Ginny lächelte schwach.
„Kannst du sie baden gehen?", fragte sie mich nach einer Weile.
„Ja, ich denke schon, aber was ist mit deiner Nachgeburt?"
„Ich schaff das schon allein"
„Sicher? Ich habe Angst, dass du zu viel Blut verlierst..."
„Ich bin vorsichtig, vertrau mir"
Ich nickte.
„Okay, aber wenn irgendwas ist, rufst du mich"
„Ja, Boss!"
Ginny grinste und ich küsste sie auf die Stirn. Ich nahm ihr Marie vorsichtig aus dem Arm und trug sie ins Badezimmer und legte sie auf den kleinen Tisch, welcher neben der Babybadewanne stand. Erst vor einer Woche hatten wir alles rausgeholt und vorbereitet.
Ich ließ mit Hilfe meines Zauberstabes Wasser in die Badewanne und hielt meine Finger immer wieder rein, um zu schauen, wie warm das Wasser war. Marie lag währenddessen still neben mir und rührte sich nicht. Sie schaute sich neugierig im Zimmer um und lachte wieder, als ich zu ihr kam und sie aus dem Handtuch wickelte.
„So meine Süße, dann werden wir dich jetzt mal waschen"
Marie gluckste und streckte die Arme aus.
Da ich ja schon drei Kinder hatte, wusste ich, wie man ein Neugeborenes badete, nur hatte ich das schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan. Doch es wurde leichter als gedacht. Marie war ein wirklich ruhiges Baby. Sie zappelte nicht und bewegte sich kaum, als ich sie in die Babybadewanne legte. Sie sah mich einfach nur an und schloss manchmal die Augen und genoss es sichtlich, als ich mit einem Waschlappen über ihren Rücken fuhr. Manchmal gab sie ein leises Stöhnen von sich, was mich zum Lächeln brachte. Sie war zum Glück nicht so blutverschmiert wie Albus es gewesen war, aber ich brauchte eine Weile um alles abzubekommen.
Nach dem Baden zog ich ihr einen Strampler an. Es war der erste, den auch Lily getragen hatte. Er war gelb mit rosafarbenen Punkten und Ginny hatte darauf bestanden, falls wir wieder ein Mädchen bekämen, dass sie ihn trägt.
„Hast du Hunger, meine Kleine?"
Marie sah mich an und gluckste wieder. Dann fing sie langsam an zu weinen, als ob sie mich verstanden hatte, und ich wiegte sie sanft in meinen Armen.
„Ist ja schon gut, ich bring dich gleich zu Mummy. Kein Wunder, dass du Hunger hast, du bist ja auch schon seit einer halben Stunde auf der Welt"
Marie schrie jetzt richtig und ich ging im Schnellschritt ins Schlafzimmer.
Als ich eintrat, blieb mir der Mund offen stehen. Auf den ersten Blick dachte ich, dass alles Blut wäre, doch es war nur die Plazenta und der Rest der Nachgeburt. Ginny saß aufrecht im Bett und ließ sich in die Kissen zurücksinken und atmete aus.
„Hunger?", fragte sie.
„Ich glaube schon"
„Dann gib sie mir mal"
Sie streckte die Arme aus und ich reichte ihr die Kleine. Ich half Ginny bei ein paar Handgriffen und dann lag Marie friedlich an ihrer Brust und trank.
Ich nutzte die Gelegenheit der Ruhe und machte alles sauber. Ich ließ die Nachgeburt verschwinden, zog Ginny eine Jogginghose an und wenig später erinnerte nichts mehr daran, dass vor einer Stunde in unserem Bett eine Geburt stattgefunden hatte.
Als Marie satt war, hob ich sie hoch, legte sie über meine Schulter und machte Bäuerchen mit ihr. Sie rülpste tief und seufzte zufrieden. Ginny und ich fingen an zu lachen.
„An wen erinnert mich das?", fragte sie und sah mich an.
„Ich würde sagen, sie kommt eher nach dir"
Ich setzte mich auf die Bettkante und wartete, bis Marie eingeschlafen war, was nicht sehr lange dauerte. Ich legte sie in Stubenwagen und deckte sie mit einem großen, weichen Kissen zu und legte mich zu Ginny ins Bett. Ich nahm sie in den Arm und wir kuschelten noch eine Weile. Inzwischen war die Sonne aufgegangen und strahlte uns durch das offene Fenster an.
„Möchtest du versuchen nochmal zu schlafen?", fragte ich und sah meine Frau an. „Du siehst sehr erschöpft aus"
„Ja, aber ich glaube, dass ich nicht mehr schlafen kann. Ich bin viel zu aufgewühlt. Weißt du, ich kann das gar noch nicht realisieren", sagte sie und schaute gedankenverloren zum Stubenwagen. „Es ging plötzlich so schnell. Ich hoffe nur, dass sie gesund ist und ihr nichts fehlt"
„Also alle Ohren, Finger und Zehen sind dran", sagte ich, worauf Ginny grinste. „Aber wir müssen sie untersuchen lassen, nur um sicher zu gehen. Wir können heute Nachmittag ins St Mungo, wenn du dich ein bisschen ausgeruht hast"
„Das ist eine gute Idee", meinte Ginny.
„Aber", sagte ich und drehte ihren Kopf zu mir, sodass sie mich direkt ansah.
„Ich möchte auch, dass du dich untersuchen lässt"
Ginny stöhnte. Ich wusste, dass sie dagegen protestieren würde.
„Muss das wirklich sein?"
„Natürlich muss das sein! Du hast vor ein paar Minuten ein Baby geboren und das ohne professionelle Hilfe"
„Du bist meine professionelle Hilfe, Professor Potter"
„Haha sehr witzig", sagte ich sarkastisch. „Gin, ich meine das ernst. Das ist nicht lustig. Ich könnte dich vielleicht irgendwie verletzt haben und du merkst das jetzt bloß nicht. Ich kann dich nicht dazu zwingen, aber ich MÖCHTE, dass du dich mal durchchecken lässt. Tu es wenigstens mir zu Liebe. Ich mach mir nämlich Sorgen um dich und kann erst richtig aufatmen, wenn ich weiß, dass alles mit dir in Ordnung ist"
Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Das brauchst du doch nicht, Schatz. Mir geht es blendend. Ich habe sogar keine Schmerzen mehr", entgegnete sie.
„Das glaube ich dir nicht", sagte ich schlicht.
„Na gut. Ein bisschen tut es noch weh. Ich verstehe ja, dass du dir Gedanken machst, aber ich habe nur kein Bock, mich noch hundert Mal untersuchen zu lassen, aber wenn du unbedingt darauf bestehst..."
„Ja allerdings tue ich das", sagte ich und lächelte sie dankbar an.
„Mir hat das heute Nacht jedenfalls gereicht"
„Wie meinst du das?"
Ginny drehte sich zur Seite und sah mich nicht an.
„Du weißt genau, dass mir das unendlich peinlich war. Ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll, dass du mir so geholfen hast. Ohne dich hätte ich das niemals geschafft"
Ich drehte sie wieder zu mir und strich ihr über die Wange. In ihren Augen glitzerten ein paar Tränen.
„Gin...", flüsterte ich. „Das muss dir doch nicht peinlich sein. Das war doch selbstverständlich, dass ich dir geholfen habe"
„Eben nicht. Das ist nicht selbstverständlich"
Sie weinte still und ich strich ihr die Tränen mit meinem Daumen weg.
„Doch ist es! Ich bin dein Mann und ich liebe dich. Ich würde mich nie vor deinem Körper ekeln oder vor unserem Kind und wenn du Hilfe brauchst, dann bin ich für dich da. Ich bin immer für dich da. Denkst du, ich hätte dich im Stich gelassen?"
Ginny lächelte.
„Ich hatte so Angst. Aber natürlich weiß ich, dass ich auf dich zählen kann! Ich bin manchmal so albern"
Ich drückte sie eng an mich, aber ich war vorsichtig mit ihr, weil ich ihr nicht weh tuen wollte.
„Du bist nicht albern", sagte ich leise und fuhr durch ihr Haar. „Ich hatte auch Angst und ich bin dir so unendlich dankbar für das, was du heute Nacht geleistet hast"
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Being a father
Fanfiction„Ihre Stimme wirkte beruhigend auf mich. Zu wissen, dass sie da war, mich festhielt und nicht loslassen würde, ließ meine Angst verschwinden. Bei ihr fühlte ich mich am Sichersten. Bei meiner Frau, dem Menschen, den ich über alles liebte." „Ich drüc...