7 - Seltsam

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„Wie gehts ihm?", fragte Ginny, als ich aus seinem Zimmer kam.

„Besser. Er hat mich sogar gefragt, ob wir zusammen auf den Friedhof gehen wollen, also nur wir zwei"

„Das ist doch eine tolle Idee", sagte Ginny und lächelte.

„Und er hat sich bei mir entschuldigt. Für alles, war er mal zu mir gesagt hat, du weißt schon. Ich habe mich mit ihm ausgesprochen und er hat gesagt, dass...er mich auch liebt", sagte ich und konnte meine Tränen nicht mehr unterdrücken.

„Oh Harry...ich freu mich so für dich", sagte sie und umarmte mich.
„Wollen wir runter gehen und das Mittagessen vorbereiten?"

Ich nickte und ging noch schnell ins Bad, damit ich meine Tränen trocknen konnte.

Zum Mittagessen kamen James und Albus, doch Lily blieb wieder auf ihrem Zimmer. Irgendwie war es komisch, sie hat sich heute noch gar nicht bei mir blicken lassen. Gestern Abend war doch noch alles okay...

„Schatz, weißt du warum Lily nicht kommt?"

„Als ich nach ihr gesehen habe, sagte sie, dass sie müde sei. Anscheinend wollte sie schlafen. Ich weiß nicht, was los ist, ich finde es auch komisch", antwortete sie mir.

„Frauen halt", sagten James und Albus gleichzeitig und zuckten mit den Schultern.

Am Nachmittag machten Albus und ich wie versprochen einen Spaziergang zu dem Grab meiner Eltern. Wir redeten sehr viel und es tat uns sehr gut. Ich genoss die Zeit mit ihm wirklich, ich war einfach nur glücklich, dass die Beziehung zwischen uns noch besser geworden ist, als ich es gedacht hätte. Vor Monaten dachte ich noch, dass er mich nie wieder mögen würde und jetzt redete er mit mir über alles.

„Hat James euch was über seine Freundin erzählt?", fragte er, als wir uns wieder auf den Heimweg machten.

„Ja, warum fragst du das?"

„Ach, keine Ahnung. Ich bin irgendwie neidisch, weißt du. Er ist so beliebt und hat eine Freundin und ich werde nie eine haben, weil mich keiner mag", sagte er missmutig.

„Das stimmt doch nicht", sagte ich und drehte mich zu ihm. „Sei dir gegenüber nicht so unfair"

„Aber mich wird nie ein Mädchen mögen...", sagte er ein wenig traurig und ich bekam schon fast Mitleid.

„Bist du verliebt, Albus?", fragte ich und blieb stehen.

„Naja nicht direkt. Es gibt da so ein Mädchen, aber ich weiß nicht, ob man das als verliebt bezeichnen kann. Es ist eher eine Schwärmerei", meinte er und lief rot an. Ich legte meine Hand auf seinen Arm.

„Deine Mum hat für mich geschwärmt, seitdem wir uns das erste Mal gesehen haben. Irgendwann gab sie die Hoffnung auf und sie versuchte mehr sie selbst zu sein. Das hat anscheinend funktioniert, wie du siehst", sagte ich und lächelte. „Mach dir keinen Druck. Sowas ist ganz normal und das ist schön, wenn man verliebt ist", versicherte ich ihm. Albus sagte nichts mehr und grinste mich nur schüchtern an.

„Du...James hat mir das vom Frühstück erzählt. Stimmt das, wenn ich fragen darf?", fragte er nach einer Weile.

Ich wusste nicht, was ich ihm darauf antworten sollte, weil mir das total unangenehm war, aber schließlich hatte mir ja Albus auch etwas erzählt, deshalb hielt ich es für fair ihm die Wahrheit zu sagen.

„Ja, es stimmt", sagte ich schlicht.

„Wow, das hätte ich echt nicht gedacht", sagte er amüsiert. „Ich meine, du bist vierzig und Mum neununddreißig"

„Und ist das denn ein Problem? Das ändert doch nichts an unseren Gefühlen"

„Ja stimmt auch wieder. Solange ich nicht nochmal großer Bruder werde, ist alles ok"

„Weißt du Al, ich könnte schwören, dass ich das heute schonmal gehört habe. James hat das auch gesagt. Aber ich kann dir versichern: wenn etwas wäre, wüsste ich davon. Deine Mutter erzählt mir alles und ich vertraue ihr vollkommen. Sie würde mir erzählen, wenn sie schwanger wäre, aber keine Angst, dass ist sehr sehr unwahrscheinlich", sagte ich.

„Jetzt bin ich aber beruhigt", sagte Albus und grinste mich an.

Zuhause kochte ich uns erstmal einen Tee, damit wir uns aufwärmen konnten. Lily saß in der Küche und aß Suppe.

„Geht es dir gut?", fragte ich.

„Ja, ich bin nur ein bisschen müde, aber sonst ist alles gut", sagte sie und versuchte zu lächeln. Sie sah aber gar nicht gut aus.

„Lily, was immer auch ist, du kannst es mir sagen"

„Nein Dad. Es ist alles okay", sagte sie und drehte sich weg. Beim Abendbrot war sie wieder nicht erschienen und sie ging zeitig ins Bett. Es war wirklich sehr seltsam und ich wollte mit ihr reden, aber Ginny sagte, dass es besser wäre, wenn ich sie in Ruhe lassen würde und das tat ich auch.

„Ginny?", fragte ich, als ich neben ihr im Bett lag.

„Ja?"

„Lily macht mir Sorgen. Weißt du wirklich nicht, was mit ihr los ist?"

„Nein Harry, sonst würde ich es dir sagen. Ehrlich gesagt, mach ich mir aber auch Gedanken. Sie verhält sich so anders"

„Ich weiß, gestern Abend ging es ihr noch gut", sagte ich und rückte mein Kissen zurecht.

„Es sei denn..."

„Es sei denn was?", fragte ich und sah Ginny aufmerksam an.

„Vielleicht...vielleicht hat sie ihre" (sie wurde leiser) „Periode bekommen"

In diesem Moment fühlte ich mich blöd. Warum war ich nicht auf die Idee gekommen?

„Denkst du?"

„Naja, ich war auch so alt wie sie und hab mich auch so verhalten. Ich habe mich auch nur von den anderen ferngehalten, weil ich meine Ruhe brauchte. Ich war total überfordert und habe viel geweint. Außerdem hatte ich Angst, dass mich meine Brüder auslachen würden und habe das auch deswegen nicht einmal meiner Mum erzählt. Ich war allein, aber nach einer gewissen Zeit habe ich gelernt damit zurechtzukommen"

Ich griff nach ihrer Hand.

„Aber Lily ist nicht allein. Wenn es so ist, wie du es sagst, dann müssen wir mit ihr reden. Eigentlich erzählt sie mir doch alles"

„Ja, aber das ist kein Gespräch, was man mit seinem Vater führt, Harry. Das ist sehr ernst", sagte Ginny und gähnte.

„Ich weiß, Schatz", sagte ich und küsste sie.

„Gute Nacht, Ginny"

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt