92 - Schock (Teil 4 - Lily's Sicht)

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Vor einer Stunde...

Sie wussten es. Mum und Dad wussten, dass ich schwanger war. Scheiße.

Ich stand da, sah auf den Boden und versuchte gleichzeitig mutig zu sein. Auch wenn ich mich weigerte, Dad anzusehen, wusste ich, dass sich in seinem Gesicht eine Mischung aus Wut und Enttäuschung abzeichnen würde.

Ruhig bleiben, Lily. Du musst mutig sein.

Er sagte mir, ich solle ihn ansehen.

Ich sagte Nein.

Er versuchte es nochmal.

Ich sagte wieder Nein.

Und dann fing er an, mich zu fragen, seit wann ich einen Freund habe. Das war der Moment, in dem ich ihm und Mum hätte die Wahrheit sagen können, aber ich brachte es nicht über mich. Also blieb ich stumm.

Mum sagte irgendwas, aber ich hörte nicht mehr zu.

Warum hatte ich eigentlich diesen blöden Test auf dem Klo vergessen? Wie konnte ich nur so bescheuert gewesen sein?

Jetzt brachte ich es über mich, Dad anzusehen. Ich konnte seinen Blick nicht ertragen. Es löste so viel in mir aus. Er fing an zu reden, aber ich hörte ihn schon nicht mehr. Die Angst und die Panik übernahmen die Kontrolle über mich. Ich dachte an das, was vor zwei Wochen passiert war und bemühte mich nicht zu weinen. Ich durfte nicht weinen. Ich musste stark bleiben. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie Verdacht schöpften. Ich würde ihnen niemals erzählen wollen, was mir passiert war. Ich wollte einfach nicht, dass ich ihnen gegenüber zeigte, was für eine schwache, wehrlose Tochter sie in die Welt gesetzt hatten.

Ich bekam noch mit, wie Dad sagte, er sei enttäuscht von mir und ich sollte auf mein Zimmer gehen und ihm dann sagen, wer mein Freund ist. Ich merkte, dass ich gleich umkippen würde, denn mir war unendlich mulmig und schwindelig und übel, aber ich sagte, es sei nicht fair. Dann wurde plötzlich alles schwarz und irgendwie hatte ich die stille Hoffnung, dass dieses Grauen, das seit zwei Wochen mein Leben beherrschte endlich ein Ende hatte...

Vor 40 Minuten...

Ich kam wieder zu mir und realisierte, dass ich in einem weißen Raum lag. Es sah aus, wie ein Krankenhauszimmer. Dann merkte ich, dass meine Beine klebten.

„Lily?", fragte mich eine ruhige freundliche Stimme. „Kannst du mich hören?"

„Ja", sagte ich leise. „Was ist passiert?"

„Streng dich nicht an, bleib einfach nur wach", sagte sie.

Ich merkte, wie man mir meine Sachen auszog und ich bekam Panik. Es fühlte sich genau so an, wie...

„Aufhören!", schrie ich. „Bitte aufhören!"

Die anderen Personen im Zimmer, die so aussahen, als wären sie Heiler, hielten in ihrer Bewegung inne.

„Bitte, tut mir nicht weh, bitte nicht nochmal"

„Es ist alles in Ordnung, Lily. Du bist im Krankenhaus. Deine Mum und dein Dad sind vor der Tür. Wir tuen dir nicht weh"

Die Heilerin, die sprach, wies ihre Kollegen an, weiter zu machen und sie hockte sich neben mich.

„Du hast ganz viel Blut verloren, aber ich verspreche dir, dass alles wieder gut wird. Wir ziehen dir nur was Neues an und machen dich etwas sauber. Keiner sieht etwas, was dir unangenehm sein könnte", sagte sie und ich war etwas beruhigt.

Nachdem ich umgezogen war, gingen die anderen Heiler raus, sodass ich mit der Heilerin allein war.

„Ich habe eben vergessen, mich dir vorzustellen. Ich bin Regina Brown", sagte sie und setzte sich auf einen Stuhl neben mein Bett.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt