45 - Befreiung oder Tod

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Ich hatte die Nacht kein Auge zubekommen. Als Ginny reingekommen war, hatte ich nur so getan, als ob ich schlief. Ich hatte die ganze Nacht nachgedacht und einen Entschluss gefasst. Ich wollte nach Askaban, und sehen, ob ich dort mehr Hinweise bekommen würde. Ich musste alles tun, um den Täter zu fassen, denn ich konnte es nicht länger ertragen, dass meine Familie in Gefahr war.

Leise stand ich auf, zog mich an und ging zu Ginny. Ich beugte meinen Kopf über sie und küsste sie sanft auf die Stirn. Dann machte ich die Tür leise hinter mir zu.

Fünfzehn Minuten später war ich im Ministerium und natürlich erwartete mich dort die nächste Arbeit. Ich setzte mich in mein Büro und räumte erstmal ordentlich auf. Zwei Stunden später klopfte es an der Tür. Hermines Stimme drang durch die Wand.

„Harry? Ich muss mit dir reden!"

„Komm rein", sagte ich ohne meinen Blick von dem Papierstabel auf meinem Schreibtisch abzuwenden.

„Habt ihr was heraus gefunden?"

„Ja! Die anderen Auroren haben den Fall von gestern nochmal genauer untersucht. Es war Eliot Nott, der die Nachricht hinterlassen hat"

Ich sah zu ihr auf.

„Wer ist das? Warte...nein"

„Doch! Theodore Nott hat einen Bruder! Du hast es schon richtig begriffen! Er versucht ihn mit der Bedrohung aus Askaban rauszuholen"

„Du meinst, wenn ich ihn nicht freilasse-"

„Wird er deine Familie angreifen. Wir wissen aber nicht, warum er ist auf deine Familie abgesehen hat"

„Hermine, tausende Menschen haben es schon auf mich abgesehen. Ich habe das Gefühl, meine Familie ist ständig in Gefahr, nur weil ich Harry Potter bin. Das bringt auch viele Nachteile mit sich"

Hermine kam näher und legte ihre Hand auf meine Schulter.

„Harry..."

„Habt ihr irgendwelche Hinweise darauf, wo sich Nott aufhalten könnte?"

Hermine schüttelte den Kopf und war den Tränen nahe.

„Wir haben Schutzzauber auf dein Haus gelegt. Solange niemand bei euch das Haus verlässt, kann er deiner Familie nichts antun"

„Hermine, der Punkt ist, dass ich Ginny nichts erzählt habe..."

„Wie bitte?"

Hermine war kreidebleich und sah mich vorwurfsvoll an.

„Harry, warum bei Merlins pinker Unterhose hast du es ihr nicht gesagt? Sie ist deine Frau"

„Ja und deshalb will ich sie beschützen"

„Das tust du aber nicht, indem du ihr etwas verschweigst! Ich schicke ihr eine Eule und sage ihr Bescheid, dass keiner das Haus verlassen soll"

Ich nickte.

„Nein, warte. Ich mach es selbst. Ich geh zu ihr und erkläre ihr alles. Wir hatten gestern Abend sowieso einen kleinen Streit und wollten nochmal reden. Kannst du hier die Stellung halten?"

Hermine nickte und ich rannte aus meinem Büro zu den Kaminen.

Zehn Minuten später stieg ich Zuhause aus dem Kamin. Alles war ruhig. Der Tisch stand leer, also hatten sie noch nicht gefrühstückt. Ich ging ins Schlafzimmer und sah nach Ginny. Sie saß aufrecht im Bett und starrte an die Wand.

„Hey", sagte ich. „Schlafen die Kinder noch?"

„Ich denke ja. Warum?", wollte sie wissen.

Ich ging aus dem Zimmer und machte nacheinander vorsichtig alle Türen auf. Ich musste mich nur vergewissern, auch wenn es ein bisschen albern war. James hatte das Kissen auf den Kopf gedrückt und schnarchte halb. Ich lächelte und schloss die Tür. Albus schlief auch noch. Doch als ich Lily's Zimmertür öffnete, bekam ich einen Herzinfarkt. Ihr Bett war leer.

„Ginny. Wo ist Lily?", fragte ich panisch.

„Ist sie nicht in ihrem Bett?"

„Nein, verdammt noch mal!"

„Ach ja, ich weiß es wieder. Sie wollte ihre Freundin besuchen. Sie wohnt im Nachbardorf"

Ich rannte zum Fenster und sah nach draußen, doch ich konnte Lily nirgendwo sehen. Sie war also schon weg und könnte Nott frei in die Arme laufen...

„Harry, was ist eigentlich los mit dir?", fragte Ginny.

Ich seufzte und atmete tief durch.

„Ok, Gin..."

„Ich fasse es nicht!", sagte Ginny atemlos wütend. „Und du sagst mir nichts? Wir haben keine Geheimnisse voreinander"

„Ich weiß. Ich wollte euch nur beschützen"

„Tja, das willst du ja immer. Überleg mal wie das letztes Mal ausgegangen ist. Albus ist fast gestorben, nur weil du ihm nicht die Wahrheit erzählt hast. Ich schwöre dir, wenn wir Lily nicht finden und dieser Nott ihr auch nur einen Kratzer hinzufügt, dann dreh ich dir den Hals um", schrie sie.

„Gin, bitte beruhige dich. Das tut dem Baby nicht gut"

Ginny atmete durch, verkrampfte sich kurz und nickte.

„Ja, aber wenn ihr was passiert! Sie ist mein Mädchen, meine Tochter und wenn ihr etwas zustößt dann..."

Plötzlich ließen ihre Beine nach und sie sackte langsam auf den Boden nieder. Ich brachte ihr ein Glas Wasser und hiefte sie aufs Bett.

„Ich werde sie finden", sagte ich bestimmt zu ihr. „Du bleibst hier und ruhst dich aus. Ich gehe sie suchen"

„Das brauchst du gar nicht", sagte eine kalte und vor allem tiefe Stimme, die von der Tür kam.

Im Türrahmen stand ein fremder, großer, schwarzhaariger Mann. Seine dunklen Augen funkelten mich böse an und an seinen Körper gepresst hielt er Lily. Er hatte sie brutal gepackt und hielt ein Messer an ihren Hals.

„Zauberstab fallen lassen", sagte er, als ich diesen mit meiner rechten Hand fest umklammerte. „Oder deine Tochter stirbt und die rothaarige Blutsveräterin die du deine Ehefrau nennst, und dein Baby sind als Nächstes dran, aber vielleicht verschone ich ja deine Söhne"

Er grinste und ich warf meinen Zauberstab ohne zu zögern auf den Boden, ohne nachzudenken, welcher Gefahr wir jetzt ausgesetzt waren. Er fesselte Lily mit einem Zauberspruch an die Wand und hob meinen Zauberstab auf. Dann legte er auf Ginny einen Körperklammerfluch. Sie saß auf dem Bett und umklammerte schützend ihren Bauch.

„Was wollen Sie?", fragte ich und funkelte ihn an. Ich hatte mich vor Ginny gestellt.

„Ich will, dass du meinen Bruder freilässt", sagte er und hielt den Zauberstab auf Lily. „Du hast zehn Minuten und wehe du tust nicht, was ich sage. Sonst kannst du deiner süßen niedlichen Tochter als erstes Adieu sagen"

Ich war mir noch nie so hilflos vorgekommen. Ich sah Ginny und Lily an. Sie waren noch nie so großer Gefahr ausgesetzt und obwohl ich ein Auror mit Erfahrung war, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Doch ehe ich genauer darüber nachdenken konnte, hörte ich wie Lily vor Schmerzen schrie und ihr Schrei war das Schlimmste, was ich jemals gehört hatte.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt