Ich glaube im Grunde wusste ich eigentlich schon immer, wie gut Tyler im Verdrängen ist, sonst hätte er das alles, was John abgezogen hat, doch niemals mit sich machen lassen, oder die Sache mit seiner Familie oder Logan so gut ausblenden können.
Aber das hier... es direkt vor Augen zu haben wie er alles, was ihn belastet einfach von sich wegschiebt und die Augen davor verschließt, ist doch etwas schockierend. Tyler aufzumuntern ist viel zu leicht, so als gebe es gar nichts, weswegen ich ihn aufmuntern müsste. Doch trotzdem höre ich nicht auf.
Nachdem wir unsere Döner gegessen haben, dabei mehrmals fast erstickt sind und uns total bekleckert haben, sind wir trotzdem noch in den Park gegangen. Mein schmutziges Shirt habe ich mir ausgezogen und in die Hosentasche gestopft, sodass es noch raushängt, doch Ty kann seine dreckige Hose nicht so leicht ausziehen. Sein Versuch, sie mit Wasser auszuwaschen hat nur dazu geführt, dass er die Soße richtig schön in den Stoff eingearbeitet hat und so aussieht, als hätte ihm ein Stier aufs Bein gewichst. Ich liebe es.
Bis vor ein paar Minuten haben wir nur ein bisschen Händchen gehalten, doch, nachdem wir an einer Gruppe Mädchen vorbeigelaufen sind, die mich sehr eindeutig angeschaut und gekichert haben, hat Tyler mich nah an sich rangezogen und den Arm um mich gelegt, so als wolle er sagen: „Er gehört mir!".
Das bringt mich dazu, seitdem breit grinsend neben ihm herzuschlendern. Zwar ist es total warm und wir beide schwitzen ein bisschen, aber ich will den Körperkontakt trotzdem nicht lösen. Je mehr desto besser. Die Blicke interessieren mich nicht.
Wir verbringen den Nachmittag draußen, setzen uns irgendwann an einen Baum in den Schatten und reden über alles Mögliche. Wir beobachten die Leute im Park und malen uns aus, was sie wohl zueinander sagen, wie sie wohl zueinander stehen und was wohl ihre Geschichten sind. Das macht Spaß und ist teilweise auch wirklich lustig, zum Beispiel, wenn Tyler von einer alten Oma behauptet, sie sei eine Undercover-Agentin, die nur darauf wartet, aus ihrem Gehstock eine Knarre zu machen.
Gegen Abend machen wir uns auf den Weg zurück nachhause. Immerhin wollen wir pünktlich dort sein, um Gefragt-Gejagt zu schauen.
Allerdings sitzt John bereits auf dem Sofa, streichelt seine Katze und schaut irgendeine Zoo-Sendung.
Ich will schon ansetzen, ihn zu fragen, ob er das vielleicht auf in seinem Zimmer schauen kann, da er dort im Gegensatz zu uns einen Fernseher hat, doch Ty hält mich auf, schüttelt den Kopf und schiebt mich weiter, ohne dass John uns bemerkt.
„Lass es uns auf dem Tablet streamen, da haben wir keine Werbeunterbrechungen"
„Aber der Bildschirm ist so klein"
„Ist das kleinere Übel" ... dazu mit John reden zu müssen.
Ich seufze. „Du kannst John jetzt nicht ewig aus dem Weg gehen, Ty."
Er lässt sich nicht erweichen, eher im Gegenteil. „Ich will mit diesem Menschen nichts mehr zu tun haben"
„Tyler-"
„Nein, Alex" Er unterbricht mich, bevor ich wirklich weiß, was ich eigentlich sagen will. „Es war die eine Sache, dass er hinter meinem Rücken mit duzenden Fremden gefickt hat. Gefühle für meinen besten Freund zu haben, eine Affäre für ein verdammtes Jahr, ist die andere. Daran, was er noch getan hat, will ich gar nicht denken! Es fällt mir unglaublich schwer, überhaupt in der gleichen Wohnung zu sein wie er ohne ihn auf alle erdenklichen Arten fertig zu machen. Er kann froh sein, wenn ich ihn ignoriere, glaub mir"
„Ich glaube wirklich, es würde dir guttun, nochmal mit ihm über alles zu reden. Du ignorierst nicht nur ihn, sondern auch all deine Gefühle und du hast mir selbst gesagt, dass es nicht gut ist, wenn sich das alles anstaut-"
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Teach me Love
General Fiction..."Du hast mir das Herz gebrochen"... Alles, was zwischen Tyler und Lion stand, ist nun Vergangenheit und sie wollen ihre Chance auf eine gemeinsame Zukunft nutzen. Doch, nachdem für Lion mit seinem Schulabschluss ein bedeutendes, neues Kapitel in...