72 - Die Liebe eines Vaters

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Ginny war fast vor Freude in die Luft gesprungen, als sie erfahren hatte, dass ich wieder nach Hause durfte. Innerhalb von nur fünf Minuten, nachdem ich ihr einen Patronus geschickt hatte, war sie schon ins Krankenhaus appariert.

„Aber du bist dir zu hundert Prozent sicher, dass es dir wieder richtig gut geht?", fragte sie zum zehnten Mal, während sie meine Tasche packte.

„Ja, Gin. Zu eintausend Prozent"

Sie drehte sich um, lächelte und küsste mich auf die Stirn. Ich lächelte zurück.

„Wer passt jetzt eigentlich auf Marie auf?", wollte ich wissen.

„Oh, das macht James. Keine Sorge, ich habe ihm alles Wichtige gesagt. Sie muss erst wieder in einer Stunde gestillt werden und schläft jetzt"

„Ich mache mir keine Sorgen, Schatz. Ich vertraue James vollkommen"

„Ich auch"

Ich hiefte mich aus dem Bett hoch und sah meine Frau an.

„Ich habe noch nicht mit ihm geredet. Nicht einmal. Er...er war so unglaublich mutig. Er wollte Lily retten und macht sich jetzt Vorwürfe, dass er an allem Schuld ist"

Ginny's Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig.

„In diesem Moment, als ich dort reinrennen wollte...da hat er mich angesehen, wie er mich noch nie angesehen hat. Diese Angst und dieser Schmerz in seinen Augen... ich...ich konnte keinen Schritt dort reinwagen"

„Was ist nachher passiert?"

„Er hat mich festgehalten. Er hat meinen Arm gepackt und hat so kräftig zugedrückt, dass es sogar richtig wehtat. Dann hab ich mich umgedreht und ihn umarmt. Er hat meine Umarmung erwidert und mich erst losgelassen, als wir dich kommen gesehen haben"

Ich nickte.

„Wie geht es ihm jetzt? Hast du mal mit ihm Zuhause geredet?"

„Wir sind nicht dazu gekommen. Abby hat die letzten Tage bei uns übernachtet, um ihn etwas abzulenken"

Ich nickte und stand auf, musste dabei aber vor Schmerz mein Gesicht verziehen.

„Geht es?", fragte Ginny behutsam und stützte mich.

„Ja, ich muss mich erst mal wieder an das Laufen gewöhnen. Den längsten Gang, den ich in den letzten Tagen getätigt habe, war zum Badezimmer, drei Meter von meinem Bett entfernt"

„Das wird schon", versprach sie mir. „Heute ist erstmal strenge Bettruhe angesagt. Keine Widerrede. Sonst fessele ich dich an dein eigenes Bett"

„Damit hab ich schon gerechnet", sagte ich schmunzelnd. „Komm, lass uns von hier verschwinden. Ich will endlich nach Hause"

Zehn Minuten später waren wir Zuhause angekommen. Als ich aus dem Kamin stieg, hörte ich einen Schrei und Albus kam aus der Küche gerannt und schloss mich in die Arme.

„Geht es dir gut? Oh mein Gott, ich kann es nicht glauben, dass du dort drin warst. Du hast meine Schwester gerettet. Ich-"

„Atme bitte einmal durch", sagte ich lächelnd.

„Schatz, ich verstehe dich, dass du dich freust. Ich freu mich auch und bin unglaublich froh, dass Dad wieder Zuhause ist, aber er muss jetzt ins Bett", sagte Ginny.

„Gin, lass ihn doch. Ich kann mich auch auf das Sofa legen"

„Na gut", sagte sie seufzend und kochte mir einen Tee, während Albus sich neben mich setzte. Dann ging sie hoch, um nach Marie und James zu sehen.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt