5 - Nur ein Alptraum

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Ein lauter Aufschrei hallte durch den ganzen Flur. Es kam aus Albus' Zimmer und sofort waren Ginny und ich aus dem Bett gesprungen. Zuerst dachten wir, es wäre ein Scherz gewesen, doch als wir Albus zitternd und keuchend auf dem Bett sitzen sahen, wurde uns ganz anders.

„Hey, was ist denn los?", fragte ich und kniete mich neben sein Bett.

„Ich glaub ich...ich hab sie gesehen. Sie...sie wollte mich umbringen...glaube ich", stotterte er.

„Wen hast du gesehen?", fragte ich.

„D...Delphi"

Ginny legte ihre Hand auf Albus Stirn und ich tat es ihr gleich. Er glühte wie ein Backofen.

„Harry, er glüht"

„Ich weiß", sagte ich und bemühte mich Ruhe zu bewahren.

„Ok Al, ganz langsam. Was ist mit Delphi?", fragte ich sanft und rückte etwas näher an ihn.

Während Al mir alles schilderte, holte Ginny das Fieberthermometer und wir maßen sein Fieber. Als ich das Ergebnis sah, stockte mir der Atem. Seine Körpertemperatur lag bei 39,7 Grad. So eine hohe Temperatur hatte er noch nie, soweit ich mich erinnern konnte.

„Ginny, hol bitte einen Heiltrank, wir müssen es versuchen unter Kontrolle zu bekommen", sagte ich zu ihr und wieder war sie aus dem Zimmer verschwunden.

„Hast du Schmerzen?", fragte ich meinen Sohn und strich ihm über die Stirn.

„Mein Kopf tut weh, aber es ist nicht schlimm. Du glaubst mir doch, also das mit Delphi, oder?"

Ginny kam wieder rein und er nahm seinen Trank ein.

„Dad?"

„Al, hör zu. Natürlich glaube ich dir, aber Delphi kann hier nicht sein, nicht in unserem Haus. Sie sitzt in Askaban", erklärte ich meinem Zweitältesten.
„Du bist hier sicher und du hast dir das vielleicht nur alles eingebildet oder es war einfach nur ein Alptraum. Sowas kann schon mal vorkommen und du hast ja auch Fieber"

„Ich bin mir aber sicher, dass sie hier war, Dad! Ich hab Angst"

„Das brauchst du nicht, Schatz", versuchte Ginny ihn zu beruhigen. Er saß jetzt aufrecht im Bett und zitterte am ganzen Körper.
„Wir sind hier, dir kann nichts passieren", sagte sie und nahm ihn schützend in den Arm. „Bitte versuch wieder zu schlafen, die Zugfahrt gestern war bestimmt anstrengend und du bist so schon sehr mitgenommen"

„Ich kann nicht mehr schlafen", sagte Al leise. „Ich will nicht mehr schlafen und will auch nicht allein sein"

„Und was ist, wenn ich hier bleibe und warte, bist du wieder eingeschlafen bist?", schlug ich vor und sah meinen Sohn fragend an.
Ich wusste, dass er von der Idee nicht viel halten würde, aber ein Versuch war es wert. Er nickte nur und legte sich wieder hin. Ginny lächelte mich an, küsste ihn und ging wieder aus dem Zimmer.

„Dad?"

„Ja?"

„Kannst du mir bitte mein Kuscheltier aus der Kiste holen, dort drüben. Du weißt schon, den Hasen", sagte er und errötete. Ich wusste, dass ihm das ein wenig peinlich vor mir war, dass er sein Kuscheltier haben wollte, aber ich fand es nicht schlimm.

„Du meinst Hasi? Mit ihm hast du früher immer gekuschelt und hast ihn immer mit zu uns ins Bett gebracht", sagte ich und gab ihm den Hasen.

„Ja, ich weiß", sagte Al und lächelte leicht. „Ich habe immer von einem Monster geträumt, ich weiß bis heute nicht, was es genau war, und dann bin ich immer zu dir und Mum ins Bett gekommen, weil ich nicht schlafen konnte. Da war ich vier. Das waren so schöne Zeiten..."

- Flashback -
2010
„Daddy?", piepste eine leise Stimme an der Tür. Ich war noch nicht richtig wach und stöhnte nur. Dann kam Albus zu mir ans Bett und fragte nochmal nach mir.
Ich machte das Licht an, setzte meine Brille auf und sah, dass Albus weinte. Er hatte sein Kuscheltier in der Hand und sah sehr ängstlich aus.
„Schatz, was ist denn los?", fragte ich und sah ihn besorgt an.
„Ich kann nicht mehr schlafen. Da war wieder das böse Monster und wollte mich fressen", schluchzte er.
Ich sah kurz zu Ginny und merkte, dass sie nun auch wach war.
„Willst du bei uns schlafen?", fragte sie sanft und Albus kam sofort zu uns ins Bett gekrabbelt. Er kuschelte sich an uns und Ginny strich ihm über den Kopf und ich deckte ihn zu.
„Du brauchst nicht mehr weinen, alles ist gut", sagte Ginny beruhigend.
„Aber was ist, wenn das böse Monster nochmal kommt?"
„Es wird nicht nochmal kommen. Mummy und Daddy sind hier", sagte ich und drückte meinen Sohn an mich. „Wir beschützen dich, du brauchst keine Angst haben, alles ist gut".
Eine Weile lagen wir einfach stumm nebeneinander und Albus hatte aufgehört zu weinen. Sein Körper entspannte sich wieder.
„Ich hab euch lieb", flüsterte er und kuschelte sich auch an mich. Er drückte seinen Kopf gegen meine Brust und ich genoss das Gefühl, ihn so nah bei mir zu haben.
„Wir dich auch", sagte Ginny und ich lächelte sie an.
„Wir haben dich ganz doll lieb", flüsterte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Möchtest du einen Schlaftrunk, damit du besser schlafen kannst?", fragte Ginny, doch Albus schüttelte den Kopf. Er hatte schon wieder die Augen zu und Ginny und ich waren froh, dass er sich beruhigt hatte. Als ich merkte, dass er eingeschlafen war, nickte ich Ginny zu und sie machte das Licht aus.
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Ja, ich weiß", sagte ich und lächelte, als ich wieder aus meinen Gedanken in die Realität gekommen war. Manchmal wünschte ich wirklich, dass ich die Zeit nochmal zurückdrehen konnte.

„Brauchst du noch irgendwas anderes?"

„Nein, danke Dad, alles gut", antwortete Al und legte sich wieder hin. Ich beschwor mir einen Stuhl herauf und setzte mich neben ihn an sein Bett und strich ihm über die immer noch glühende Stirn.

„Versuch wieder zu schlafen, ja? Es kann dir hier nichts passieren, Delphi kann dir nichts antun, das werde ich niemals zulassen. Du wirst wieder gesund", versicherte ich ihm und er schloss die Augen mit einem mattem Lächeln auf den Lippen. Als ich wusste, dass er wirklich schlief, nahm ich seine Hand und streichelte sie.

Ich blieb fast die ganze Nacht an seinem Bett sitzen, weil er mir keine Ruhe ließ. Stimmte das wirklich was er gesehen hatte? War Delphi wirklich hier gewesen oder hatte sich Albus das wirklich nur eingebildet? Leider fand ich die ganze Nacht keine Antwort auf diese Frage.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt