67 - Prüfungen

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Zwei Stunden später traten wir durch die Haustür. Mittlerweile war es früher Abend und Marie musste ins Bett gebracht werden. Ginny stillte sie, dann war ich an der Reihe mit Wickeln, wiegte sie noch ein bisschen hin und her, damit sie schneller müde wurde und dann sangen wir ihr zusammen ein Schlaflied vor, ehe wir sie in ihr Bettchen legten. Wir ließen die Tür immer ein Spaltbreit offen, falls sie anfing zu schreien und wir sie hören konnten.

„Es war so ein schöner Tag", sagte Ginny und ließ sich neben mich auf das Sofa plumpsen.

„Da stimme ich dir gerne zu"

Ich legte meinen Arm um sie und drückte sie an mich.

„Ist irgendetwas für morgen in Planung?", fragte ich nach einer Weile.

Ginny zuckte mit den Schultern.

„Ich muss noch mal ins Krankenhaus zu einer Untersuchung, aber ansonsten ist nichts für morgen geplant"

„Soll ich mitkommen?"

Sie sah mich an, als ob das die dümmste Frage aller Zeiten wäre.

„Ich schaff das schon allein", sagte sie. „Außerdem musst du währenddessen auf Marie aufpassen"

„Stimmt auch wieder", seufzte ich. „Ich will dich nur nicht mit einem Heiler-"

„Harry, das ist sein Job! Er wird sich nicht an mir vergreifen, da brauchst du keine Angst haben", sagte Ginny lachend. „Bleib Zuhause. Solange wird es nicht dauern. Ich muss da eben durch, auch wenn ich es hasse vor anderen Männern halbnackt dazuliegen"

„Na gut", sagte ich. „Übermorgen kommen schon die Kinder..."

„Es ist schon komisch, oder? Jetzt ist wieder ein Jahr rum und James kommt in sein 7. Jahr! Lily in ihr 3. und Al hat ZAG-Prüfungen"

„Er wird es schaffen und wir werden ihm so gut es geht helfen, wie wir können. Bei James kannst aber nur du ran"

„Weißt du, ich dachte nach den ZAG's, dass es nicht mehr schlimmer werden kann und dann kamen die UTZ's. Das war mindestens zehn Mal schlimmer"

„Aber dein Abschlussdurchschnitt war 1,4", sagte ich. „Du hast es mit Bravour geschafft"

„Ja, weil Hermine mich in jeder freien Minute praktisch zum Lernen gezwungen hat. Man muss aber auch sagen, dass ich echt Glück mit meinen Prüfern hatte. Bei den ZAG's war das eher nicht der Fall, weil ich da gerade einmal einen Durchschnitt von 2,0 hatte"

„Ginny", sagte ich und sah sie warnend an. „Mein Durchschnitt war 2,5. Außerdem bin ich in Zaubereigeschichte und Wahrsagen durchgefallen. Halt die Klappe"

„Ja, aber dafür hast du die Welt gerettet", sagte sie und lächelte mich verschmitzt an.

„Haha", gab ich ironisch zurück, musste aber trotzdem lachen. „Versuch dich jetzt nicht zu retten"

„Damit es dich beruhigt: Ich wäre in Wahrsagen auch fast durchgefallen. Ein Punkt weniger und ich hätte ein M auf meinem Zeugnis gehabt"

„Hattest du aber nicht, Gin. Du hattest ein A und sonst hattest du nur noch in Astronomie eins. In den anderen Fächern hattest du überall ein E außer in Verteidigung gehen die dunklen Künste und Verwandlung. Dort hattest du ein O"

„Okay, aber dazu muss ich sagen, dass ich in Zaubertränke auch fast ein O geschafft hätte, wenn Snape mich nicht so gehasst hätte. Er wusste, dass ich deine Freundin war"

„Das tut mir jetzt aber leid", sagte ich scherzend. „Wenn du wüsstest, wie der mich schikaniert hat. Hätte mir jemand erzählt, ich würde mal meinen Sohn nach ihm benennen, hätte ich dem eine reingehauen"

„Das stimmt allerdings. Es ist unglaublich, was er für dich getan hat und dass du erst so spät die Wahrheit erfahren hast"

„Ja, weil er meine Mutter geliebt hat und ich war alles, was ihn an sie erinnerte. Naja zumindest meine Augen"

„Und dein liebevoller Charakter", ergänzte sie.

„Aber um zu den Prüfungen zurückzukommen", sagte ich um auf das Thema zurückzukommen. „Es ist eigentlich völlig egal, was für ein Durchschnitt meine Kinder haben. Hauptsache sie fallen nicht in jeden Fach durch. Ich möchte nicht der Vater sein, der hohe Erwartungen hat und Druck ausübt. James hatte bei seinen ZAG's einen Durchschnitt von 2,6, ist in keinem Fach durchgefallen und er war überglücklich. Und wenn er mit sich zufrieden ist, dann bin ich das auch"

„Da hast du Recht", stimmte Ginny mir zu. „Man sollte wirklich keinen Druck auf seine Kinder machen. Weißt du, Mum hat nicht sehr viel von uns erwartet. Bill und Charlie waren immer im 2,- Bereich, während Percy einen Schnitt von 1,1 hatte und Fred und George aber in mehr als der Hälfte der Fächer durchgefallen waren. Da war sie natürlich nicht so begeistert und stocksauer. Bei Ron war es anders, da war sie ganz zufrieden, aber bei mir hat sie glaube ich etwas mehr erwartet und das hat sie mir auch klar gemacht. Zumindest bei meinen ZAG's. Bei den UTZ's war sie nicht mehr so streng. Ich will nie meinen Kinder das Gefühl geben, dass sie perfekte Noten haben müssen, nur damit ich zufrieden gestellt bin. Allerdings-"

Gerade als sie weitersprechen wollte, kam eine blaue Katze durch das Fenster gesprungen. Es war ein Patronus und ich wusste sofort, von wem er war.

„Professor McGonagall", flüsterte Ginny überrascht.

Die Katze blieb vor uns in der Luft und sagte mit einer vertrauten Stimme:

„Harry, bitte kommen Sie sofort zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Ihre Kinder sind in Lebensgefahr"

Im nächsten Moment löste sich der Patronus in Luft auf und die gute Stimmung und all die Glückseeligkeit, die ich an diesem Tag erlebt hatte, löste sich auf wie eine geplatzte Seifenblase.

„Harry, was bedeutet das?", flüsterte Ginny und sah mich geschockt an.

„Ich weiß es nicht", sagte ich. Mein Herz klopfte höher und schneller. Angst durchflutete meinen ganzen Körper, sodass ich kaum klar denken konnte.

„Meint sie damit James und Lily?"

„Das werde ich gleich herausfinden", sagte ich entschlossen und ging zum Kamin. Ohne Ginny nochmal anzusehen, nahm ich eine Prise Pulver, sagte deutlich „Hogwarts" und verschwand in den grünen Flammen.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt