2 - Freundin?

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Die Autofahrt war eigentlich sehr ruhig gewesen, bis James und Albus sich anfingen zu streiten. Das ist eine der Sachen, die ich noch nie vermisst habe, während sie in Hogwarts waren.

„Hör auf das ständig zu behaupten und stecke deine Nase in wichtigere Sachen"

„Aber es stimmt doch! Du hast eine Freundin, gib es zu", sagte Albus mit zufriedener Miene, als er sah, wie sein Bruder rot anlief.
„Du hängst ständig mit ihr ab und ihr knutscht andauernd. Wie lange seid ihr schon zusammen?"

„Das geht dich alles überhaupt nichts an und ich habe keine Freundin! Wer will mich denn schon?", sagte James wütend.

„Ach komm schon James", mischte sich Lily ein. „Natürlich ist sie deine Freundin und es ist doch nicht schlimm, wenn du eine hast", sagte sie ruhig und lächelte ihren Bruder an. James verstummte, ich drehte mich um und er sah mich peinlich berührt an.

„Schämst du dich etwa dafür?", fragte ich ein wenig belustigt. Ich bereute es sofort, als er mich darauf böse ansah.

„Ihr versteht das alle nicht", sagte er und starrte aus dem Fenster. Jetzt drehte sich auch Ginny zu ihm um.

„Natürlich verstehen wir das. Ob du es glaubst oder nicht, dein Dad und ich waren auch mal jung und außerdem-"

„Nein, ihr versteht das eben nicht! Keiner versteht mich. Wisst ihr was, lasst mich einfach alle in Ruhe", sagte er genervt und gleichzeitig frustriert.

Den Rest der Fahrt sah ich ab und zu Ginny an, die scheinbar auch nicht wusste, wie man mit so einer Situation umgeht. Natürlich war es in dem Alter normal, dass man verliebt ist, aber bei James...
Ich konnte es mir irgendwie nicht vorstellen, Mädchen waren noch nie bei ihm ein großes Thema gewesen, aber ich war ja schließlich auch sechzehn, als ich mit Ginny zusammengekommen bin und vorher hatte ich mich auch nicht groß für Mädchen interessiert und wenn, dann war es eher eine Schwärmerei. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass ich irgendwann mal drei Kinder habe, geschweige denn überhaupt eins. Ich bin so unendlich dankbar für mein Leben. Dass ich eine Frau, die mich liebt und drei Kinder habe (die mich natürlich auch manchmal zur Weißglut treiben können), ist das Schönste, was mir jemals passiert ist und ich würde alles für meine Familie tun. Ich habe die Familie, die ich mir schon immer gewünscht habe.

Als wir Zuhause ankamen, rannte James sofort auf sein Zimmer und knallte die Tür zu.

„Toll gemacht, Al", sagte Ginny und sah Albus ernst an. „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen"

„Aber gibt es zu! Euch interessiert es doch auch, oder?"

„Das ist aber allein James Sache. Wenn du auch mal eine Freundin hast und verliebt bist, Al, sollen wir das dann auch sofort James sagen und wir fragen dich darüber aus?"

„Ich heiße Albus! Wisst ihr was? Es ist doch eh egal, was ich sage. Immer steht ihr hinter James. Immer. Ihr hasst mich doch genauso sehr wie vorher, nichts hat sich verändert und James ist der perfekte Sohn für euch", sagte er laut und ich sah, wie ihm eine Träne stumm über die Wange lief.

„Albus, warte!", rief ihm Ginny hinterher, als er sich umdrehte und die Treppe hochrannte.

Das war ja toll gelaufen, kaum waren wir zehn Minuten Zuhause und schon hatte ich mich mit meinen zwei Söhnen verstritten.

„Die kriegen sich schon wieder ein", meinte Lily. Dann ging auch sie auf ihr Zimmer und Ginny und ich standen ratlos da.

„Was machen wir jetzt?", fragte mich meine Frau und sah mich betrübt an.

„Erstmal reden wir mit James. Wir müssen ihm klarmachen, dass er sowas nicht vor uns verheimlichen muss und er mit uns über alles reden kann. Dann gehen wir zu Al und sagen ihm, dass wir ihn genauso sehr lieben wie James", sagte ich und versuchte dabei ernst zu bleiben.
„Natürlich nicht direkt so. Sie sind Teenager, wenn wir ihnen sagen, wie lieb wir sie haben, könnte das kitschig klingen und sie nehmen uns nicht ernst"

„Aber vielleicht wollen sie ja genau das von uns hören, oder? Jedenfalls klingt das erstmal nach einem Plan", meinte Ginny und seufzte.
„Glaubst du wirklich, dass James eine Freundin hat?"

„Für unwahrscheinlich halte ich es nicht. Ich war ja schließlich auch so alt wie er, als ich mich in dich verliebt habe", sagte ich und Ginny lächelte mich an, dann lehnte sie sich an meine Schulter.

„Ich find es einfach nur krass, wie schnell sie jetzt alle groß werden. Ich kann mich noch genau erinnern, als ich dir sagte, dass ich mit James schwanger war, weißt du noch?"

„Oh ja", sagte ich und legte meinen Arm um sie. „Wir waren so glücklich"

- Flashback -

31. Juli 2003, Harrys 23. Geburtstag
Es war noch sehr früh, als ich runter in die Küche ging. Ich war sehr verschlafen, deshalb nahm ich erst war, dass Ginny auf dem Sofa saß und mir Guten Morgen sagte. Ich setzte mich neben sie, sie küsste mich und flüsterte „Alles Gute zum Geburtstag, Schatz". Sie sagte mir, sie habe dieses Jahr kein Geburtstagsgeschenk für mich, da sie eine "kleine Überraschung" hatte.
Vorsichtig legte sie etwas in meine Hand. Es war ein glänzendes Foto. Ich starrte das Foto eine Weile an und ich hätte vor Freude losschreien können.
Es war ein Ultraschallbild, ein Foto von einem Baby. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Wir versuchten schon seit gut einem halben Jahr schwanger zu werden und Ginny hatte auch schon eine Fehlgeburt. Danach hatten ihr die Heiler sogar gesagt, dass sie wahrscheinlich gar keine Kinder bekommen könnte, doch ich hab ihr immer Hoffnung gemacht und jetzt hatte es nach drei negativen Schwangerschafstests endlich geklappt.
„Bist du...?"
„Ich bin schwanger", sagte sie und dann fiel ich ihr um den Hals und küsste sie stürmisch.
„Wie weit bist du?"
„Anfang dritter Monat, ich weiß es auch schon seit zwei Wochen aber ich wollte warten und dachte, es wäre eine kleine Geburtstagsüberraschung für dich", meinte sie. Ich sah nochmal das Foto an und konnte mein Glück immer noch nicht fassen. Bald würde ich Vater werden...
„Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk, was ich jemals bekommen habe", sagte ich und küsste sie nochmal, aber dieses Mal noch etwas leidenschaftlicher...

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Plötzlich wachte ich auf und merkte, dass ich neben Ginny auf dem Sofa lag. Es war vier Uhr Nachmittags und da es jetzt Dezember war, wurde es schon sehr zeitig dunkel.

„Soll ich zu James gehen oder machen wir das zusammen? Weißt du...ich denke, dass es besser wäre, wenn ich allein mit ihm rede. Vor mir allein fällt es ihm vielleicht einfacher darüber zu sprechen", sagte ich und Ginny sah mich stirnrunzelnd an.
„Weißt du, als ich mit dir zusammen war, hatte ich auch so viele Fragen und hätte gern mit meinem Vater darüber geredet. Ich weiß, das klingt bescheuert-"

„Nein, tut es nicht. Ich versteh dich. Du gehst jetzt in James' Zimmer und stellst ihn zur Rede", sagte sie entschlossen, ohne weiter mit mir darüber zu diskutieren.

Ich nickte, ging die Treppe hoch, blieb vor James' Zimmertür stehen und atmete durch. Dann klopfte ich und fragte ihn ob ich rein kommen durfte.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt