53 - Extrakapitel Teil 1 (James' Sicht)

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Ich konnte es noch gar nicht richtig realisieren, als ich nach dem Gespräch mit Dad in den Gemeinschaftsraum zusammen mit Lily zurückkehrte. Ich war nochmal großer Bruder geworden und nächstes Wochenende würde ich endlich meinen Bruder oder meine Schwester kennen lernen...
Es kam mir vor, als würde es noch eine Ewigkeit dauern bis es Freitag war.

„Hätte Dad McGonagall nicht erpressen können, damit wir eher nach Hause dürfen?", fragte ich Lily. Sie sah mich empört an.

„James, jetzt sei doch nicht so ungeduldig. McGonagall hatte schon das letzte Jahr genug um den Zauberstab mit unserer Familie. Außerdem darfst du nicht vergessen, dass sie uns erlaubt hat, dass wir das Wochenende an deinem Geburtstag nach Hause durften"

„Ja, aber-"

„Wir werden schon sehen, was es ist und wer nächstes Wochenende um einige Sickel ärmer sein wird", sagte Lily und gähnte. „Also überleg dir nochmal was du mit deinem Geld noch alles anstellen kannst, bevor es in meinen Besitz gelangt"

„Da träumst du von, Schwesterchen"

Lily zog die Augenbrauen hoch und stemmte die Hände gegen ihre Hüften.

„Aber es ist so gemein, dass Mum und Dad uns so auf die Folter spannen", murrte ich und ließ mich in meinen Lieblingssessel neben dem Kamin fallen. Lily gähnte wieder.

„Ja, stimmt schon, aber jetzt weiter darüber zu diskutieren bringt auch nichts. Ich geh schlafen"

„Das kann jetzt doch nicht dein Ernst sein. Gerade wenn der Gemeinschaftsraum leer ist, lässt du mich einfach so sitzen"

Lily streckte mir die Zunge raus und grinste mich frech an. Dann schlang sie die Arme von hinten um meinen Hals und küsste mich auf die Wange.

„Lass das", sagte ich und lachte, als sie mich anfing durchzukitzeln.

Plötzlich ging die Tür auf.

„Gibt es hier schon wieder Geschwisterliebe?", fragte Abby amüsiert und ließ sich neben mich in den anderen Sessel sinken. Sie sah sehr müde aus. Lily ließ mich abrupt los.

„Ich lass euch dann mal in Ruhe. Gute Nacht, Jamsie", sagte sie und ging die Treppen zu den Schlafsälen hoch.

„Gute Nacht, Lils", rief ich ihr hinterher.

Dann drehte ich mich zu meiner Freundin um und küsste sie.

„Warum ist dein Dad hier einfach so aufgekreuzt? Die ganze Schule weiß schon Bescheid und beim Abendessen war es das Top Thema. War er hier wegen dem Gedenktag?", wollte sie wissen und legte einen Arm um mich.

„Ne, deshalb nicht", sagte ich und kuschelte mich enger an sie.

„Warum dann?"

„Das Baby ist heute Nacht gekommen und Dad wollte es mir, Al und Lily nur persönlich sagen. Nächstes Wochenende dürfen wir nach Hause, damit wir es kennenlernen können"

Abby strahlte über das ganze Gesicht.

„Oh mein Gott, James! Das ist ja toll!", sagte sie und schlang die Arme so fest um mich, dass ich fast keine Luft mehr bekam.

„Und wie geht es deiner Mum? Ist das Baby gesund? Und ist es jetzt ein Mädchen oder ein Junge?"

„Tja, wenn ich das wüsste", seufzte ich und sah grimmig in das Feuer. „Aber meiner Mum geht es gut und das Baby ist auch gesund"

„Das ist doch das Wichtigste", meinte Abby und strich mir durch die Haare, während ich mit meinem Kopf auf ihrem Schoß lag.

„Das Verrückteste an der Sache ist, dass das Baby Zuhause gekommen ist. Dad hatte noch nicht mal die Zeit Hilfe zu holen und Mum musste das Baby allein bekommen"

„Was?", fragte Abby ängstlich. „Aber dein Dad war doch bei ihr? Er hat sie doch nicht allein gelassen?"

„Nein, natürlich nicht. Er hat ihr ja geholfen. Ich bewundere ihn wirklich dafür und bin auch froh, dass er das getan hat"

„Würdest du das nicht tun?", fragte Abby und sah mich abwartend an. „Aber na gut, du würdest ja locker bei einer Geburt umfallen. Ich glaube, du wärst keine große Hilfe für mich"

„Hey", sagte ich beleidigt und boxte ihr in den Bauch. „Das stimmt gar nicht. Du weißt genau, wie sehr ich dich liebe, aber die Vorstellung jetzt ein Baby mit dir zu bekommen wäre absurd. Wir können uns gerne in ein paar Jahren sprechen"

„Wie du meinst", sagte Abby, lächelte mich an und küsste mich. „Und ich liebe dich auch"

„Und ich dich erst", sagte ich, setzte mich auf und zog sie auf meinen Schoß. Wir küssten uns immer leidenschaftlicher und wollten gar nicht mehr aufhören.

„Wollen wir in das Vertrauensschülerbadezimmer gehen?", fragte sie mich, nachdem wir einmal durchgeatmet hatten. „Da haben wir mehr Ruhe. Ich möchte noch nicht ins Bett"

Sie zwinkerte mir zu und ich wusste genau, was sie wollte und ich lächelte bei dem Gedanken an das Kommende. Ich zog sie hoch und nach einer, zwei oder vielleicht sogar drei der glücklichsten und schönsten Stunden meines Lebens lagen wir nebeneinander erschöpft im Wasser und beobachteten, wie die Sonne langsam aufging...


„James, komm jetzt! Wir warten alle schon auf dich", brüllte Lily durch den Gemeinschaftsraum.

„Ich komme!", schrie ich ihr entgegen und polterte mit einem kleinen Koffer die Treppe runter. Alle im Gemeinschaftsraum starrten mich an, doch das war mir egal.

Es war Freitagabend und heute würde ich endlich zum ersten Mal das Baby sehen. Lily wartete schon vor dem Portraitloch auf mich und wir sprinteten zusammen zu McGonagall's Büro, wo schon Dad mit Albus wartete.

„Da seid ihr ja", meinte mein Bruder und sah mich genervt an. „Warum hast du solange gebraucht?"

„Hmm...mal überlegen. Ich glaube, ich wusste nicht richtig, welche Unterhose ich einpacken sollte"

„Haha", sagte Albus ironisch und wandte sich an Dad. „Können wir jetzt gehen?"

„Ja", sagte er und lächelte. „Mum wartet schon auf euch. Sie kann es nicht erwarten, euch wieder zu sehen"

Wir stiegen nacheinander in den Kamin. Ich war als Erster an der Reihe. Ich nahm mir das Flohpulver, verschwand in den grünen, warmen Flammen und im nächsten Moment blickte ich in unser Wohnzimmer. Mum saß am Esstisch und sprang sofort auf, als sie mich erblickte.

„James", rief sie fröhlich und schloss mich mal wieder zu fest in ihre Arme.

„Hey", sagte ich und errötete leicht. „Wie geht es dir?"

„Oh, mir geht es sehr gut", sagte sie munter.

„Wo ist das Baby?"

„Das zeige ich dir, wenn Dad und deine Geschwister da sind"

Zum Glück waren alle nach fünf Minuten da. Albus und Lily umarmten Mum und dann ging Dad hoch, um das Baby zu holen. Wir setzten uns alle nebeneinander auf das Sofa und starrten irgendwo hin. Ich glaube, dass wir alle gleich aufregt waren. Man, ich konnte das Warten gar nicht mehr aushalten...
Es war wie Folter.

Endlich hörte ich Schritte und wir sahen alle zur Treppe hoch. Dad ging langsam herunter und mir stockte der Atem, als ich sah, wie klein das Baby in seinen Armen wirkte. Es schlief gerade und hatte den Mund leicht geöffnet. Ich hätte vor Freude losschreien können, doch ich blieb ruhig neben meinen Geschwistern auf dem Sofa sitzen und blickte fasziniert zu Dad. Lily und Al hatte es ebenfalls die Sprache verschlagen.

Dad blieb vor uns stehen und lächelte uns an. Ich glaube, dass ich ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr so glücklich gesehen hatte. Er schaute zu Mum und sie nickte ihm zu.

„Darf ich vorstellen? Eure Schwester Marie"

Scheiße, ich hatte die Wette verloren. Es war doch ein Mädchen. Ich meidete bedächtig Lily's Blick. Ich wusste, dass sie mich triumphierend angrinste.

„James, mein herzallerliebster Bruder, du schuldest mir fünfzehn Sickel", hörte ich schon ihre Stimme in meinem Kopf, doch das war mir jetzt auch egal. Ich sah Marie an und ich wusste, dass ich sie für immer lieben und beschützen würde, denn das waren die Aufgaben eines großen Bruders.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt