3 - Gespräche mit Söhnen

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Ohne mich anzusehen nickte er und ich setzte mich neben ihn auf sein Bett.

„Ich wollte mich wegen meinem blöden Kommentar vorhin im Auto entschuldigen", sagte ich und sah ihn an.

„Schon ok", meinte er ohne mich eines Blickes zu würdigen. „Ihr macht euch doch eh nur über mich lustig"

„Das tun wir nicht, James. Deine Mum und ich waren einfach nur überrascht. Warum hast du es uns nicht erzählt? Hattest du vielleicht davor Angst es uns zu sagen?"

„Vielleicht", sagte er und starrte auf den Boden. „Ich wollte es euch ja sagen, aber irgendwie auch nicht. Ich wusste nicht, was ihr davon halten würdet und ich wusste auch nicht, ob ihr mir es überhaupt erlauben würdet eine Freundin zu haben"

„James, sieh mich an", sagte ich und er drehte sich endlich zu mir. Ich legte meine Hand vorsichtig auf sein Bein.

„Warum sollten wir es dir nicht erlauben eine Freundin zu haben? Verliebt sein ist eines der schönsten Sachen die es gibt und das ist doch ganz normal in deinem Alter, du brauchst dich dafür nicht schämen"

James lächelte, aber er lief rot an. Das war eines der Sachen, die er von Ginny geerbt hatte.

„Ich war auch so alt wie du, als ich mich in Mum verliebt habe. Die Zeit, in der wir zusammen waren, war die Schönste in meinem ganzen Schulleben"

„Wirklich?", fragte er überrascht.

„Ja. Mit deiner Mum konnte ich über alles reden. Sie war immer für mich da, aber dann war auch schon wieder alles vorbei, du kennst ja die Geschichte"

„Du hast dich von ihr getrennt, um sie nicht in Gefahr zu bringen"

„Das habe ich, aber wir waren eigentlich nie wirklich getrennt, wir haben uns immer noch geliebt. Deine Mum war der Hauptgrund, weshalb ich bereit war, mich für die Welt zu opfern"

Ich sah traurig auf den Boden und dann wieder zu James. Ich hasste es, an diese Zeit erinnert zu werden.

„Es muss sehr schwer für dich gewesen sein, das alles", meinte er und sah mich mitleidig an.

„Ja, es war nicht immer leicht und jetzt erzähl mir doch mal von deiner Freundin. Wie lange seit ihr denn schon...naja du weißt was ich meine", sagte ich und grinste.

„Seit einem halben Jahr und ja, sie ist auch in Gryffindor. Sie ist in meinem Jahrgang, heißt Abby und ist so alt, wie ich. Sie hat sogar einen Tag nach mir Geburtstag. So, jetzt weißt du eigentlich alles aber bitte tu mir einen Gefallen, ok? Komm mir jetzt nicht mit einem Vortrag über Verhütung oder sowas"

Ich musste unweigerlich schmunzeln.

„Keine Sorge, ich bin nicht Mum. Weißt du, was ich dir vorhin sagen wollte, war, dass du immer mit mir und auch Mum über alles reden kannst. Ich wäre froh gewesen, wenn ich Eltern zum Reden gehabt hätte. Wir sind immer für dich da, ja?"

„Ok", sagte er und lächelte.

„Es gibt in fünfzehn Minuten Abendbrot", sagte ich beim Rausgehen und schloss vorsichtig die Tür hinter mir. Ich ging die Treppe runter und wollte etwas kochen, aber das hatte sich schon erledigt. Ginny stand am Herd und wirbelte mit ihrem Zauberstab herum. Sie hasste es "normal" zu kochen, weshalb sie immer ihren Zauberstab dabei hatte, wenn sie es tat. So wie ich meine Frau kenne, kocht sie eigentlich überhaupt nicht gerne, deshalb ist es ein Wunder, wenn sie es tut. Kochen ist eine Sache, die ich immer übernehme, da Ginny meistens dazu keine Lust hat und es mir definitiv mehr Spaß macht, als ihr. Ich lege auch sehr viel wert darauf, ohne Zauberei zu kochen.

Ich ging vorsichtig von hinten auf sie zu und legte meine Hand auf ihre linke Schulter.

„Was hat dich denn dazu geritten?", fragte ich amüsiert.

„Freu dich doch mal, dann musst du es nicht machen. Hattest du Erfolg mit James?"

„Ja vermutlich mehr, als ich bei Albus haben werde"

Ginny drehte sich um.

„Das machen wir zusammen. Schließlich hat er ja behauptet, dass wir ihn beide hassen würden, aber lass uns das nach dem Essen machen"

„Ok"

Ich deckte den Tisch und als das Essen fertig war, rief ich die Kinder zum Abendbrot.

Das Abendessen war eigentlich ganz schön. Wir hatten uns alle viel zu erzählen und ich genoss es einfach meine Kinder wieder bei mir zu haben. Ich hatte mir jetzt für die nächsten zwei Wochen über Weihnachten freigenommen, damit ich auch wirklich viel Zeit mit ihnen verbringen konnte, denn meine Kinder oder generell meine Familie sind das Wichtigste in meinem Leben.

„Al, bleibst du bitte noch kurz sitzen", bat Ginny ihn, als er aufstehen wollte und Lily und James schon weg waren.

„Was habe ich denn jetzt schon wieder angestellt?", fragte er genervt.

„Nichts, wir wollen nur mit dir reden"

Er sah uns unsicher an und wirkte nervös.

„Bitte sage in Zukunft keine Sachen mehr, die nicht stimmen. Wir hassen dich nicht und das weißt du genau. Warum sollten wir dich überhaupt hassen? Wir lieben dich doch und nach allem, was passiert ist-"

„-gäbe es einen Grund mehr mich nicht zu mögen. Ich hab fast die Welt zerstört"

„Und du hast sie gerettet", sagte ich schlicht.

„Ja mag sein, aber trotzdem. Nehmen wir an, wir würden mich mit James vergleichen, dann würdet ihr feststellen, dass er der perfekte Sohn für euch ist. Er ist ein Gryffindor und gut in der Schule ist er auch"

„Wir würden dich niemals mit ihm vergleichen und uns ist es egal, ob du ein Slytherin oder Gryffindor bist. Das haben wir dir schon tausend mal gesagt. Wir lieben dich so wie du bist!"

„Und wir lieben dich genauso sehr, wie James", sagte ich und lächelte meinen Sohn an. „Du hättest im Auto nur nicht dieses Thema ansprechen sollen. Das war eine unangenehme Situation für James und ich denke, du würdest auch nicht begeistert sein, wenn James uns sagen würde, dass du eine Freundin hast, oder? Und dann noch direkt vor uns"

Albus nickte kurz und starrte auf den Tisch.

„Tut mir leid. Kann ich jetzt gehen?"

„Nein, noch nicht", sagte Ginny streng. „Schatz, ich möchte wissen, warum du so abgemagert aussiehst. Ich mach mir Sorgen"

Wir machen uns Sorgen", korrigierte ich sie und sah in die Augen meines Sohnes. Er hatte meine Augen, die wunderschönen Augen meiner Mutter. Er hatte sie als einziges meiner Kinder geerbt.

„Hör zu, ich weiß, dass das kein leichtes Jahr für dich war. Du bist immer noch nicht über die Sache hinweg. Ich meine, dass was ich zu dir gesagt habe, das war schlimm und unverzeihlich"

Ginny warf mir einen strengen Blick zu.

„Es tut mir leid, Al. Wenn ich dich so sehe und weiß, dass du unglücklich bist, dann bin ich es auch. Ich will, dass es dir gut geht", sagte ich ernst. „Du bist mir wichtig und das sollst du wissen"

„Schatz, wir haben dich so vermisst", meinte Ginny. „Wir sind so froh, dass du hier bist"

Plötzlich lief eine Träne aus Al's linkem Auge.

„Ich...ich hab euch doch auch vermisst", sagte er und stand auf, dann ging er zu Ginny und sie umarmten sich innig. Dann kam Al zu mir und ich konnte nicht mehr anders; ich umarmte ihn auch. Das war das erste Mal, das ich ihn seit über drei Jahren mal umarmt hatte und erst jetzt merkte ich, wie sehr mir das gefehlt hatte und Albus anscheinend auch...

Als wir uns voneinander lösten, sah er mich an.

„Gute Nacht, Dad", sagte er und verschwand schnell aus der Küche. Ginny und ich sahen uns an; beide den Triumph in der Brust sitzend, und dann gab ich meiner Frau einen sanften Kuss und war ihr mal wieder so dankbar dafür, dass ich dank ihr Albus, James und Lily hatte. Denn eigentlich wäre das überhaupt nicht möglich gewesen...

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt