Ein paar Stunden später wurde ich von einem Schluchzen geweckt. Ich sah neben mich, doch Ginny schlief fest wie ein Stein. Vielleicht hatte ich es mir auch nur eingebildet...
„Mom, Dad", rief Lily und ich war schnell aufgesprungen, damit Ginny weiterschlafen konnte.
Ich ging in ihr Zimmer und sah, wie sie zusammengekauert unter der Decke lag und sich etwas krümmte. Ihr Gesicht war tränenüberströmt.
„Süße, was ist los?", fragte ich ruhig und kniete mich neben ihr Bett.
Lily zitterte und traute sich nicht den Mund aufzumachen.
„Tut es wieder weh?", wollte ich wissen.
„Ein bisschen...mein Bett"
„Was ist mit deinem Bett? Ist es zu hart oder..."
„Dad...ich"
Ich schlug die Bettdecke einfach weg und sah, dass alles voller Blut war. Es kam mir fast vor wie in einem Film. Ihr graues Bettlaken hatte jetzt in der Mitte eine rote Farbe angenommen.
„Es tut mir so leid. Mum wird mich umbringen..."
„Nein, Kleine. Mum wird nicht böse sein. Hörst du? Sie wird dich verstehen"
Ich nahm sie in den Arm.
„Schsch...du hast nur deine Tage, Süße. Das ist normal, du brauchst dich nicht zu schämen"
„Tu ich aber! Es gibt nichts peinlicheres"
„Oh doch! Wenn du wüsstest, was ich alles schon erlebt habe"
Lily ließ mich los und wischte sich die Tränen ab.
„Was denn zum Beispiel?"
„Ich habe dir doch erzählt, dass Ron mit mir kurz nach dem Krieg als Auror gearbeitet hat..."
Lily nickte.
„Nun, ich wollte ihn am Morgen von Zuhause abholen. Das war im November 1999. Wir hatten uns eine Zeit ausgemacht, aber als ich klingelte, machte keiner auf. Also holte ich meine Schlüssel heraus und ging in sein Haus. Alles war ruhig und ich suchte nach Ron das ganze Haus ab. Als letztes ging ich ins Schlafzimmer und ich habe es sofort bereut...weil Ron und Hermine"
„Nein!"
„Doch. Sie hatten einen Flüsterzauber, weshalb ich von außen nichts gehört habe. Ich hab einfach die Tür aufgerissen und bin sozusagen mitten in das "Geschehen" hineingeplatzt. Natürlich hab ich sofort die Tür zugemacht und musste erstmal den Schock meines Lebens verarbeiten"
„Dad, das tut mir so leid für dich", sagte Lily leise und kicherte.
„Tja und seit dem hatten wir nie mehr über dieses Thema geredet und wenn es angesprochen wurde, liefen sie rot an. Das ist zwar über zwanzig Jahre her, aber das ist ihnen heute noch unendlich peinlich", schlussfolgerte ich. „Und ich ziehe sie noch immer damit auf"
„Das ist gemein", meinte Lily und presste ihre Hände wieder auf den Bauch.
„Hör zu, Süße. Du gehst jetzt am Besten ins Bad und schließt dich ein. Geh nochmal auf Toilette und zieh dir was Neues an. Ich mache währenddessen ein neues Bett und einen Tee für dich. Dann kannst du wieder schlafen, ok?"
Lily lächelte mich dankbar an, aber sie traute sich nicht aufzustehen. Ich brachte ihr rasch ein Handtuch und sie rannte schnell ins Bad.
Ich tat das, was ich ihr versprach und bezog ihr Bett neu. Der Tee war schneller fertig als gedacht und Lily legte sich wieder in ihr Bett. Als ich rausgehen wollte, nachdem ich ihr noch schnell einen Kuss gegeben hatte, hielt sie mich fest.
„Kannst du noch kurz zu mir ins Bett kommen? Ich glaube, ich werde jetzt noch nicht schlafen können"
Ich nickte und legte mich zu ihr. Sie kuschelte sich an mich und ich zog sanft die Decke über sie. Ihr kleiner Körper fühlte sich so warm an und ich genoss es, sodass ich auch beinahe einschlief.
„Dad?"
„Ja?"
„Danke, dass du immer für mich da bist", flüsterte Lily.
Ich küsste ihre weichen, roten Haare.
„Danke, dass du mein Mädchen bist", sagte ich leise zu ihr.
Ginny schlief nebenan und da die Wände in unserem Haus sehr dünn waren, mussten wir immer leise sein, um die anderen nicht aufzuwecken.
„Ich hab Angst", gab Lily zu.
„Vor was hast du Angst?"
„Ich hab Angst um Mum. Und zwar war ich letzte Woche in der Bibliothek und hab alles über Schwangerschaft und die Geburt gelesen. Ich glaub ich will keine Kinder bekommen"
Ich drückte meine Tochter zärtlich an mich.
„Süße, egal was du gelesen hast, alles mag sicherlich schrecklich und angsteinflößend klingen. Ich kann es ja nicht nachvollziehen wie Frauen sich dabei fühlen, aber denkst du den Männern ergeht es weniger so? Ich hatte in jeder Schwangerschaft Angst. Bei deiner Geburt und die deiner Brüder war ich schrecklich nervös, nur habe ich es mir nicht immer anmerken lassen"
„Versprichst du mir was?", fragte Lily, nachdem wir noch mehr über das Thema gesprochen hatten.
„Alles was du willst, mein Engel"
„Pass auf Mum auf, während wir in Hogwarts sind"
Sie drückte meine Hand.
„Das werde ich", versprach ich. „Und wenn ich sie mit meinem Leben beschützen muss"
„Dad, wir sind hier nicht in einem Superhelden Film", sagte sie und stupste mich in die Seite. Sie lachte leise und ich musste grinsen.
Nach ein paar Minuten war Lily eingeschlafen. Ich konnte nur nicht mehr aufstehen, weil sie mich praktisch als Kopfkissen benutzte. Doch das war mir egal. Ginny würde schon fünf Stunden ohne mich auskommen...
Doch die Hauptsache war, dass Lily's Schmerzen jetzt endlich verschwunden waren und sie ruhig und friedlich in meinen Armen schlafen konnte...
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Being a father
Fanfiction„Ihre Stimme wirkte beruhigend auf mich. Zu wissen, dass sie da war, mich festhielt und nicht loslassen würde, ließ meine Angst verschwinden. Bei ihr fühlte ich mich am Sichersten. Bei meiner Frau, dem Menschen, den ich über alles liebte." „Ich drüc...