44 - Drohungen und Verzweiflung

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Am nächsten Morgen klopfte es an der Schlafzimmertür. Ginny drehte sich zur Seite und stöhnte. Ich war gerade fertig angezogen, da ich auf Arbeit musste.

„Mum? Dad? Seid ihr schon wach?", rief Lily's ' Stimme durch die Tür.

Ich ging nach draußen und schloss die Tür hinter mir. Ginny drehte sich auf die andere Seite und schlief wieder ein.

„Was ist denn los?", fauchte ich leise. „Mum schläft noch, sei nicht so laut!"

„Pitty hat gegen meine Fensterscheibe gepickt wie eine Wilde. Hier", sagte Lily und gab mir einen Zettel.

Ich nahm den Zettel entgegen und faltete ihn auseinander.

Harry,
Du musst schnellstens in die Winkelgasse kommen! Im Laden von George und Ron wurde eingebrochen. Wir sehen uns dort.
Hermine

„Ist alles okay?", fragte Lily.

„Ja, im Laden von Onkel Ron und George wurde eingebrochen. Nichts weiter"

„Nichts weiter?", fragte sie empört.

„Süße, ich erzähle dir dann alles, wenn ich nach Hause komme. Ich muss jetzt los. Hab dich lieb", sagte ich hastig und zog mir die Jacke über. Dann rannte ich zur Tür raus, damit ich apparieren konnte.

„Ach, und sei leise. Weck deine Brüder am besten nicht auf", rief ich noch schnell hinterher, dann apparierte ich zum Tropfenden Kessel.

Als ich in der Winkelgasse angekommen war, rannte ich die Straße gerade aus und sah, wie mir Hermine zuwinkte und herbeigeeilt kam.

„Harry! Gott sei Dank! Hast du meine Nachricht erhalten?"

„Ja, aber warum die Eile?"

„Das zeige ich dir gleich. Komm bitte mit"

Sie führte mich zum Eingang vom Scherzartikelladen, wo Ron und George standen und ratlose Gesichter zogen.

„Die haben über Nacht den Laden leergeräumt. Alles. Im Lager fehlt das Meiste und die Regale sind auch leer", sagte George niedergeschlagen.

„Auf das Instant- Finsternispulver haben sie es am meisten abgesehen", pflichtete Ron bei. „Nur der gesamte Vorrat vom Liebestrank ist noch da"

Ich trat in den Laden und sah mich um. Alles war durcheinander. Die Wege zu den Regalen waren voller Müll und Scherben; man konnte nirgendwo treten. Viele Regale und hohe Schrankwände waren leer oder wenig befüllt. Der Holzboden und die Fenster waren zerkratzt. Ich ging durch das Chaos und am Ende des Ladens, wo es zur Hintertür ging, war eine Nachricht an einem Fenster zu erkennen. Es sah im ersten Moment aus wie Blut und erinnerte mich an die Drohung, die Ginny an die Wand geschrieben hatte, als sie die Kammer des Schreckens geöffnet hatte. Ich fragte George, ob das schon immer dagestanden hatte.

„Was meinst du?", fragte er. „Ich sehe keine Nachricht. Da steht nichts"

Ich blinzelte und nahm meine Brille ab. Selbst ohne konnte ich die blutrote Schrift erkennen.

Ich werde noch mehr zerstören, wenn du nicht bald meinen Bruder freilässt. Mit dem Laden deines Weasley Kumpels habe ich angefangen, als nächstes bin ich aber nicht so gnädig. Ich werde deiner Familie wehtun.

Ich keuchte. Dann kamen Hermine und Ron herbei. Ich laß ihnen die Drohung vor und Hermine schrie auf.

„Aber wer kann das denn sein? Wer macht sowas? Und warum können wir diese Nachricht nicht lesen?"

„Hermine, mich beunruhigt das auch. Es gibt tausende Menschen, die versucht haben, mir etwas anzutun. Aber hier geht es um viel mehr. Es könnte mit Familie Ginny gemeint sein, Albus, James, Lily oder das Baby. Deshalb muss ich jetzt handeln. Ruf bitte die anderen Auroren zusammen. Ich bräuchte Albert Jones, Michael Lee und Ben Cooper. Und alle, die du noch finden kannst. Dann lässt du bitte die Schutzzauber über mein Haus verstärken und erzähle Ginny nichts. Ich kümmere mich jetzt um den Laden"

Hermine nickte und disapparierte.


Sechzehn Stunden voller Arbeit und Misserfolgen später trat ich müde in mein Haus und ließ mich aufs Sofa fallen. Wir hatten den ganzen Tag damit verbracht, den Verfasser der Nachricht zu suchen. Wir hatten Ortungszauber und alles mögliche benutzt. Doch wir hatten nichts rausbekommen. All die Arbeit heute war umsonst.

„Also jetzt will eine Erklärung", sagte Ginny, die mit verschränkten Armen im Wohnzimmer stand und mich streng ansah.

„Was hast du heute denn den ganzen Tag gemacht? Ich habe gehört bei George und Ron wurde eingebrochen?"

„Ja, deshalb haben wir ja versucht die Täter zu finden"

„Und?"

„Erfolglos"

„Deshalb warst du heute den ganzen Tag weg? Wegen einem Einbruch?", fragte sie argwöhnisch. „Das glaube ich dir nicht"

„Dann glaub es mir eben nicht", sagte ich genervt und stand auf.

„Willst du was essen?", fragte Ginny um von Thema abzulenken.

„Nein, ich geh jetzt schlafen", sagte ich, ohne Ginny dabei anzusehen. „Gute Nacht"

„Nichts gute Nacht", sagte Ginny und packte mich fest am Handgelenk. „Du kommst hierher nach Stunden. Du hättest längst Zuhause sein sollen und jetzt gehst du mich so an. Was habe ihr dir denn getan? Ich weiß, es ist dein letzter Monat und du hast aktuell sehr viel zu tun, aber-"

„Ginny, du verstehst das nicht!", brüllte ich. „Ich hatte heute einen anstrengenden Tag und will mich einfach nur ausruhen. Was hast du daran nicht kapiert?"

Ginny verstummte.

„Gut, dann geh jetzt schlafen. Geh hoch", sagte sie ruhig, aber auch Kälte lag in ihrer Stimme.

Sie sah mich an. Ich konnte ihren Blick nicht deuten.

„Ginny, ich wollte dich nicht anbrüllen", sagte ich entschuldigend und wollte nach ihrer Hand greifen. Sie zog sich weg.

„Ich hab nur kein Bock deine schlechte Laune auszuhalten. Den ganzen Tag warte ich hier und freue mich auf dich, deine Kinder warten hier und wollen wenigstens Abends mit dir Zeit verbringen und dann kommst du erst um Mitternacht nach Hause und willst zumindest mir nicht sagen, was los ist. Ich hab mir Sorgen gemacht. Geh jetzt hoch, wenn du müde bist und ruh dich aus. Wir sprechen uns morgen nochmal"

Ich nickte.

„Und wehe du lässt deine Wut an unseren Kindern aus", sagte sie. Man merkte in ihrer Tonlage, dass sie etwas sauer war, aber sie beruhigte sich wieder.

„Okay. Gute Nacht"

Sie antwortete nicht und kehrte mir den Rücken zu.

Ich ging hoch in unser Schlafzimmer und trat laut gegen den Schrank. Langsam ließ ich mich aufs Bett fallen und presste mein Gesicht in mein Kopfkissen. Ich war müde, erschöpft und verzweifelt. Was sollte ich jetzt machen? Wer könnte diese Nachricht verfasst haben?

Ich zerbrach mir den Kopf. Es gab viele Menschen, die mich hassten. Aber wer konnte es sein?

Doch ehe darüber nachdenken konnte, fielen mir die Augen zu und ich fiel in einen unruhigen Schlaf...

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt