54 - Extrakapitel Teil 2 (Albus' Sicht)

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Ich wusste nicht, wie lange ich meine kleine Schwester einfach nur anstarrte. Sie war in eine dicke, weiße Kuscheldecke eingewickelt und schlief friedlich in Dad's Armen. Lily und James sahen zu Dad auf, doch ich hatte nur noch Augen für meine kleine Schwester. Sie war...sie war einfach wunderschön.

„Albus?", fragte Mum sanft.

„Ja...ja", murmelte ich verlegen und sah abwechselnd meine Eltern an. James und Lily fingen leise an zu kichern. Sie waren echt fieß.

„Ich glaube, er hat dich nicht gehört, Dad", sagte James und grinste verschmitzt.

Dad verzog nicht das Gesicht und lächelte immer noch. Er strahlte etwas aus. Etwas Schönes; es war einfach beruhigend ihn anzusehen. Wie er mit Marie auf dem Arm vor uns stand. Ob er mich auch so behutsam gehalten hatte, als ich so klein gewesen war, wie sie?

„Möchtest du deine kleine Schwester mal halten?", fragte Dad und sah mich genauso liebevoll an, wie er Marie angesehen hatte.

„Was? Nein, James oder Lily können auch gerne-"

„Albus", sagte Lily ruhig und lächelte mich auch an. „Jetzt nimm sie schon. Wir sehen alle, wie du darauf brennst sie halten zu können"

„Ja, auch wenn ich unsere neue kleine Schwester genauso süß finde wie du, lass ich dir gerne den Vortritt", meinte James freundlich.

Ich sah zu Mum, als ob ich um ihre Erlaubnis bitten würde, doch sie erwiderte meinen Blick nicht und schaute zu Dad. Er trat zu mir, ging langsam in die Hocke und ich konnte meine Schwester richtig sehen und ich erschrak, als ich sah, wie...winzig sie war. Oh mein Gott!

„Dad, ich habe noch nie ein Baby gehalten. Ich möchte ihr nicht weh tun", flüsterte ich ängstlich.

„Keine Sorge, ich helfe dir", sagte er und plötzlich wurde alles wärmer.

Langsam und fast schon wie in Zeitlupe legte er mir meine kleine Schwester in die Arme. Dann trat er zurück und setzte sich neben Mum.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, seit Marie in meinen Armen lag. Ich wusste nur, dass mein Magen Purzelbäume schlug, als Marie langsam ihre Augen öffnete und mich neugierig ansah. Sie streckte ihre Hand nach meinem kleinen Finger aus und umklammerte diesen sehr fest. Es war einfach das schönste Gefühl, was ich jemals verspürt hatte. Als ich mich zu ihr herunterbeugte und sie auf die Stirn küsste, gab Mum einen leisen Freudenschrei von sich und James und Lily konnten sich gar nicht mehr einkriegen und kicherten leise, aber ich ignorierte sie einfach. Ich hatte schon früh gelernt meine Geschwister in manchen Situationen zu ignorieren. Statt sie zu beachten, sah ich immer noch zu Marie und studierte ihre Augenfarbe. Ihre Augen waren grün, so wie Dad's und meine. Da ihre roten Haare sehr hervorstachen, hatte ich im ersten Moment gedacht, dass wir äußerlich überhaupt nichts gemeinsam hatten. Ich war schon immer auf meine grünen Augen stolz gewesen und freute mich umso mehr, dass meine Schwester sie auch geerbt hatte.

Zum ersten Mal seit einer Weile nahm ich die Augen von meiner Schwester, aber sie hielt immer noch meinen Finger und ich würde es nicht wagen, ihr meine Hand zu entziehen.

„Sie ist wundervoll", sagte ich zu meinen Eltern. „Ihr habt euch wirklich Mühe gegeben"

Alle fingen an zu lachen.

„Danke deiner Mutter, ich hab nur geholfen. Sie hatte die ganze Arbeit"

„Harry, jetzt sei doch nicht so bescheiden", sagte Mum und verrollte die Augen.

„Mum, er ist eben Harry Potter, was erwartest du von ihm?", fragte Lily und beugte sich zu mir, um Marie's Kopf zu streicheln. Beide lächelten.

„Aber es stimmt doch", sagte Dad und ließ sich nicht aus der Fassung bringen. „Du hattest die ganze Arbeit, Schatz. Du warst schwanger, nicht ich. Du hattest die Schmerzen, ich konnte nur zusehen. Ich hab nur ein kleines bisschen geholfen"

„NUR EIN KLEINES BISSCHEN? Ach ja? Ohne dich hätte ich das nicht geschafft, dass weißt du. Ich hätte nie die Geburten von allen Personen außer uns in diesem Raum überstanden, wenn du mir nicht meine Hand gehalten und mir gut zugesprochen hättest. Du hast mir bei Marie mehr geholfen als bei den anderen zusammen, auch wenn du da schon eine große Stütze warst"

„Gin, das war doch aber selbstverständlich"

„Nein, ist es eben nicht!", fuhr sie ihn an. „Nicht jeder Mann würde seiner Frau zwischen die Beine schauen und sein eigenes Kind heraus-"

Sie hielt inne und lief feuerrot an. Sie lehnte sich in das Sofa und kniff die Augen zusammen. Ich konnte sie verstehen, dass sie sich wahrscheinlich zu Tode schämte aber wegen mir müsste sie das nicht.

„Ihr habt nichts gehört", sagte sie leise und versuchte bedächtig alle Blicke zu meiden.

„Schatz, dass muss dir doch nicht vor den Kindern peinlich sein", sagte Dad und legte einen Arm um sie.

„Ist schon okay, Mum. Das ist nicht schlimm. Solange ihr uns nicht detailliert Marie's Zeugung oder meine eigene, Al's oder Lily's schildert, könnt ihr uns alles erzählen", sagte James gelassen, worauf wir wieder anfingen zu lachen. Nur Mum blieb still sitzen und sagte nichts. Dad drückte sie an sich.

„Ja, zum Beispiel wie lange es gedauert hat, bis Marie da war", schlug Lily vor.

„Ich glaube sie war innerhalb von einer Stunde da", sagte Mum und sah zu Dad auf. „Eure Schwester hatte es wirklich eilig"

„Ja, das kann man wohl sagen", stimmte er ihr zu.

„Die Hauptsache ist,", meldete ich mich mal wieder zu Wort, „dass es dir gut geht, Mum. Und Marie"

Ich sah zu James.

„Willst du sie halten?", fragte ich.

Er nickte begeistert und streckte sofort seine Arme nach ihr aus. Als ich es geschafft hatte, Marie erfolgreich und sogar ohne Hilfe in seine Arme zu legen, stand ich auf und umarmte meine Eltern und sagte etwas, was ich zu ihnen noch nie gesagt hatte.

„Ich bin so stolz auf euch"

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt