117. Tyler

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Hello und herzlich willkommen  zum Leseabend:)
Ich hoffe, ihr freut euch und habt Lust, fleißig zu kommentieren:)
Viel Spaß♥








Vier Monate habe ich auf diesen Moment gewartet, nur, damit Alex das Treffen verschiebt.

Zwar nur auf morgen Mittag, aber trotzdem. Es geht ums Prinzip. Ich habe mich auf heute vorbereitet. Bin gestern pünktlich schlafen gegangen, habe heute Morgen nochmal ein bisschen trainiert, damit ich mich sehen lassen kann, habe mir bestimmt zwei Stunden Zeit gelassen beim Duschen und Fertigmachen, habe mich perfekt rasiert und war ausnahmsweise Mal zufrieden mit meinen Haaren und meinem Äußeren allgemein. Und dann schreibt Alex mir eine plumpe Nachricht, in der er mir mitteilt, dass er heute Abend lieber mit seinen Freunden feiern gehen will und keine Zeit finden wird, dazwischen noch zu mir zu kommen, um seine Sachen zu holen.

Keine Ahnung, vielleicht sollte es mich ja sogar freuen, dass er unser Treffen nicht einfach nur irgendwo dazwischenschiebt, aber irgendwie zeigt das so schon, dass seine Prioritäten lange nicht mehr bei mir liegen. Ich bin nur ein Termin, den er passend legen muss. Eine Verpflichtung, die er erfüllen muss, bevor er einen Punkt auf seiner imaginären to-do-Liste abhaken kann.

Verdammter Mist! Ich habe nicht monatelang an mir gearbeitet, um mich jetzt von dieser simplen Nachricht runterziehen zu lassen!

Alex will sich mit seinen Freunden treffen, daran ist nichts verwerflich! Ich habe doch gar nicht das Recht, mir einzubilden, ich sei wichtiger als das!

Es ist nur... Ich habe mich irgendwie darauf gefreut. Klar war ich nervös, aber ich konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Ich war bereit. Und dann das.

Das bringt mich komplett aus dem Konzept und das gefällt mir gar nicht. Ich mag Planung und vor allem, wenn dann auch alles so abläuft wie geplant.

Ich weiß nicht, ob ich sauer, beleidigt oder traurig sein soll... Immerhin hat es sich ja nur um etwa 16 Stunden nach hinten verschoben... Trotzdem. Mein Herz macht das nicht mehr lange mit. Und was, wenn ihm morgen wieder was dazwischenkommt?

Mann, das fühlt sich einfach scheiße an. Alles fühlt sich scheiße an.

Bevor ich die Nachricht gelesen habe, war ich klar aufgeregt, aber irgendwie war ich auch stolz, weil ich was hatte, das ich Alex präsentieren konnte. Eine perfekt saubere Wohnung, die zeigt, dass ich mein Leben im Griff habe, seine wunderschön zusammengelegten Sachen, die beweisen, dass ich sehr erwachsen mit unserer Trennung umgehe, und mich selbst. Vorhin habe ich noch in den Spiegel geschaut und war wirklich zufrieden mit mir. Jetzt halte ich mich für lächerlich und erbärmlich und das alles lässt mich so verzweifeln, dass ich Alex am liebsten die Szene seines Lebens schieben will.

Ich habe ihm so viel zu sagen, dass ich mich nicht mal ruhig hinsetzen und vor mich hingrübeln kann, sondern ständig in der Wohnung auf- und ablaufe und Dinge hin- und herräume. Das bleibt nicht unbemerkt.

Ein Klopfen an die Wand bringt mich dazu innezuhalten und in die Richtung zu sehen, aus der es gekommen ist.

John lächelt leicht und lehnt sich mit verschränkten Armen an die Wand. „Na, was ist los?" Sein Lächeln wirkt wenig amüsiert oder glücklich, sondern eher wie eine schlechte Fassade, um seine Besorgnis zu überspielen.

Das nervt mich. Meistens ist er total unsensibel und in anderen Momenten fasst er mich dann mit Samthandschuhen an. Kann er nicht einfach normal mit mir umgehen?

Und seit wann ist er derjenige, der sich Sorgen um mich machen muss? Diese Rollenverteilung gefällt mir ganz und gar nicht.

„Gar nichts ist los"

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