhalten, bis Alex aufwacht und ihm versichern kann, dass ich ihn nicht aus krankhafter Eifersucht in Einzelteile zerhackt und eingefroren habe. Sunny wirkt schon so als würde er sowas von mir erwarten.

Nachdem er dann weg war, habe ich versucht, ein wenig zu schlafen. Das Adrenalin der Sorge und Spannung war ziemlich plötzlich weg und ich war todmüde. Also habe ich mich ins Bett gelegt. Das Kissen roch nach Alex' Shampoo und unter seiner Decke warm zu werden, hat sich sehr viel besser angefühlt als in meinem Bett zu liegen. Hier fühle ich mich ihm viel näher.

Ich schlafe bis in den Nachmittag hinein, wohl einfach, weil ich es wirklich dringend brauche. Danach stelle ich fest, dass Tony mich mehrmals angerufen hat und lese seine Nachrichten.

Er hat mir Bescheid gegeben, dass Matt und er kommen wollen und er die Adresse benötigt. Also gebe ich sie ihm, teile ihm mit, dass ich bereits in Alex' Wohnung bin, und entschuldige mich für die späte Antwort.

Danach sehe ich, dass John mir ebenfalls geschrieben hat. Er fragt, wo ich bleibe und ob ich noch Chips mitbringen kann. Ich habe total vergessen, ihm zu sagen, dass ich weg bin und er die nächsten Tage auch nicht mit mir rechnen kann. Also schreibe ich es ihm jetzt.

Dass ich bei Alex bin, reicht ihm vorerst als Grund. Mehr will er sicher dann wissen, wenn ich zurückbin und er mich ausquetschen kann. Ich hoffe, ich werde dann etwas Positives zu berichten haben.

Bei einem Blick in den Kühlschrank stelle ich fest, dass Alex nichts zu essen dahat. Also wirklich gar nichts. Eigentlich hätte ich mir das denken können. Es macht nur Sinn, keine Vorräte zuhause zu lassen, wenn man weiß, dass man wochenlang nicht da ist. Trotzdem sollte ich etwas essen und Tony und Matt bleiben bestimmt auch etwas länger hier, also muss zwangsläufig jemand einkaufen gehen. In dem Falle wohl ich. So habe ich zumindest etwas zu tun und fühle mich ein bisschen nützlich.

Die Zeit, bis Tony und Matt dann hier sind, vergeht relativ schnell, immerhin habe ich eine Beschäftigung. Ich gehe einkaufen, lerne dadurch die Stadt ein wenig besser kennen und verliere mich auch für mindestens eine Stunde in einer kleinen Buchhandlung, die für mich wahre Schätze verbirgt. Klar, dass ich da zuschlagen muss. Irgendwie muss ich mich die nächste Zeit ja auch unterhalten. Die ganze Zeit nur darüber nachdenken, dass ich bei Alex sein will, jedoch absolut nutzlos in seiner Wohnung herumsitze und um ihn bangen muss, führt nur dazu, dass ich mich beschissen fühle und mir ständig Vorwürfe mache. Und das bringt keinem was.

Danach, wieder in der Wohnung, räume ich die Einkäufe ein. Warum genau ich so viel gekauft habe, weiß ich nicht. Ich glaube, es hat mich einfach gestört, dass er Kühlschrank so leer war. Das sah so traurig und leblos aus. Jetzt, nachdem ich ihn eingeräumt habe, ist der Anblick schon deutlich weniger deprimierend.

Die weitere Zeit verbringe ich mit Kochen und Essen. Mein Blick fällt in der Küche immer wieder auf das Bild. Ich kann mir nach wie vor nicht vorstellen, warum Alex sowas zeichnen sollte und, dass er überhaupt zeichnen kann. Das einzige, was er bisher vor meinen Augen mit einem Stift gemacht hat, war in der Schule Notizen zu machen oder sich damit nachdenklich ans Kinn tippen. Um so gut zeichnen zu können, muss man mit Sicherheit sehr viel Zeit reininvestieren und Alex hat das definitiv nicht getan.

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