89 - Schock (Teil 1)

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Zwei Wochen später herrschte in unserem Haus das reinste Chaos. Immerhin blieb nur noch eine Woche bis alle wieder nach Hogwarts zurückfahren würden, aber Ginny wollte schon immer vorher sicherstellen, dass die Wäsche gewaschen war und sie alles besorgt hatten, was sie für das nächste Schuljahr brauchen würden.

Was mir immer noch Sorgen bereitete, war Lily. Ich spürte, dass sie sich anstrengte, sich uns gegenüber normal zu verhalten, aber dennoch saß sie bei jeder Mahlzeit verkrampft am Tisch und schloss sich häufiger in ihr Zimmer ein, um aufzuräumen oder um sich auf das nächste Schuljahr vorzubereiten. Manchmal sah ich sie im Garten, wie sie eine Runde mit ihrem Besen flog und das wiederum, tat sie immer, wenn sie ihren Kopf frei kriegen wollte.

Früher wäre ich sofort zu ihr gegangen und hätte sie gefragt, ob alles in Ordnung ist, aber ich wollte ihr etwas mehr Freiraum geben.

Ich streifte gerade durch das ganze Haus, als Albus zu mir kam. Er sah sehr blass aus.

„Dad, ich muss mal mit dir sprechen, aber nicht hier. Können wir kurz in mein Zimmer gehen?"

„Natürlich", sagte ich und stellte den fertigen Wäschekorb im Flur ab.

„Okay", sagte Albus und schloss die Tür hinter sich. „Das wird jetzt vermutlich alles verändern"

Ich fragte mich, was er mir sagen wollte. Anstatt rot anzulaufen oder irgendwas zu sagen, zog er etwas aus seiner Tasche. Ich erkannte sofort, was es war und mir stockte der Atem.

„Ist der von Mum?", fragte er mich und hielt mir einen Schwangerschaftstest hin. Ich dachte sofort, dass es der Alte von Marie sein könnte, aber ich erinnerte mich noch mehr als genau daran und dieser Schwangerschaftstest sah definitiv anders aus.

„Warte mal Albus", sagte ich und rechnete nach.

Der Test konnte wirklich von Ginny sein. Immerhin war unser letztes Mal erst zwei Wochen her und dieser Test sah sehr frisch aus.

„Ich hole deine Mutter"

„Harry, fahr bitte mal einen Gang runter. Ich habe gestern Abend meine Tage bekommen. Du kannst ja gerne nachsehen, wenn du mir nicht glaubst"

Albus verzog sein Gesicht.

Ich konnte nicht erleichtert aufatmen, denn das musste heißen, dass der Test wohl jemand Anderem gehören musste und ich war mir in diesem Moment ziemlich sicher, dass wir alle drei denselben Gedanken hatten.

„Ich glaube dir ja, Gin, aber wenn er nicht von dir ist, dann..."

Ginny ließ sich die Wand nach unten sinken. Albus tat es ihr gleich.

„Wie und wo hast du diesen Test eigentlich gefunden?", fragte ich ihn.

„Im Badezimmer. Er lag versteckt hinter der Toilette"

Ich atmete durch und war einem Nervenzusammenbruch nahe.

„Dad", sagte Albus. „Ich habe dich gewarnt"

„Ich weiß", sagte ich. „Ich bin bloß nicht so scharf darauf jetzt Opa zu werden"

„Oh Gott, Harry", sagte Ginny.

„Scheiße", sagte ich.

„Also ich glaube, ich werde der beste Onkel aller Zeiten"

„Albus, das ist nicht witzig", sagte ich. „Sie sind gerade mal volljährig und sie sind noch nicht mit der Schule fertig. Sie haben Pläne"

„Tja, jetzt ist es zu spät", sagte Albus.

„Hört mal, wir wissen doch gar nicht, ob das alles stimmt, vielleicht ist das auch einfach ein blöder Scherz. Harry, was machst du?"

Ich riss die Tür auf.

„Wonach sieht es denn aus? Ich werde jetzt meinen Sohn und Abby holen und dann stell ich die beiden zur Rede"

Ich wusste nicht, wie ich richtig reagieren sollte. Ich war geschockt, verängstigt und wütend zugleich. Hatte ich James nicht immer wieder klar gemacht, wie wichtig es in seinem Alter war, zu verhüten? Habe ich zu viel mit ihm durchgehen lassen? War ich nicht streng genug zu ihm gewesen?

Ich versuchte Ruhe zu bewahren und klopfte an James' Tür.

„Kommt bitte mal raus, ich muss euch beide mal sprechen", sagte ich in einem neutralen Ton.

James öffnete die Tür und sah mich ungläubig an.

„Was hab ich ausgefressen?", fragte er lässig und überrascht zugleich.

„Komm bitte mal mit und Abby, du kommst  auch mit"

Ich sah den beiden nicht ihn die Augen, sondern ging schnurstracks auf Albus' Zimmer zu. Sie folgten mir stumm und als wir im Zimmer waren, nahm ich Albus den Test aus der Hand und gab ihn James.

„Ich möchte eine Erklärung von euch", sagte ich ruhig, aber hätte am liebsten losgebrüllt.

James starrte zuerst ungläubig den Test an. Es herrschte solange eine angespannte Stille im Raum, bis er sich zu seiner Freundin drehte.

„Abby? Ist... ist das wahr... bist du schwanger?"

Jetzt sahen wir alle Abby an und dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hätte: Sie schüttelte sofort den Kopf.

„Der Test ist nicht von mir", sagte sie und lief rot an. „Ich habe gerade meine Periode und ich habe seit ich mit James zusammen bin, jeden Tag den Trank genommen. Wir haben erst letzten Monat eine neue Flasche zusammen gekauft"

„Das stimmt", pflichtete ihr James bei.

Ich wusste zwar, wie unangenehm ihr das sein musste, aber ich war mir nicht sicher, ob ich dem Glauben schenken konnte, aber als ich sah, wie James erleichtert aufatmete und ihr durch die Haare strich, musste ich ihnen glauben. Warum sollte mich Abby anlügen? Sie war schließlich immer sehr ehrlich zu mir gewesen.

„Aber, Dad", sagte Albus und sah mich an.

In seinem Blick lag Angst und Sorge. Ich sah erst zu Ginny, die genau den gleichen Blick aufhatte wie er, und dann sah ich zu Albus zurück und sprach die folgende Frage aus:

„Von wem ist der Test denn dann, wenn er nicht von Abby ist?"

Stille. Danach bemerkte ich, wie sich alle Augenpaare auf die Tür richteten.

„Von mir", sagte eine Stimme, die von der Tür kam. „Lass Abby und James in Ruhe, Dad. Der Schwangerschaftstest ist von mir"

Ich starrte Lily an.

„Ich bin schwanger."

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt