Am nächsten Morgen wurde ich unsanft geweckt. Da ich dummerweise vergessen hatte das Fenster zu schließen, konnte unsere Eule problemlos zum Zimmer reinfliegen. Sie hackte gegen meinen Kopf und ich fluchte.
„Ist ja schon gut, hör auf!", schrie ich sie an und riss ihr den Brief aus dem Schnabel. Pitty (James hatte auf diesen Namen bestanden) drehte sich beleidigt um und flog auf das Fensterbrett. Ich warf ihr schnell eine Eulennuss zu und rollte das Stück Pergament auseinander. Ich setzte meine Brille auf. Bestimmt von Lily, James oder Al, dachte ich, doch als ich die kurze Nachricht überflog, stellte ich überrascht fest, dass sie von Teddy war. Das hatte ich nicht erwartet. Teddy schickte mir seit er aus Hogwarts raus war, nie Nachrichten per Eule. Ginny hatte sich währenddessen aufgesetzt und rieb sich müde das Gesicht.
„Von wem ist das?", fragte Ginny und deutete auf den Zettel. Ich reichte ihn ihr.
„Von Teddy. Er möchte mit mir sprechen. Er meint, es sei dringend", erklärte ich ihr.
„Gut, dann schreib ihm, wo wir sind und wie er hier her apparieren kann. Ich steh auf und mach Frühstück"
Ich hielt sie zurück.
„Oh nein, das machst du bestimmt nicht. Du bleibst liegen und ruhst dich aus. Ich geh. Teddy wird bestimmt warten können"
„Aber wenn er schreibt, dass es dringend ist? Außerdem bin ich erstens nur schwanger und nicht krank und zweitens will ich dich nicht an deiner Pflicht als Pate hindern", sagte sie und stand auf.
Als ich die Antwort an Teddy abgeschickt hatte, zog ich mich an und ging runter. Der Frühstückstisch war schon gedeckt. Ich legte meine Arme von hinten um den Bauch meiner Frau und küsste sie auf die Wange.
„Weißt du, was heute für ein Tag ist?", fragte Ginny.
Ich schüttelte ratlos den Kopf.
„Ich bin in der achtundzwanzigsten Woche und ich hab auch schon in der Gewichts- und Größentabelle nachgesehen, wie groß und schwer das Baby ist. Natürlich sind die Daten nicht so genau, aber unser Baby wiegt über ein Kilo und ist 38 cm groß, so wie eine Kokosnuss. Unglaublich oder?"
Ich nickte und strich ihr über den Bauch.
„Es sind auch nur noch ca zwei Monate bis zur Geburt"
„Ja...daran habe ich auch schon gedacht. Hat Teddy schon geantwortet?"
„Nein, ich habe erst vor zehn Minuten die Antwort geschickt. Er müsste aber heute noch antworten. Pitty ist schnell, ich glaube deshalb hat Teddy auch sie geschickt, statt seine eigene"
„Glaubst du ihm geht es gut?", fragte Ginny als wir angefangen hatten zu essen. „Ich meine, wir haben lange nichts mehr von ihm gehört. Das letzte Mal haben wir ihn gesehen, als wir der Familie verkündet hatten, dass ich schwanger bin"
„Ich hoffe es geht ihm gut. Wahrscheinlich schottet er sich so von uns ab, weil er einfach seine Zeit mit Victoire genießen möchte"
„Das verstehe ich", sagte Ginny. „Sie sind jung und verliebt"
„Und wir waren in ihrem Alter schon verheiratet", sagte ich und lächelte. „Vielleicht möchte er mich um Ratschläge für einen Heiratsantrag bitten"
Ginny fing an zu lachen, aber sie kriegte sich schnell wieder ein.
„Das glaube ich nicht. Sonst wäre es ja nicht so dringend und außerdem wärst du da die falsche Person"
„Hey", sagte ich und schaute sie beleidigt an. „Ich war eben sehr kreativ"
- Flashback -
01.09.2001, Abends
„Harry, was soll das denn?", fragte Ginny gereizt, als sie aus dem Auto ausstieg. „Was machen wir denn am Bahnhof Kings Cross?"
Sie klang enttäuscht.
„Das wirst du schon sehen", sagte ich und nahm sie an der Hand. Ich zog sie hinter mir her, bis wir am Eingang waren.
„So und jetzt schließt du bitte die Augen"
Ginny funkelte mich an.
„Nein, vergiss es! Ich hatte heute hartes Training, habe mich auf einen schönen Abend mit dir gefreut und jetzt verschleppst du mich zum Bahnhof. Was soll das? Willst du mich im Zug flachlegen?"
„Nein", sagte ich und versuchte ernst zu bleiben. „Schließ deine Augen und vertraue mir"
„Das ist sowas von albern!"
„Bitte"
Ginny machte die Augen zu und ich zog sie hinter mir her, während ich gleichzeitig aufpasste, dass sie nirgendwo anstieß und gleichzeitig überlegte, was ich gleich zu ihr sagen würde. Im Kopf sprach ich alles nochmal einmal durch. Dann waren wir zwischen dem Gleis neun und zehn angelangt.
Ginny blieb stehen und riss die Augen auf.
„Hier haben wir uns vor genau zehn Jahren zum ersten Mal getroffen", sagte ich zu ihr.
Ginny blickte mich fragend an.
„Aha, und warum sind wir hier?"
Sie drehte sich empört um. Das war meine Gelegenheit. Ich holte ein Kästchen aus meiner Tasche und ging hinter ihr auf die Knie.
„Was willst du hier?", fragte sie und genau im richtigen Moment drehte sie sich um.
„Dich fragen, ob du meine Frau werden willst"
Ginny's Blick erstarrte. Sie sah mich verblüfft an und zitterte plötzlich. Ich steckte ihr den Ring an ihren Finger.
„Ginerva Molly Weasley, möchtest du mich heiraten?"
Ginny grinste breit und fing gleichzeitig an zu weinen. Das kannte ich gar nicht von ihr, doch das zeigte mir, wie gerührt sie war.
„Ja, natürlich"
Als ich langsam aufstand, um sie in die Arme zu nehmen, hatte sie sich schon um mein Hals geschlungen und mich geküsst.
„Ich liebe dich so sehr, Harry James Potter", flüsterte sie. „Es tut mir leid, dass ich so gemein zu dir war. Ich hab gar nicht damit gerechnet"
„Tja, wenn ich schon einer Weasley einen Antrag mache, dann darf sie doch nichts davon ahnen, oder?"
Sie grinste.
„Du meintest eine zukünftige Potter", verbesserte sie.
„Na gut, Ginerva Potter. Was wünschen Sie?"
„Dass mein zukünftiger Mann mich jetzt nach Hause bringt. Und einen weiteren Kuss"
„In Ordnung"
Ich nahm sie wieder in den Arm und wir fingen uns an leidenschaftlich zu küssen, bis wir schließlich von einem Schaffner nach draußen verfrachtet worden waren...
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -„Ja, aber ich war am Anfang wirklich sauer", meinte Ginny.
„Kann ich verstehen", murmelte ich. Dann kam Pitty wieder. Ich entfaltete die Nachricht und laß.
Danke, Harry!
Ich bin in einer Stunde da.
Teddy„Wow, das muss ja wirklich was Ernstes sein", kommentierte Ginny. „Vielleicht hast du Recht und er will dich wirklich fragen, ob oder wie er Victoire einen Antrag machen soll"
Sie stand auf und küsste mich.
„Ich geh dann mal duschen. Ich stinke wie ein Faultier", sagte sie niedergeschlagen. Ich lachte.
„Ich räume die Küche auf und wenn mein Faultier Hilfe braucht, dann soll es sich melden"
„Aye, Aye, Sir"
Eine Stunde später war alles aufgeräumt und wir machten es uns auf dem großen Sofa gemütlich. Es war viel kuscheliger, als das was wir Zuhause hatten. Gerade als ich uns einen Tee kochen wollte, klingelte es an Tür. Ginny sprang auf und ich machte die Tür auf. Was ich sah, schockierte mich.
Teddy stand da; dünn und abgemagert, mit mausgrauem Jahr. Er erinnerte mich sehr an Tonks, als sie Liebeskummer hatte. Ich befürchtete das Schlimmste.
„Hey, kann ich mit dir reden?", fragte er leise. Ich nickte und er trat ein.
„Schön habt ihr es hier. Ich hoffe, dass ich nicht störe, schließlich habt ihr Urlaub..."
„Ach Quatsch", sagte Ginny und umarmte ihn herzlich. „Wir freuen uns, dass wir dich mal wieder sehen. Setz dich doch"
Sie deutete neben meinen Platz. Teddy setzte sich und knetete nervös seine Hände.
„Möchtest du einen Tee?", fragte Ginny Teddy.
Teddy schüttelte hastig den Kopf.
„Soll ich euch alleine lassen?"
Ich spürte, dass sie sich fehl am Platz fühlte.
„Ja, danke..."
Ginny stand auf, lächelte mir zu und ging nach oben.
„Ist alles okay?", fragte ich Teddy ruhig und legte meine Hand auf seine linke Schulter. Als ich meine Frage ausgesprochen hatte, fing er plötzlich an zu weinen.
„Teddy?", fragte ich nochmal sanft.
„Ich weiß nicht, wie es ich sagen soll"
„Du kannst mir alles sagen, das weißt du. Du musst keine Angst haben, du kannst immer mit mir über alles reden", meinte ich.
Teddy war für mich schon immer wie ein eigener Sohn gewesen.
„Harry...Victoire ist schwanger"
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Being a father
Fanfiction„Ihre Stimme wirkte beruhigend auf mich. Zu wissen, dass sie da war, mich festhielt und nicht loslassen würde, ließ meine Angst verschwinden. Bei ihr fühlte ich mich am Sichersten. Bei meiner Frau, dem Menschen, den ich über alles liebte." „Ich drüc...