100. Alex

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Saisonauftakt. Es handelt sich nur noch um Minuten bis zum Spielbeginn.

Vorhin bei der Platzbegehung sind wir bereits auf unsere Gegner getroffen. Im Gegensatz zu uns kamen die mir vor wie eine richtige Armee, sowie die einheitlich aufmarschiert sind, während wir Grüppchenweise hintereinander hergetrottet sind, um keine weiteren Streits zu riskieren.

Elias hat meinen Blick gesehen. Ich habe die anderen sofort ausgecheckt, geschaut, wen ich erkenne und was ich über wen weiß, habe nach Auffälligkeiten und Unsicherheiten gesucht, doch nichts davon gefunden.

Wir haben noch nicht mal angefangen gegen sie zu spielen und sie wirken auf mich jetzt schon unbesiegbar.

Elias hat sich mein Kinn gepackt und mein Gesicht zu sich gedreht, um mich eindringlich anzusehen. „Konzentrier dich auf dich selbst. Vergiss alles, was Chris uns über die erzählt hat und ignorier, wie krass sie grade rüberkommen. Wir wissen beide, dass keiner von denen auf dem Platz eins gegen eins eine Chance gegen einen von uns beiden hätte. Verlass dich auf dein Können und zieh dich Ding durch wie bisher auch."

Erst, nachdem ich leicht genickt habe, um mein Verständnis zu signalisieren, hat er mich losgelassen und, was er gesagt hat, dann einfach so stehen lassen.

Seitdem denke ich darüber nach. Er hat gesagt, die hätten eins gegen eins keine Chance gegen uns. Das heißt doch er hat mich auf eine Stufe mit sich selbst gestellt oder? Er findet, ich bin so gut wie er. Ich meine, ich wusste, dass ich was kann, aber Elias ist wirklich ein Level für sich. Bisher dachte ich, davon nur träumen zu können, ihm jemals das Wasser zu reichen. Aber, was er gesagt hat, überzeugt mich vom Gegenteil. Und, wenn ich jetzt noch nicht so gut bin wie er, dann kann ich es werden. Durch hartes Training, Konzentration und Schweiß.

Obwohl ich nicht davon ausgegangen bin, heute zu spielen, habe ich mich doch so vorbereitet, als würde ich. Mein Fuß ist eingetapet, ich habe Tabletten genommen, die maßgeblich dazu beitragen, dass ich nicht vor Nervosität umkomme, und ich habe mich gründlich warmgemacht und gedehnt.

Mich danach auf die Bank zu setzen und dabei zuzusehen, wie die anderen einlaufen und ihr Programm durchziehen, frustriert mich richtig.

Ich sitze direkt neben Fabian, der es sich auf der Bank schön gemütlich macht und den Platz in der ersten Reihe genießt, um zusehen zu können. Ihm macht es gar nichts aus, hier zu sitzen und selbst nicht zu spielen. Ich glaube, er hat es schon aufgegeben.

„Vergiss nicht, was zu trinken bei der Hitze", meint er mal nebenbei zu mir.

Ich schnaube leicht und antworte ohne nachzudenken: „Wenn ich jetzt was trinke, muss ich sofort Panikpipi"

Er lacht leicht. „Ach Wunderkind, du bist echt gar nicht so übel" Er klopft mir dabei auf die Schulter und trinkt dann einen großen Schluck.

Dieses „Wunderkind" nervt mich. Das „Frischling" oder „Neuling" klang zwar auch nicht gerade toll aber das „Wunderkind" hat, diesen spöttischen Unterton, der mich einfach nur aufregt.

Aber sowie bei Uwe klingt es bei Fabian weniger schlimm als bei Leuten wie Theo zum Beispiel. Sunny hat sich auch angewöhnt, mich so zu nennen, aber bei ihm mag ich es sogar irgendwie. Muss wohl auch daran liegen, dass ich ihn an sich mag.

Ich hoffe, er liefert heute richtig ab. Stella ist da, um zuzuschauen. Sie hat nicht oft Zeit dafür, aber sie hat mir erzählt, dass sie bisher bei jedem seiner Auftaktspiele anwesend war und das will sie auch nicht missen. Fußball per se mag sie nicht so, aber sie fiebert immer mit Sunny mit und sie freut sich immer auf seine verschwitzten Trikots danach.

Stella redet mit mir total offen darüber, es kommt mir so vor, als würde ich sie ewig kennen. Man merkt auch gar nicht, dass sie sieben Jahre älter ist als ich. Nur, wenn sie mich „Kleiner" nennt und so tut als müsste sie für mich Sorgen. Sie gibt mir immer Essen mit oder sorgt dafür, dass Sunny mich zu ihnen schleppt. Ich bin ihr wichtig und Sunny genauso.

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