47 - „Nimm dich in Acht, Potter"

1.3K 64 20
                                    

Ich kam erst nach Hause, als es schon dunkel war. Im Haus war alles ruhig. Ich legte meine Jacke im Flur ab und ging in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Ich hatte fast den ganzen Tag weder gegessen, noch getrunken. Später kam Ginny zu mir und setzte sich neben mich.

„Möchtest du etwas essen?", fragte sie und küsste mich.

„Ja, ich mach mir schon was, du kannst ruhig schlafen gehen"

„Nein, ich bin noch nicht müde. Ich mach dir den Rest von der Zwiebelsuppe warm. Ist das okay?"

Ich lächelte.

„Und habt ihr ihn verhört?", wollte sie wissen.

„Ja, haben wir. Er hat eine lebenslange Gefängnisstrafe bekommen, die ich ihm persönlich erteilt habe. Sein Verlies bewachen jetzt um die zwanzig Dementoren"

„Das beruhigt mich. Nur frage ich mich, wie er durch den Schutzzauber, den das Ministerium auf unser Haus gelegt hat, durchdringen konnte"

„Es muss jemand vorher das Haus verlassen haben", sagte ich, während ich den Löffel hob und die Suppe in meinen Mund schob. „Sonst wäre er unmöglich reingekommen. Sagtest du nicht, dass Lily zu ihrer Freundin wollte?"

„Ja, wollte sie. Sie war schon fast da, doch dann ist ihr eingefallen, dass sie das Buch vergessen hatte, was sie sich bei ihr ausgeliehen hatte und ist nochmal zurück nach Hause gegangen. Das hat sie mir erzählt", meinte Ginny und setzte sich neben mich.

„Wie geht es ihr?", fragte ich.

„Sie steht noch ein wenig unter Schock. Sie hat einen halben Herzinfarkt bekommen, als ich ihr Zimmer vorhin betreten habe. Ich habe ihr versprochen, dass sie heute Nacht bei uns schlafen kann, oder zumindest einer von uns bei ihr"

Ich nickte.

„Es ist alles meine Schuld", sagte ich und schob den leeren Suppenteller von mir weg, als ich aufgegessen hatte. „Ich hätte euch Bescheid sagen müssen. Ich hätte Dir wenigstens etwas sagen sollen"

„Ja, das hättest du", sagte Ginny trocken. „Aber ich mache dir keine Vorwürfe. Du wolltest mich wahrscheinlich nicht zu sehr belasten, oder?"

„Ich wollte, dass du nicht aufgewühlt bist. Ich möchte es nicht riskieren, dass unser Baby früher kommt, nur wegen sowas"

„Harry, nur weil ich schwanger bin, heißt das nicht gleich, dass ich mit nichts fertig werde"

„Ich weiß", sagte ich und legte meine Hand auf ihre. Dann streichelte ich langsam ihren Bauch und spürte einen Tritt.

Wir sahen uns eine Weile lächelnd an und waren einfach mal wieder dankbar, dass wir uns hatten.

„Sind die Kinder schon im Bett?"

„Die wollten sich zusammen noch einen Film ansehen. Auf Metflix oder wie das auch immer heißt. Aber das ist schon über zwei Stunden her. Vielleicht schlafen sie schon"

„Ich geh mal nachschauen", sagte ich. „Willst du mitkommen?"

„Nein, ich räume noch schnell die Küche auf"

„Das kann ich doch schnell mit meinem Zauberstab machen"

„Nein, ich brauche ein bisschen Ablenkung. Außerdem denke ich nicht, dass ein bisschen Küchenarbeit Wehen auslösen kann"

„Ja, aber bitte übernimm dich nicht, Schatz", sagte ich und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.

„Und es heißt Netflix", sagte ich und zwinkerte Ginny zu. Sie lachte und schüttelte den Kopf.

„Nimm dich in Acht, Potter"

Ich ging die Treppe hoch und klopfte an James' Zimmertür.

„Seid ihr fertig?"

„Schon lange. Albus schläft schon und Lily ist auf ihrem Zimmer", erklärte er mir.

„Wie geht es dir?", fragte ich und setzte mich auf sein Bett.

„Ganz gut. Ich bin auch noch etwas schockiert, aber es ist ja alles gutgegangen"

„James, ich weiß nicht, wie ich dir und Al jemals dafür danken soll, wirklich. Wärt ihr nicht gewesen..."

Ich hielt inne, denn ein kalter Schauder lief mir über den Rücken und ich zuckte zusammen.

„Dad, bist du okay?"

„Ja. Das wird schon wieder"

James setzte sich auf und umarmte mich.

„Da war ich also heute ausnahmsweise mal ein Held?"

„Ja, das warst du. Das bist du. Du bist mein großer Held", sagte ich und küsste meinen Ältesten auf den Kopf. „Aber Helden brauchen auch Schlaf"

„Jetzt klingst du schon wie Mum, aber ich muss zugeben, dass ich ein bisschen Schlaf vertragen würde"

Ich deckte ihn zu und machte das Licht aus.

„Schlaf schön, James"

„Du auch. Gute Nacht"

„Gute Nacht"

Ich machte die Tür hinter mir zu und sah nach Albus. Ich klopfte an seiner Tür, doch keiner antwortete. Also öffnete ich langsam die Tür und sah, dass er schon schlief. Ich ging an sein Bett, küsste ihn auf den Kopf und zog die Decke ein wenig höher über ihn.

Als ich die Tür hinter mir schloss, hörte ich noch ein leises „Gute Nacht" und lächelte.

Lily lag unter ihre Decke gekuschelt und laß. Ihre ganzen Kuscheltiere waren um ihr Bett positioniert. Das machte sie immer, wenn sie Angst hatte. Ich ging zu ihrem Bett und setzte mich neben sie.

„Mum hat mir gesagt, dass du bei uns schlafen möchtest. Willst du mit rüber kommen?"

„Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass das eine so gute Idee ist. Wenn ich mir die Wand anschaue, muss ich mich an diesen schrecklichen Cruciatus-Fluch erinnern"

„Hast du noch Schmerzen?"

„Nicht wirklich"

„Soll ich dir deinen Rücken massieren?", fragte ich.

„Das musst du nicht"

„Leg dich hin", flüsterte ich und Lily machte es sich auf ihrem Bett bequem. Ihre halblangen roten Haare waren wie ein Fächer über ihr Schulterblatt ausgebreitet.

„Kannst du die blaue Lichterkette anmachen?", fragte sie mich.

„Natürlich, Süße"

Ich stand auf, knipste die Lichter an, setzte ich mich auf ihr Bett und fing an, ihr den Rücken sanft zu drücken und massierte sie. Lily gab immer wieder ein leises Stöhnen von sich, was mir sagte, dass es ihr gefiel und es dauerte auch nicht lange, bis sie eingeschlafen war. Sie sah auf ihrem Bett wie ein Baby aus, dass auf der Brust seiner Eltern lag und friedlich schlief. Sie hatte sich tief in ihre Kissen gekuschelt und sah glücklich aus. Ich setzte mich leise auf den Boden und zog eines der drei Bilder heraus, welche ich immer bei mir trug. Ich betrachtete das von Lily und dachte an den Tag zurück, als ich sie das erste Mal im Arm gehalten hatte...

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt