79 - Veränderungen

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Ginny und ich beschlossen in das Wohnzimmer zu gehen, um Teddy und Victoire etwas Privatsphäre zu gönnen.
Doch dort erwartete uns der nächste Schock:
Abby und James standen ausdruckslos mit dem Gesicht zur Haustür.

„Was ist los?", wollte Ginny wissen und als sie auf die Türschwelle trat, verschlug es ihr die Sprache.

Ich ging ihr nach und erstarrte, als ich einen großen Berg von Kartons vor unserer Haustier stehen sah. Sie waren alle aufeinander gestapelt. Zwar sah es im ersten Moment nach viel aus, aber als ich nachzählte, waren es nur vier große Kartons.

„Abby", sagte ich vorsichtig. „Was ist passiert?"

Doch James schüttelte den Kopf und nahm seine Freundin in den Arm. Dieses Mal weinte sie nicht, aber ich konnte sehen, dass ihr Blick leer war.

Ginny löste James ab und nahm Abby liebevoll in den Arm. Dann brachte sie sie in James' Zimmer.

„Ein Haufen Eulen sind vor zehn Minuten angekommen und haben das alles gebracht. Auf den Kartons steht nur Abigail", sagte James, als die beiden außer Hörweite waren. „Sie vermutet, dass ihre Eltern ihre ganzen Sachen geschickt haben"

Jetzt merkte ich, dass James Gesichtsausdruck sich nicht im geringsten von dem von Abby's unterschied. Er sah genauso leer und geschockt aus.

„Komm, wir bringen die Kisten rein", sagte ich und griff nach einem schweren Karton und in nur innerhalb von zwei Minuten hatten wir alles ins Wohnzimmer geräumt.

Ich merkte, wie James sich gegen den Esstisch lehnte und seufzte.

„Was soll ich jetzt machen, Dad? Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Sie so zu sehen..."

Es schüttelte ihn und er sank kraftlos auf den Stuhl. Ich zog mir den nächsten ran und setzte mich neben ihm.

„Das Wichtigste ist, dass du ihr Halt gibst. Sie braucht ganz viel Zuwendung und Unterstützung. Das können Mum und ich ihr natürlich auch geben, aber besonders wichtig ist es, dass sie das von dir bekommt. Du bist ihr Freund. Du bist jetzt ihre Familie"

James nickte.

„Ist es wirklich kein Problem für euch, dass sie vorerst hier wohnen wird? Ich kann euch was dazugeben, du weißt scho-"

„Erzähl doch keinen Mist, James! Du weißt ganz genau, dass das überhaupt kein Problem ist. Sie ist hier immer Willkommen"

„Danke, dass ihr das alles mitmacht"

„Das ist doch selbstverständlich", sagte ich und legte mein Hand auf seinen rechten Arm. „Wenn sie etwas braucht, sag mir bitte Bescheid"

„Das mache ich. Ich werde mal nach ihr sehen", meinte er und stand auf.

Ich hatte das Gefühl, nichts mehr für ihn tun zu können und ich ließ ihn einfach gehen. Er wusste dennoch nicht, dass er der einzige war, der sich hilflos fühlte. Und deshalb traf ich in diesem Moment eine spontane Entscheidung.

Ohne Vorbereitung, ohne die geringste Ahnung davon zu haben was ich wirklich tun sollte, wenn ich wirklich mein Ziel erreicht hatte, denkte ich angestrengt an das Haus von Abby's Eltern und im nächsten Moment stand ich vor einem riesigem modernen Haus. Ohne die geringste Hemmung, drückte ich auf die Klingel.
Es dauerte nur zwei Minuten, bis mir geöffnet wurde.

„Wer sind Sie?", war das Erste, was der Vater von Abby zu mir sagte. Er starrte mich skeptisch an.

„Es ist egal, wer ich bin. Ich möchte bloß, dass Sie wissen, was für ein abnormales schreckliches Monster Sie sind. Kein Vater schlägt seine Tochter und verbannt Sie nachher von Zuhause. Das ist so niederträchtig. Und wenn Sie jemals Ihre Tochter gegen Ihren Willen anfassen, dann steck ich Sie ins Gefängnis"

Er ließ sich weder anmerken, dass er überrascht war, noch, dass er wenigstens ein klein wenig Reue zeigte.

„Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind, aber ich weiß ganz sicher, dass Sie meine Tochter nichts angeht"

„Und ob Sie mich etwas angeht", sagte ich laut. „Sie ist die Freundin meines Sohnes und sie wohnt in meinem Haus"

„Dann gehören Sie auch zu diesem Abschaum. Wie heißen die nochmal? Ach ja ... Zauberer Werden Sie jetzt Ihren billigen Holzstab rausholen und mich bedrohen?"

„Ja, vielleicht mach ich das"

„Ach, und sagten Sie nicht, Sie würden mich ins Gefängnis stecken, falls ich meine Tochter jemals wieder anfassen würde? Das möchte ich sehen"

Er lachte.

Und ich erst.

„Zufälligerweise bin ich ein Auror, oder wie Sie sagen würden, ein Polizist. Ich brauche bloß die Aussage Ihrer Tochter und schon kann ich Sie abführen"

Nun wich ihm das Lächeln aus dem Gesicht.

„Sie können das nicht tun"

„Und ob ich das kann"

Ich tastete nach meinem Zauberstab und lächelte triumphierend in mich hinein.

„Obliviate!"

„Harry, du musst verrückt geworden sein", sagte meine Frau ein paar Stunden später, als ich gerade aus dem Ministerium zurückgekommen war. „Was hast du dir dabei gedacht?"

„Ich wollte nur helfen", sagte ich schlicht. „Dieser Mann gehört ins Gefängnis. Jedenfalls bis er Reue zeigt, doch davon ist er noch weit entfernt"

„Aber Harry, das ist nicht mehr deine Aufgabe. Hast du vergessen, dass du seit zwei Monaten kein Auror mehr bist?"

„Ich hab das doch nur gemacht, um ihm Angst einzujagen", sagte ich gereizt. „Vertrau mir doch einfach mal"

„Das tue ich gewiss", sagte Ginny und nahm meine Hand. „Aber würdest du bitte so nett sein und mich nächstes Mal davon unterrichten, bevor du so etwas durchziehst?"

Ich nickte.

„Ich war bloß so verzweifelt. Es tat mir weh, die beiden so geschockt und hilflos zu sehen und da wollte ich helfen. Ich wollte wenigstens, dass Abby sich sicher fühlen kann"

Jetzt nickte sie.

„Ich habe mit Abby über die Sache geredet und habe vorgeschlagen, dass sie sich zumindest mit ihrer Mutter aussprechen sollte, aber sie möchte keinen Kontakt mehr und sagt, sie habe mit diesem Kapitel abgeschlossen"

Ich atmete durch.

„Das ist eine große Veränderung für sie", sagte ich.

„Und für uns"

„Was meinst du?", fragte ich und sah meine Frau an.

„Naja, Abby wird jetzt erstmal hier wohnen und später, falls die beiden mal Kinder haben sollten, werden wir die einzigen-"

„Gin, ich hoffe, dass es bis dahin noch lange hin ist. Ich glaube, dass du ein bisschen zu weit denkst", schmunzelte ich.

„Du hast ja Recht!", sagte Ginny und grinste. „Ich will definitiv noch nicht Oma werden. Ich bin doch gerade erst das vierte Mal Mutter geworden"

„Du würdest aber eine junge Oma abgeben. Du hast im Gegensatz zu mir noch kein einziges graues Haar"

Gerade als Ginny antworten wollte, hörten wir den vertrauten Schrei aus dem Stubenwagen, der ein paar Meter neben uns stand. Ich stand auf, hob meine Tochter vorsichtig heraus, während Ginny ihr T-Shirt auszog.

Als ich ihr Marie gereicht hatte, sah sie mich wieder an.

„Halt die Klappe, Potter"

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt