Teach me Love

133. Tyler

Seit Alex und ich telefoniert haben, ist nun eine Woche vergangen. Seitdem hat er sich nicht mehr gemeldet und so langsam zweifle ich auch daran, dass er es noch tun wird.

Um ehrlich zu sein, enttäuscht mich das. Er hätte wenigstens kurz Bescheid geben können, dass er sich doch nicht mehr treffen will, aus was für Gründen auch immer. Ich würde es verstehen, wenn er diese Zeit lieber mit seinen Freunden und seiner Familie verbringt, ich würde es wirklich verstehen. Aber was ist denn so schwer daran, mir das auch zu sagen, statt mich eine Woche lang warten zu lassen, bis ich selbst begreife, dass es nichts wird?

Ich bin ein bisschen beleidigt, muss ich zugeben. Ich habe mich wirklich darauf gefreut, ihn wiederzusehen und dachte eigentlich, ihm geht es genauso. Aber jetzt hält er es nicht mal für nötig, sich kurz bei mir zu melden. Nur eine kleine Nachricht hätte doch schon gereicht.

Es sollte wirklich aufhören, dass ich mir so viele Gedanken darum mache. Ich sollte alle Pläne und Überlegungen, die ich für dieses Treffen angestellt habe, endlich streichen und akzeptieren, dass es nicht stattfinden wird. Aber das ist deutlich leichter gesagt als getan.

Vielleicht sollte ich mich bei ihm melden. Das würde zumindest beweisen, dass das Treffen mir wichtig ist und ich bekäme endlich eine Antwort. Aber ich will ihn auch nicht nerven oder ihm das Gefühl geben, ich verpflichte ihn zu irgendetwas. Wenn er nicht will oder kann, ist das doch völlig in Ordnung. Ich wüsste nur gern, was Sache ist.

Für heute Abend will ich mir aber keine Gedanken mehr darübermachen. Ich bin heute schon den ganzen Tag in der Schule, um als Aufsicht zu dienen. Die Kleinen hatten ihre Weihnachtsfeier bereits alle. Es fehlt nur noch der Winterball oder Oberstufe. Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass es bei diesem mit drei vier Stunden nicht getan sein wird.

Die meisten meiner Kollegen haben sich entweder für die unteren Klassen oder für die oberen als Aufsicht eingetragen. Warum ich mir eingebildet habe, ich könnte den ganzen Tag hierbleiben, weiß ich nicht. Ich meine, klar macht es Spaß, aber es ist auch sehr anstrengend und ich könnte eine gute Portion Schlaf wirklich gebrauchen.

Claudia hat mir bereits klargemacht, dass ich nachhause gehen könnte. Es seien genug Lehrer da und ich hätte für heute genug getan und mir meine Ferien redlich verdient. Aber das hat mich dazu veranlasst, erstrecht hierbleiben zu wollen. Ich habe mich bis zum Ende eingetragen, also bleibe ich auch bis zum Ende. Meine Schüler kommen ja auch jeden Tag in die Schule, obwohl sie müde sind und lieber im Bett liegen bleiben würden, dann kann ich jetzt nicht einfach verschwinden, weil ich erschöpft bin.

Außerdem ist Nick hier und so bekomme ich vielleicht die Gelegenheit, das mit uns zu klären. Er wusste, dass ich auf Mitte Dezember hingefiebert habe, um danach eventuell mit Alex abschließen zu können und er hat sich erhofft, dass es mit uns danach vielleicht ernster werden könnte.

Er sollte so schnell wie möglich erfahren, dass das nichts wird. Alex bekommt noch ein halbes Jahr von mir für seine Entscheidung. Bis dahin kommen andere Männer für mich nicht in Frage. Nick sollte das wissen, damit er sich nach wem anders umschauen kann.

Zwar will ich noch trotzdem mit ihm befreundet sein, nachdem ich auch das mit dem Körperkontakt und den Küssen geklärt habe und er bereit ist, das zu akzeptieren, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob sein Stolz dann nicht zu verletzt sein wird, um das zuzulassen. Genau deshalb muss ich mit ihm reden.

Obwohl ich ihn heute schon gesehen habe, haben wir noch nicht miteinander gesprochen. Er hat mich nur angelächelt und mir über die Halle hinweg zugewinkt, was ich ebenfalls mit einem leichten Lächeln und dem kurzen Heben meiner Hand erwidert habe. Claudia hat mir erzählt, dass er hier ist, weil sie nachts nicht mehr fahren kann und er meinte, wenn er ohnehin mitten in der Nacht das Taxi spielen muss, kann er auch gleich als Aufsicht mithelfen.